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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 4
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Wernicke, Konrad: Olympische Beiträge, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0204
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OLYMPISCHE BEITRÄGE
IV. Das Gymnasion.
Gymnasion und Palaestra von Olympia beschreibt Pausanias VI 21, 2 mit
folgenden Worten: έν τω γυμνασίω τω έν 'Ολυμπία πεντάθλοις μεν καθεστήκασιν έν αυτω
και δρομεΰσιν αί μελέται, κρηπις δέ έν τω ύπαίθρω λίθου πεποίηται· τδ δέ ές αρχής και τρό-
παιον κατά Αρκάδων έπι τη κρηπΐδι είστήκει. εστι δε και άλλος έλάσσων περίβολος έν αριστερά
της εσόδου της ές τδ γυμνάσιον, και αί παλαΐστραι τοΓς άθληταΐς είσιν ένταυθα. τής στοάς οέ
τής πρδς τδν άνίσχοντα ήλιον του γυμνασίου προσεχείς τω τοίχω των αθλητών είσιν αί
οικήσεις, έπί τε άνεμον τετραμμεναι Αίβα και ήλιου δυσμάς. Im letzten Jahr der deutschen
Ausgrabungen sind diese Anlagen zwischen der Westaltismauer und dem Kladeos
zum gröfsten Teil aufgedeckt und im 5. Bande der »Ausgrabungen« S. 40ff. kurz
und klar von P. Graef besprochen worden. Über die Bestimmung der einzelnen
um den Säulenhof der Palaestra gruppirten Räume äufsert sich Graef sehr vor-
sichtig und zurückhaltend. Andere1 gingen darin weiter und versuchten an der
Hand des Vitruvius wenigstens einem Teil der Räume bestimmte Namen zu geben.
Da sich jedoch die Meinungen sehr weit von einander entfernen, so verlohnt es
sich der Mühe, den Versuch noch einmal zu wagen, zumal die Palaestra von
Olympia als die älteste erhaltene Anlage dieser Art naturgemäfs ein besonderes
Interesse in Anspruch nimmt.
Auch ich gehe hierbei von den ausführlichen Vorschriften des Vitruvius
(V 11) aus. Er nennt die Anlage, welche er beschreibt, palaestra. Mit Recht ist
mehrfach2 hervorgehoben worden, dafs dieser Ausdruck nicht genau sei; beschrieben
wird vielmehr ein Gymnasion, dessen Teil, wie es sich gehört, eine Palaestra bildet.
Aber diese Vermischung beider Bezeichnungen ist namentlich in römischer Zeit
nicht ohne Beispiel, und für die Sache kommt sie nicht in Betracht. Vitruv bemerkt
am Anfang seiner Beschreibung, die palaestra entspreche zwar nicht der italischen
Sitte3, er wolle aber doch die Art, wie die Griechen sie construirten, erläutern.
Dafs er dabei eine ganz bestimmte Anlage im Auge hat, die er als Musteranlage
betrachtet, geht mit unwidersprechlicher Deutlichkeit aus der Schilderung selbst
hervor. Denn warum gerade Korykeion und Konisterion rechts, Elaiothesion aber
und Frigidarium links vom Ephebeion liegen sollen und nicht umgekehrt, wäre

]) Ad. Bötticher, Olympia S. 364. Flasch, Bau-
meisters Denkm. S. 1104 O.
2) z. B. von Hermann -Blümner, Lehrb. d. griech.
Privatalterth. S. 340, 3.
3) Hierzu stimmt sehr gut, dafs, wie man leicht

sieht, dem Schriftsteller für die der Gymnastik
gewidmeten Räume keine lateinischen Ausdrücke
zur Verfügung stehen, während er in der Bade-
anlage durchweg die römischen Bezeichnungen
anwendet.
 
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