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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 3
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Brüning, A.: Über die bildlichen Vorlagen der ilischen Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0149
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UBER DIE BILDLICHEN VORLAGEN
DER ILISCHEN TAFELN

Die unter dem Titel »Griechische Bilderchroniken« von Otto Jahn und
Michaelis veröffentlichten Relieftafeln (Bonn 1873), deren Kreis sich seitdem noch
durch mehrere andere verwandte Bildwerke erweitert hat1, führen uns eine Reihe
von Bildern kleinsten Mafsstabes vor, in welchen die Figuren nur in den gröbsten
Umrissen sichtbar sind. Diesen Zustand der Reliefs hat man verschieden erklärt.
Jahn2 war der Meinung, dafs die Tafeln stark verletzt und abgestofsen auf uns ge-
kommen seien. Schöne 3 dagegen spricht die Ansicht aus, dafs wir unfertige
Arbeiten vor uns hätten. »Augenscheinlich hat der Verfasser zuerst, um das
Schwierigste, die Einteilung, zu sichern, alle die Darstellungen flüchtig angegeben
und alsbald die Inschriften beigefügt, um sich das Ganze übersichtlich zu machen.
Daher kommt es, dafs einige wenige Stellen in der Mitte und oben ausgenommen,
nirgends eine Figur bestimmt umrissen erscheint, dafs alle Contouren, auch die
tiefstliegenden, bei denen selbst die Möglichkeit einer Bestofsung ausgeschlossen ist,
schwimmend und undeutlich sind, obgleich an vielen Stellen der frische Schnitt in
dem weichen Material (sog. Marmor Palombino) sicher zu erkennen ist.«
Berücksichtigen wir jedoch, dafs sämtliche bis jetzt aufgefundenen Relief-
tafeln die gleiche mangelhafte Ausführung der Bilder zeigen, so ist es wohl wahr-
scheinlicher, dafs überhaupt die plastische Arbeit an den Reliefs nur die hauptsäch-
lichsten Umrisse geben, die letzte Vollendung der Bilder aber dem Maler zukom-
men sollte. Selbst flüchtige Bemalung würde immerhin noch gröfsere Deutlichkeit
geben als eine eingehendere plastische Behandlung solcher minutiösen Figuren.
Ebenso weisen die schon zugefügten Inschriften auf eine abschliefsende Thätigkeit
des Bildhauers hin; gewifs sollten auch noch diese, welche nicht sehr tief mit dem
Grabstichel eingraviert sind, durch weitere Ausführung in Farbe gröfsere Deutlich-
keit erhalten.
Unser Hauptinteresse erwecken naturgemäfs die Tafeln mit Darstellungen
aus dem troischen Sagenkreise zumal der Ilias, die ja auch der Zahl nach alle
übrigen verwandten Reliefs hinter sich zurücklassen. Nun bemerkt schon Jahn,
dafs ein grofser Teil der Bilder mit der Erzählung der Ilias nur in den gröbsten

!) a. Tarentiner Fragment, abgeb. Ann. dell’ Inst.
1875 tav. d’agg. Ma.
b. Bruchstück aus Tivoli im Cabinet de
Thierry, abgeb. Rayet, Etud. d’archeol. Taf. 3.
c. Zwei Fragmente (Schild d. Achill) im
3) Arch. Zeit.

Museo Capitolino, abgeb. Rom. Mitt. VI Taf.
4—6.
d. Relieftafel unbekannten Aufbewahrungs-
ortes, abgeb. Mon. dell’ Inst. Suppl. Taf. 31.
2) Griech. Bilderchr. S. 1.
1866 S. 157.
 
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