DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5984#0467
Sechstes Capitel.
Die Grnppe dcs Laocoon.-)
Victrix causa äiis plaeuit, seä viet» 6atoui.
I^uoau. Uliavsal. I, 128.
Uincr ten 2tinnncn, wclche sich nach und nach über die „Gcdanken von
dcr Nachahmnng" erhoben, ist die bedeutendste noch nicht angeführt wordcn.
Gesetzt anch diese Schrift hätte für nns kein eigeneS Znteresse mehr, sie würde
noch immer merkwürdig bleiben als der Anstoß zur Entstehung, als Anknüp-
fungSpnnkt für die Untersuchnngen eines viel bedeutcnderen Werkes, des grund-
legenden Meisterwerkes unserer ästhetischen Kritik, des Lessingschen Laocoon.
Allein wcnn man sich auf dic Erörternng der Meinungsdiffcrenzcn beider
Männer einläßt, sieht man sich gar bald in die DiScussivn hineingezogcn,
welche sich ein Zahrhundert lang um die Gruppe des Laocoon bewegt hat.
An dieser Tiscnssion haben die Ersten der Nation theilgcnommcn: das beste,
was über Kunst, Stil und Schönheit gedacht und gesagt worden ist, sollte an
dieser Antike erläuteA werden.
Die Gruppe des Laocoon begcgnet uns in dcn „Gedanken" überall, wo
das Höchste hellenischer Knnst concret bczcichnet werden soll. „Was Iemand
«Pope- von Homer gesagt hat, daß derjenige ihn bewundern lernt, der ihn
wohl verstehcn gelernt, gilt anch von den Knnstwerken dcr Griechen. Man
mnß mit ihm, wie mit cinem Freunde bekannt gcwordcn sein, nm den Lao-
coon so unnachahmlich wie den Homcr zn finden."
„Er war den Künstlern im alten Nom dasselbe, was er nnsern heutigen
ist, eine vollkommene Regel der Kunst."
Er ist das Hanptexempel antiker Maßhaltung im höchsten
Affect, jenes Geistesgcpräges, wclchcs der Künstler nicht ans seinen Studien,
sondcrn nur aus seiner Seele schöpft.
*> Dicsc Bctracbtung übcr dcn Laocoon ist mit wcnigcn Acnderungcn am 17. De-
ceniber I8i!4 vor cincr PcrsainnNung von Uiinstlcrn und Unnstsrcnndeii im Städclsche»
Uuiislinsiitut;u Franksurt am Main vorgctragcn wordcn.
Die Grnppe dcs Laocoon.-)
Victrix causa äiis plaeuit, seä viet» 6atoui.
I^uoau. Uliavsal. I, 128.
Uincr ten 2tinnncn, wclche sich nach und nach über die „Gcdanken von
dcr Nachahmnng" erhoben, ist die bedeutendste noch nicht angeführt wordcn.
Gesetzt anch diese Schrift hätte für nns kein eigeneS Znteresse mehr, sie würde
noch immer merkwürdig bleiben als der Anstoß zur Entstehung, als Anknüp-
fungSpnnkt für die Untersuchnngen eines viel bedeutcnderen Werkes, des grund-
legenden Meisterwerkes unserer ästhetischen Kritik, des Lessingschen Laocoon.
Allein wcnn man sich auf dic Erörternng der Meinungsdiffcrenzcn beider
Männer einläßt, sieht man sich gar bald in die DiScussivn hineingezogcn,
welche sich ein Zahrhundert lang um die Gruppe des Laocoon bewegt hat.
An dieser Tiscnssion haben die Ersten der Nation theilgcnommcn: das beste,
was über Kunst, Stil und Schönheit gedacht und gesagt worden ist, sollte an
dieser Antike erläuteA werden.
Die Gruppe des Laocoon begcgnet uns in dcn „Gedanken" überall, wo
das Höchste hellenischer Knnst concret bczcichnet werden soll. „Was Iemand
«Pope- von Homer gesagt hat, daß derjenige ihn bewundern lernt, der ihn
wohl verstehcn gelernt, gilt anch von den Knnstwerken dcr Griechen. Man
mnß mit ihm, wie mit cinem Freunde bekannt gcwordcn sein, nm den Lao-
coon so unnachahmlich wie den Homcr zn finden."
„Er war den Künstlern im alten Nom dasselbe, was er nnsern heutigen
ist, eine vollkommene Regel der Kunst."
Er ist das Hanptexempel antiker Maßhaltung im höchsten
Affect, jenes Geistesgcpräges, wclchcs der Künstler nicht ans seinen Studien,
sondcrn nur aus seiner Seele schöpft.
*> Dicsc Bctracbtung übcr dcn Laocoon ist mit wcnigcn Acnderungcn am 17. De-
ceniber I8i!4 vor cincr PcrsainnNung von Uiinstlcrn und Unnstsrcnndeii im Städclsche»
Uuiislinsiitut;u Franksurt am Main vorgctragcn wordcn.