Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Wernicke, Konrad: Olympische Beiträge, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0140
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
OLYMPISCHE BEITRÄGE

III. Die Proedria und der Hellanodikeon.
Fiir die Hellanodiken lag der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in Olympia.
Mochten sie auch in der Stadt Elis die gymnastischen Vorübungen der angemel-
deten Bewerber zu überwachen haben (Paus. VI 24, iff.), so begannen ihre wich-
tigsten Obliegenheiten doch erst mit ihrer Übersiedelung nach Olympia. In ihren
Händen lag die oberste Leitung der Spiele; gegen ihre Entscheidung gab es nur
eine Appellation an die βουλή1; sie mufsten jedenfalls schon Wochen lang vor dem
eigentlichen Beginn der Spiele in Olympia anwesend sein. Bei dieser Lage der
Dinge ist es natürlich, zu fragen, in welcher Weise an Ort und Stelle für die Unter-
kunft dieser obersten Behörde gesorgt war. Zunächst sind wir berechtigt, Auskunft
über diesen Punkt von der ausführlichen Beschreibung Olympias bei Pausanias zu
erwarten. Aber so klar dieser sich auch über die Art ausspricht, wie die Hellano-
diken in Elis untergebracht waren, — in Olympia erfahren wir zwar von ihm, wo
die Athleten wohnten (VI 21, 2), hören von einem Amtshaus für die ίίεηκόλοι, jedoch
wo die Hellanodiken hausten, sagt er nicht. Dies Schweigen ist so auffallend, dafs
wer versucht, den Platz des Hellanodikeon in Olympia durch Combination ausfindig
zu machen, zugleich verpflichtet ist, für die Auslassung bei Pausanias eine Erklärung
zu finden. Nun pflegt man zwar mit gutem Grunde anzunehmen, dafs das (von
Pausanias wiederholt genannte) Leonidaion zur Unterbringung vornehmer Gäste be-
stimmt war; die grofse Menge der Festteilnehmer lagerte sich jedenfalls in Zelten
oder auch unter freiem Himmel im Alpheiostal; aber wo die Hellanodiken Woh-
nung nahmen, ist bisher nicht gelungen, überzeugend nachzuweisen.
Ehe wir jedoch versuchen, in Olympia danach Umschau zu halten, ist es
ratsam, einen Blick auf die entsprechenden Verhältnisse in Elis zu werfen, weil wir
dort bei Pausanias (VI 24, 1 ff.) bestimmte Angaben finden. Die von Pausanias mit
den Hellanodiken in Verbindung gebrachten Baulichkeiten gruppiren sich dort um
die Agora. Wir hören von der Agora, dafs sie an allen Seiten von Strafsen (άγυιαί)
eingefafst war und vier Gebäude enthielt: die drei Tempel des Apollon Akesios, der
Chariten und des Silenos und das tempelähnliche angebliche Grab des Oxylos; das
έργαστήριον der sechzehn Peplosweberinnen lag vielleicht nicht auf, sondern nur an
der Agora. Aufserdem blieb noch freier Platz genug, dafs man ihn zu Reitübungen
benutzen und geradezu als Hippodromos bezeichnen konnte. An der Agora lagen
mehrere Säulenhallen, und zwar im Süden eine in dorischem Stil erbaute Stoa, die

J) Paus. VI 3, 7; Μ. Η. E. Meier, Artikel Olymp. Spiele in Ersch u. Grubers Encyclop'ädie 3. Sect.
III S. 311 ff.
 
Annotationen