Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI issue:
Nr. 4
DOI article:
Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0202
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kjellberg, Klazomenische Tonsarkophage.

193

oft mit einer Palmetten-Lotoskette geschmückt sind, deren im Verhältnis zu den
Palmetten sehr große, zweiblättrige Blüten eine ähnliche Form haben35. Auch die
Lotosblüten einiger der in der Gegend von Capua zutage gekommenen Stirnziegel
aus Terrakotta36, die P'urtwängler für Denkmäler der chalkidischen Kleinkunst
erklärt37, und diejenigen auf süditalischen Bronzefunden28, die man gleichfalls mit
chalkidischer Kunstübung in Verbindung gesetzt hat29, kommen diesem Typus nahe.
Doch sind die Lotosblüten auf den letztgenannten Denkmälern dreiblättrig und haben
etwas von der hohen schlanken Form auf den klazomenischen Sarkophagen und den
chalkidischen Vasen eingebüßt. Diese vornehme Form, die auf dem Sarkophag in
Stockholm ihre vielleicht künstlerisch vollendetste Ausbildung gefunden hat, ist
schon früh von der attischen Ornamentik übernommen worden30, ob durch Vermitt-
lung der chalkidischen oder direkt aus der kleinasiatisch-ionischen Kunst, mag
vorläufig dahingestellt bleiben. Auf kleinasiatischem Boden begegnet uns eine sehr
ähnliche Form auf einem neulich in Pergamon ausgegrabenen architektonischen,
bemalten Tonrelief archaischen Stils31.
Die Blüten unseres Sarkophags sind durch ein horizontales und zwei in
stumpfem Winkel sich begegnende weiße Bänder, die Knospen nur durch dieses
letztere Winkelband32 geteilt33. Die spitzen, langgezogenen Blätter enden in eine
nach unten sich aufrollende Spirale34 und umschließen eine fünf- bezw. sechsblättrige
Palmette35, die von konzentrischen Kreisen getragen wird. An der Knospe, die,

Sarkophags, eines wahren Kabinettstücks ionischer
Dekorationsmalerei, von dem hochentwickelten
Formensinn der Künstlerkreise, in deren Mitte
dies Monument entstanden ist, ein beredtes
Zeugnis abgibt.
25) Vgl. Gerhard, Auserl. Vasenb. II Taf. 105/6;
III 190/91; Roulez, Choix deVases, Taf. 5.
26) Minervini, Terrccotte del Museo Campano tav.XVIII,
1; XXIII; Walters, History of ancient pottery I
PI. II, 2; vgl. Furtwängler, Meisterwerke 253.
27) Bei Roschers Mythol. Lexikon I 1714.
28) z. B. die Urne aus Capua, Mon. d. Inst. \ 25,
der Bronzebeschlag aus Bomarzo, Ant. Denk-
mäler I Taf. 21, 4 u. 5, der Roßbrustschild in
Karlsruhe, Schumacher, Eine praenestinische
Ciste 79.
29) v. Duhn, Ann. d. Inst. LI 1879, 128 ff.; LV 1883,
186f.; Helbig, Ann. LII 1880, 226fr.; Furt-
wängler, Der Goldfund von Vettersfelde 26,
Anm. 3; Olympia IV 135; bei Roscher, Lexikon
d. Mythol. I 1714; Six, Journal of hell. studlesVl,
1885, 283E; Schumacher a. a. O. 78.
30) Vgl. das Altarfragment in Athen mit dem Hermes
Kriophoros, Annali d. Inst. XLI 1869 tav. I K,
das bemalte Simenstück von der Akropolis,
Wiegand, Die archaische Porosarchitektur 186,
Abb. 197, und das Nikosthenesfragment im

Museum zu Odessa, Wiener Vorlegeblätter 1890/91
Taf. VII, 3.
31) Conze, Abh. der Berl. Akad. 1902, 251.
32) Es tritt sowohl bei der Blüte wie bei der Knospe
etwas über den äußeren Umriß hinaus.
33) Die untere Gliederung erinnert an die Kelch-
blatthülle des assyrischen Lotos (vgl. Perrot-
Chipiez a. a. Ο. II 251, Fig. 96, 3i6ff.) und ist
vielleicht auch auf assyrischen Einfluß zurück-
zuführen.
34) Dies Aufrollen der Außenblätter eignete schon
der ältesten ägyptischen Stilisierung der Lilien-
blüte der Wappenpflanze Oberägyptens, (vgl.
Borchardt, Die ägyptische Pflanzensäule 18 ff.),
welche nicht nur das Vorbild für das äolische
und ionische Kapitell abgegeben hat, wie Meurer
nächstens ausführlich darlegen wird, sondern
auch ohne Zweifel auf die Entwicklung des
Lotosornaments eine nicht zu unterschätzende
Wirkung in ausgleichendem Sinn geübt bat. —
Am ägyptischen Lilienkapitell finden wir auch
die Zwickelfüllung wieder, wenn auch in etwas
anderer Form, vgl. Goodyear, The grammar of
the Lotus, PI. VI 6; VII 5, 8; XI 1, 3; ΧΠ 3.
7, 8, 19·
35) Die Zwischenräume zwischen den Stäben sind
durch Halbbogen mit je einem Punkte ausgefüllt.
 
Annotationen