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Mader, Felix [Hrsg.]; Bayern / Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]
Kunstdenkmäler von Bayern (4,4): Bezirksamt Passau — München, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.29173#0145
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Hals.

109

Fall ist. 1742 wurde das Dach desselben gänzlich abgetragen, um den Aufenthalt Burgruine,
von Gesindel zu beseitigen. (VN. XXXVI, 172.) Damit war der allmähliche Verfall Beschreibung,
besiegelt. 1810 fiel ein großer Teil des Mauerwerkes ein. (Ebenda, 173.)

Beschreibung. Die Ruine liegt auf einem sehr steilen schmalen Felsen -
riicken, der sich nördlich vom Markt Hals zwischen einer Schleife, die die Ilz
hier beschreibt, hinzieht. (Vgl. Lageplan in Fig. 85.) Von allen Seiten her bietet
die Ruine sehr malerische Bilder. (Vgl. Fig. 73, 87 u. 88.) Dem Terrain ent-
sprechend zieht sich die Anlage bei geringer, teilweise sehr geringer Breite stark
in die Länge.

Am südlichen Fuß des Hügels, wo der Aufgang beginnt, ist die Landzunge
durch einen Wassergraben, der die Ilzschleife verbindet, zu einer Insel verwandelt.

Gleich nach dem Wassergraben, dem sog. Durchlaß, folgte das erste Tor der Vor-
burg, wie aus den alten Abbildungen in Fig. 72 und Fig. 83 ersichtlich ist. Das-
selbe ist vollständig beseitigt. Der Aufgang folgt dem Ostrand des Hügels. Er
war ehedem durch Mauern eingeklemmt, westlich teilweise auch durch Felsen. Die
Mauer an der Ostseite ist in geringen Resten erhalten. Auf felsigem Grund erhebt
sich westlich die ehemalige Schloß- und Pfarrkirche St. Georg, seit 1818 als Wohn-
haus umgebaut. (Vgl. unten.) Weitere Wohnbauten auf dieser Seite sind teils neu,
teils modernisiert.

In einiger Entfernung folgt das zweite Tor, das den Aufgang zum Hauptschloß
sperrte. (Vgl. Grundriß Fig. 86.) Es ist noch etwa zwei Geschosse hoch, rechteckig,
aus Gneisbruchßeinen errichtet, wie die ganze Burg. Die runde Toröffnung wird
von einer Rechteckblende für die Fallbrücke umrahmt. Die Aufzuglöcher sind
zugemauert, aber noch gut erkennbar. (Vor dem Tor befand sich demnach ein
Abschnittgraben.) Den Durchgang überwölbt eine Stichbogentonne.

Der Weg läuft am Ostrand des Hügels weiter, wegen seiner Enge nur für
Fußgänger oder Saumtiere passierbar. Nach weiterem Anstieg gelangt man zum Tor
des Hochschlosses. Es liegt unmittelbar an der südöstlichen Ecke des Beringes.

Erhalten ist nur die stichbogige Toröffnung. Das Tor war in der Ringmauer an-
gebracht. (Vgl. Fig. 72 und Fig. 83.) Ein Angriff rechts war des Steilabhangs
wegen nicht möglich, links war der Zugang durch einen rechteckigen Halbturm
flankiert, der in Terrassenhöhe erhalten ist. (Vgl. Fig. 72 und Fig. 86.)

Hatte man das Tor passiert, so stand man in einem engen Raum, der wehr-
technisch einer Barbakane entspricht. Die umgebenden Mauern sind teilweise noch
3 m hoch. Westlich erhielten sich zwei rechteckige Scharten.

Uber einer Terrasse erheben sich nunmehr die mächtigen Mauern des Hoch-
schlosses. Der Zugang ist vollständig ausgebrochen. Aus den Ruinen sich eine
Vorstellung über den ursprünglichen Bestand zu machen, ist unmöglich. Die alten
Abbildungen lassen erkennen, daß hier ein hoher Wohnbau sich erhob, der die
enge Ost- und die schmale Nordseite einnahm. An der Westseite lag wohl ein kleiner
Hof, den eine hohe Ringmauer westlich abschloß.

Die Reste der erhaltenen Mauern sind aus Fig. 85 — Fig. 88 ersichtlich.

Sehr hoch erheben sie sich noch an der schmalen Nordfront, vor der ein Halsgraben
im Felsen ausgehauen ist. An den Mauern sind noch ein paar stichbogige Fenster-
öffnungen erhalten. Ein langer, in der Tonne gewölbter Keller, liegt unterhalb des
Niveaus. An der Nordseite ist zu ebener Erde ein länglicher, tonnengewölbter
Raum erhalten, der gegen den Halsgraben zu einen 2 m hohen rundbogigen
Ausgang hat. Der Zugang konnte innen zweimal verrammelt werden wie aus den
 
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