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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 3
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Graef, Botho: Die Köpfe der Florentiner Ringergruppe
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0133
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X20 Graef, Die Köpfe der Florentiner Ringergruppe.

menta nobilium signorum« Romae 1638 auf Taf. 87 zu erkennen. Bei De Cavalleriis
spricht auch die etwas unregelmäfsigere Form der Felsbasis dafür. Wir wissen
nun, wie Dütschke S. 137 richtig ausführt, dafs gleich nach der Auffindung der
Niobiden man einiges, so gut es aus dem vorhandenen ging, ausflickte. Da nun
De Cavalleriis die Statuen sonst noch in unergänztem Zustande abbildet, so mufs
dieser falsch aufgesetzte Kopf bereits zu jenen frühesten Ergänzungen gehören, er
ist also höchst wahrscheinlich auch schon mitgefunden2. Aber mit den Niobiden
ist ja manches zusammengefunden. Das kann also bei der Verschiedenheit des
Typus garnichts beweisen.
Köpfe von diesem Typus haben wir nun also im Ganzen drei, zwei auf
den Ringern und einen auf 253. Von diesen entfällt einer, nämlich der des oberen
Ringers als moderne Copie von 253. Der Kopf hat zwar eine ergänzte Nase,
aber man würde ihn sonst auch, ohne das Vorbild zu kennen, für modern halten
müssen: Dafs das Haar im Vergleich mit dem unteren sehr flach gearbeitet ist, be-
merkt auch Dütschke. Während der untere Kopf sorgfältig ausgearbeitete, durch
tiefe Furchen von einander geschiedene Haarlocken hat, sind diese bei dem oberen
ganz flach und nirgends zu gerundeten Strähnen ausgearbeitet, sondern durch
Ebenen, die in Kanten Zusammentreffen, begrenzt. Sie sehen daher aus, wie mit
einem Messer in weichem Material geschnitten. Derartige antike Haare kenne ich
nicht, wohl aber scheint das die übliche Art der Haarbehandlung in einer be-
stimmten Zeit der Renaissance gewesen zu sein. Sie ist die Regel bei den Ergän-
zungen in Florenz und findet sich z. B. übereinstimmend an dem Kopfe des Floren-
tiner Dornausziehers, dessen moderner Ursprung bei dem Zustande der Statue nicht
bewiesen zu werden braucht (Dütschke 150). Von Renaissanceskulpturen in Berlin
bietet das beste Beispiel dieser Haarbehandlung der dem Michelangelo zugeschrie-
bene Giovannino nr. 209. — Der Kopf des oberen Ringers ist nun aufserdem mit
dem Hals, welcher bis an die Schlüsselbeine reicht, aus einem Stück ge-
arbeitet, wäre er also von einer anderen Statue abgebrochen, so wäre diese Länge
auffallend, da man doch die Bruchstelle mehr nach der Mitte des Halses erwartet;
er müfste ja aber noch länger gewesen sein, da ihn jetzt eine grade Schnitt-
fläche begrenzt, also der unregelmäfsige Bruch abgearbeitet sein müfste. Auch
die Biegung des Halses, welche zu dieser Figur pafst, wäre recht auffallend bei
einem zufällig wo anders herstammenden Kopf. Nun ist ferner die nicht polierte
Oberfläche des Kopfes ganz ohne jede Verletzung oder Einwirkung des Klimas.
Wer angesichts des Originals hiernach noch an dem modernen Ursprung zweifeln
möchte, den wird nun der Vergleich mit dem Kopfe von 253 überzeugen: die
Köpfe stimmen bis ins Einzelnste genau überein, selbst eine solche Eigenheit, wie
dafs jederseits, und zwar rechts stärker als links, eine Haarlocke bis in das Ohrloch

2) Diese Betrachtung lehrt zugleich — da man Exemplar 267 erst später hinzugekommen ist.
für den ersten Gesamtfund der Niobiden keine Über den Bestand der Niobiden soll im Zusam-
Doubletten wird annehmen können — dafs das menhang anderer Untersuchungen über diese
Statuengruppe demnächst gehandelt werden.
 
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