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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 1
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Studniczka, Franz: Herakles bei den Leichenspielen des Pelias auf der Kypseloslade
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0062
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^2 Studniczka, Herakles bei den Leichenspielen des Pelias auf der Kypseloslade.

Recht haben, von Pausanias eine so pedantische Einhaltung des im Ganzen befolgten
Princips seiner Beschreibung zu fordern, von dem er auch sonst Ausnahmen macht,
so oft es ihm zweckmäfsig scheint. Da aber, wie eben bemerkt wurde, das von
Brunn angeführte Beispiel, die Abfolge der Gespanne bei den Leichenspielen, auf
Irrtum beruht, will ich zwei völlig gesicherte beibringen.
Nach Erwähnung des, wie Brunn erkannt hat8, irrtümlich zu den Athla ge-
zogenen von Iolaos gelenkten Viergespanns lesen wir9: το δέ από τούτου αγών μεν έπΐ
Πελία πέπαυται, την υδραν δε, το έν τω ποταμω τη Άμυμώνη θηρίον ' Ηρακλεΐ τοςεύοντι
’ Αθήνα παρέστηκεν. Dafs diese Ausdrucksweise nicht, wie Löschcke wollte10, der An-
ordnung der Figuren von rechts nach links folgt, geht klärlich daraus hervor, dafs
dann jenes Gespann des Herakles von seinem Herrn durch das Ungetüm getrennt
wäre11. Richtig liefs schon Overbeck das Bild nach der bekannten Amphora12
zeichnen, dem sich jetzt das Giebelrelief der Akropolis und vielleicht ein den argi-
vischen verwandtes Bronzerelief vom Ptoion13 zugesellen. Dasselbe Anheben der Be-
schreibüng mit der charakteristischen Hauptfigur, nicht mit der ersten in der Reihe,
wiederholt sich beim Medeabilde des zweiten Streifens: Μήδειας δέ έπ! θρόνου καθη-
μένης Τάσων έν δεςία, τη δε Αφροδίτη παρέστηκε14; hier ist also die mittlere Figur, Medea,
zuerst und — da die Beschreibung von links nach rechts geht — die erste, Aphrodite,
gar an letzter Stelle genannt. Es hat also nicht die geringste Schwierigkeit, auch
in unserem Fall anzunehmen, dafs Herakles, die unzweifelhafte Hauptfigur, vor dem
Flötenspieler hinter seinem Stuhle genannt wird, obwohl dieser dem von rechts vor-
gehenden zuerst aufstiefs.
Damit fällt die Grundlage der Umdeutung, und übrig bleiben nur ihre heil-
losen Schwierigkeiten. Wenn der Thronende der Abfahrt des Amphiaraos zuge-
kehrt war, wie kam Pausanias dazu, ihn zu den nach links bewegten Argonauten-
gespannen zu ziehen, und was soll der ihm beigegebene Flötenspieler bei der
düsteren Familienscene15? Uber die nicht minder fatale Frage, wie denn der
Perieget auf den Gedanken kam, ihn Herakles zu nennen, hilft sich Pernice mit dem
Vorschlag hinweg, der Stab, den die entsprechende Figur der Vasenbilder zu halten
pflegt, möge für die Keule des Herakles versehen worden sein! Pis ist vielmehr
klar, dafs der Name daneben stand, was schon aus der Bemerkung hervorgeht, der
»Flötenspielerin« fehle die Beischrift. Der Künstler konnte eben hier nicht, wie im
Hydrabilde, den Namen des Herakles entbehren, denn es stand ihm gar kein an-
deres Mittel zu Gebote, den thronenden Mann im Festgewande als solchen kennt-
lich zu machen, da das Löwenfell, welches ihm Overbecks Reconstruction ge-
geben hat, der korinthischen Kunst zu Beginn des sechsten Jahrhunderts noch
fremd war16.

9) Pausan. 5> 17, n.
10) Arch. Ztg. XXXIV S. 113, 17.
n) Jahrbuch 1886 I S. 88, 7.
12) Gerhard, A. V. II Taf. 95.
13) Btill. de corr. hell. 1892 Taf. 11 S.363 Holleaux.

H) Pausan. 5, 18, 3.
15) Vgl. Overbeck und Brunn a. a. O. (s. Anm. 5
und 6).
16) Vgl. Furtwängler, Roschers Lexik. I Sp. 2x43,
Über die Zeit der Kypseloslade haben sich
 
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