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Justi, Carl
Winckelmann, sein Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen: mit Skizzen zur Kunst- und Gelehrtengeschichte des 18. Jahrhunderts (Band 1): Winckelmann in Deutschland — Leipzig, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.5984#0533
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516

Aiihang.

erhebt, und uicht mit einem Kalcnder in der Hand, seinem Helden von Tag
zu Tage, von Schritt ;u Schritt folget. Za man mnß es verzeihen, wcnn
man in Entwerfung von Thaten einiger Helden lich rede nnr vou der nenern
Geschichte) ihre Siegeszeichen nnr in ein schwaches Licht unv in den entfern-
teren Grund ihres Gemäldes setzet.

ES ist nicht zu läugnen, die großen Tage, wo Helden ihre Lorbern ge-
sammelt, geben einer Geschichte keinen geringern Glanz, als dem Krieger selbst,
unv das menschliche Herz hat eininal die Berderbniß, es hvret mit Bergnn-
gen von großen Niederlagen nnd Blutvergießen; die Kinder sind aufmerksam
ans die Erzahlung solcher Fabeln, wovor ihnen die Haut schandert. Die
Todten selbst sind, wie Horaz sagt, nicht klüger gewvrden. Sie gönnen dcn
Gedichten der Sappho nnd des Alcäns ein geneigtes Gehör, aber ihre Ent-
zncknng ist viel größcr über die des letzten, der nichts als Kriege nnd Schlach-
ten besnngen. Man siehet fteilich den größten Mann unter atleu Griechen
nirgend größer als bei Leuetra und Mantinea. Der Ueberwinder Hannibals
rscheint in dem Gefilde bei Zama in seincm größten Glanz.

Aber es führen nns zwei Fcldhcrrn anf diese berühmten Wahlplätze; sie
führen uns wie die Bcinerva des Homers und wir sehen nichts als Gegen-
stände von Verwnndernng. Dort ist es Tenophon, ein Schüler und Frennd
des Soerates, das Haupt von zehntansend Helden, der göttliche Bkiind, dnrch
den die Musen selbst gesprochen: hier ist es Polhbins, der Lehrer und Frennd
des großen Scipio «was für cin Lob, was für ein Nuhm!), der Feldherr des
achäischen Bnndcs, dcr große Lehrer alter Krieger und Helden nach ihm.

Wer ist der Herold von dem Mantinea der Dentschen, wo der Epami-
nondas ans ölorden, durch diejenigen nenen nnd nrsprünglichen Ordnniigeii
und Bewegnngcn der Bölker, die ihn Lenetra nnd Mantinea gelehrt, die
dentsche Freiheit, selbst in seinem Tode siegreich, ans der drohenden Knecht-
schaft besreiete?

Merian — ein Timäns neuerer Zeiten — hat sich hier znm Tenophon
aufgeworfen. Zn seinem sogenannten Schanplatz von Europa mnß man die
ersten Nachrichtcn von der Disposition nnd den großen Bewegnngen beider
KriegShecre snchen, nnd diese sind so maiigelhaft nnd ungelehrt, daß die gro-
ßen Ausleger des Polybins sFolardj mündlich fortgepflanzte Umstände nöthig
gehabt, nm nns einen dentlicheu Plan von dem blntigen Schanplatz bei Lützen
zn geben.

Dieser große Mann nnd seine Nachfolger, der Aristoteles der KriegS-
knnst, haben endlich zu unsern Zeiten einem Lehrer der Geschichte, der sie zn
nntzen gelernt hat, daS Feld geösfnet. Jhre Schriften sind geschickter als
Gorgias nnd Phalie, uns den Krieg unter den Büchern zn lehren. Man
nehme was man nöthig hat, ans denselben.

Man zeige, was das ist, das berühmten Kriegern die wahrhafte Größe
giebt. Türenne ist größer anf seinen Märschen gcgcn den Monteeiicnli als
in kem Siege über den Prinzen von Cvnde. Die mit Klngheit nnd ohne
tansend Menschenopfer überwundencn Schwierigkeiten machen den Helden.
Fabius Maximns nnd Sertorins sind vielleicht größer als Eajns Marius.
Das Phlegma und die ruhige Stille deö Spartaners Elearchns in der größten
Gefahr, machen anch den Siegcr bei Blenheim unsterblich.

Und da ein mündlicher Bortrag mehrere Freihcit gestattet, Helden und
 
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