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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 1
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Studniczka, Franz: Herakles bei den Leichenspielen des Pelias auf der Kypseloslade
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Hauser, Friedrich: Ein mykenischer Stierfries
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0064
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Hauser, Ein mykenischer Stierfries.

unserer Stelle ist episch bedeutungslos — oder die νύσσα auf21, die meta, um
welche die Gespanne, bei Homer nur ein Mal, zu wenden haben; da aber dieser
kritische Wendepunkt aufserhalb der Sehweite der Festversammlung lag22, setzte er
den alten Phoinix daneben, dafs er als Vertrauensperson über der strengen Einhal-
tung der Kampfregeln wache. Dasselbe Amt ist es, welches Herakles bei dem
Wettrennen der Argonauten übernommen hat; er vertritt so zugleich die Zielsäule,
welche z. B. Klitias bei den Leichenspielen für Patroklos nicht vermissen lässt.
Hier hat auch der von Klein3 richtig gedeutete Flötenspieler seine angemessene
Stelle: er gibt ein Signal, wie es noch im olympischen Hippodrom beim Wenden
um die νύσσα, einerlei zu welchem Zweck, ein Trompeter gab23. Ähnlich erteilt
auch der Flötenspieler zwischen den aufeinander losgehenden Faustkämpfern Mopsos
und Ampykos das Zeichen zum Beginn des Kampfes, wozu der Perieget anmerkt,
dafs noch in seiner Zeit zum Sprung im Pentathlon die Flöte erklang24.
Mit dieser Deutung des Herakles haben wir zugleich einen wichtigen Zug
eines alten Argonautenepos wiedergewonnen, auf das es, beiläufig bemerkt, auch
zurückgeht, wenn das Wagenrennen mit homerisch-ionischen25 Zweigespannen, nicht
mit Viergespannen stattfindet, die doch, wie das Gefährt des Herakles im Hydra-
bilde lehrt, dem Künstler keineswegs fremd waren26.
Freiburg i. B. Franz Studniczka.

EIN MYKENISCHER STIERFRIES
Die Histoire de Γart von Perrot und Chipiez giebt im Band VI S. 646 eine
neue gute (auf S. 55, verkleinert und in anderer Stellung, wiederholte) Abbildung
eines aus der Elgin’schen Sammlung in das Brittische Museum übergegangenen Re-
lieffragments, das bereits in dem Catalogue of Sculpture I von A. H. Smith zu no. 5
veröffentlicht und dessen Darstellung dort als »he ad and shoulder of a rampant Hon«.
bezeichnet war. Das Stück ist im Museum in der Stellung angebracht1, wie es die
früheren Abbildungen zeigen, nemlich so, dafs das kleine Stück von erhaltenem
Plattenrand links schräg ansteigt. Diese Aufstellung begünstigte die Annahme, dafs
das Fragment von einer Platte in Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks stamme,

2I) Vgl. V. 309. 323. 332. 333. 338. 344. 466.
--) V. 450. 458ff. vgl. Schol. Ven. B. zu 353.
23) Pausan. 6, 13, 9, vgl. Pollak a. a. O. S. 72 f.
24) Pausan. 5, 17, 10.
2δ) S. z. B. die Sarkophage von Klazomenai, wo ja
auch die achtspeichigen homerischen Wagen-
räder im Gebrauche geblieben sind, vgl. Jahr-
buch V 1890 S. 147.

26) Das hätte Furtwängler , Meisterwerke S. 732, 2,
abhalten sollen, die συνωρίοες »ungenauem Sehen«
zuzuschreiben.
J) Herr Murray hat die Güte mir mitzutheilen, dafs
er die Platte herausnehmen und entsprechend
dem Resultate der folgenden Auseinandersetzung
anbringen lassen wolle.
 
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