Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Wernicke, Konrad: Olympische Beiträge, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0148
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wernicke, Olympische Beiträge. III. 135

liehe Sieger im Triumph aus dem Hippodrom in die Altis zu ziehen gedachte, ent-
sprach der Hellanodikeon am besten den Z\vecken des Kaisers. Es ist möglich,
dafs ihm eine Feuersbrunst zu Hilfe kam und die Hellanodiken aus ihrem bisherigen
Heim vertrieb; jedenfalls ward der bisherige Hellanodikeon zum Kaiserquartier um-
gebaut. Dies konnte natürlich nur geschehen, wenn die Hellanodiken anderweitig
untergebracht wurden, denn sie waren nun einmal bei dem Feste nicht zu ent-
behren. Ob sich Nero ihnen besonders verpflichtet gefühlt hat, wie Flasch her-
vorhebt, will ich nicht untersuchen; ich glaube aber zeigen zu können, in welcher
Weise für sie gesorgt wurde. Wie wir sahen, wurde der Theekoleon in römischer
Zeit zu mehr als doppelter Gröfse erweitert. Dafs dies in neronischer Zeit geschah,
ist allerdings nicht nachweisbar, aber der Grund ist doch schwerlich ein anderer
gewesen, als die Verdoppelung der Hausbewohner, zumal man den älteren Bau ziemlich
unangetastet liefs und wesentlich nur durch Anbauten vergröfserte. Es erklärt sich
dies am besten durch die Annahme, dafs das vergröfserte Gebäude auch die ob-
dachlos gewordenen Hellanodiken aufzunehmen bestimmt war, für die sich kaum
ein anderer passender Platz finden wird. Auf die Hast, mit der für die neronische
Olympiade der Vergröfserungsbau fertig gestellt werden mufste, deuten auch ver-
schiedene Flüchtigkeiten der Ausführung hin, z. B. das Vorkommen von gefurchten
und ungefurchten Säulen neben einander. Dafs der so vergröfserte Bau den alten
Namen Theekoleon beibehielt und der Name Hellanodikeon in Olympia in Ver-
gessenheit geriet, wird Niemand Wunder nehmen. Zu Pausanias’ Zeit gab es in
Olympia keinen Hellanodikeon mehr, sondern die Hellanodiken wohnten im Theeko-
leon; so konnte der Perieget auch keinen Hellanodikeon erwähnen. Man könnte
nun vielleicht noch auffallend finden, dafs Pausanias jenes Bauwerk, das früher
Hellanodikeon gewesen und später Nero als Absteigequartier gedient hatte, mit
keinem Worte erwähnt. Aber das Auffallende dieser Tatsache wird schon bedeu-
tend abgeschwächt durch die Bemerkung, dafs der Perieget mit der Erwähnung
römischer Monumente überhaupt sehr sparsam ist. Hier können noch besondere
Ursachen mitgesprochen haben. Es ist nicht erweislich, dafs nach dem Taumel
der neronischen Olympiade das Nerohaus wieder benutzt ist. Die folgenden Kaiser
waren nicht in Olympia, und so mochte das Nerohaus ein unbenutzt verfallendes
Gebäude sein, das nicht der Erwähnung wert schien. Von einer späteren Wieder-
benutzung zeugt allerdings der zweite römische Umbau, aber dieser fällt lange nach
der Zeit des Pausanias; der Perieget kann nur das Nerohaus gesehen haben, von
dessen einstiger Bestimmung als Hellanodikeon er keine Ahnung mehr hatte.
(Fortsetzung folgt.)
Halle a. S. Konrad Wernicke.

Jahrbuch des archäologischen Instituts IX.

IO
 
Annotationen