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^0 KREIS MOSBACH.

Dass die beiden südlichen Kapellen gewölbt waren, beweist aussen der Consolstein in der
Südseite der Chorwand mit den Resten der Gewölbe-Anfänge. Die Ueberwölbung der tieferen und
höheren nördlichen Kapellen hingegen ruhte auf Pfeiler-Vorlagen, von denen der eine in der Ecke
an der Chorwand noch erhalten ist. Die Uebereinstimmung des romanischen Kämpfergesimses dieses
Eckpfeilers mit dem der innern Bogenöffnung im Querschiff macht die Annahme einer nachträglichen
Anbringung hinfällig. Jede der 4 Kapellen war somit von zwei ungefähr quadratischen Kreuzgewölben
überspannt, deren Scheitel entsprechend der verschiedenen Weite und der verschiedenen Höhe der
vorderen Oeffnung in jeder Kapelle verschieden hoch lag. In Folge dessen scheinen auch die
Kapellen nicht zu je zweien unter einem durchgehenden Pultdach — das ausserdem viel zu hoch
hinaufgereicht und die Chorfenster schräg durchschnitten haben würde — gelegen zu haben, sondern
es scheint für jede Kapelle ein besonderes, nach Osten abgewalmtes Satteldach angeordnet gewesen
zu sein. Nach den Ansatzspuren am nördlichen Querschiff-Flügel zu schliessen, lag die Firstlinie
der beiden Kapellendächer, der Höhenlage der Gewölbe im Innern entsprechend, in verschiedener
Höhe. Auf der südlichen Seite ist die Sohlbank des Chorfensters nach Abbruch der Kapellen erneuert
und zu deren Unterstützung ein Flachbogen untermauert worden, der mit der ursprünglichen Wölbung
der Kapelle nichts zu thim hat. Die richtige Schildbogenlinie mit ihrem viel steileren Anstieg ist
auf der andern Seite des erneuerten (?) Consolsteins zu erkennen. Vom Anfall der ehemaligen
Kapellendächer ist auf dieser Seite keine Spur vorhanden. Die rechts unter dem Fenster vorhandene
Steinconsole hat nichts damit zu thun, sondern wird wohl, wie ihr abgehauenes Gegenstück auf der
andern Seite des Fensters und wie die drei wesentlich höher sitzenden Consolsteine auf der nörd-
lichen Seite des Querschiffs, den Zweck gehabt haben, eine Pfette für eine Laufplanke (Spuren davon
an der Mauer noch vorhanden) zu tragen, mittelst deren man an der Wand entlang zu den Fenstern
gelangen konnte. Auffällig ist wenigstens, dass diese mit einer Einkerbung versehenen Steine sonst
nirgends an der Kirche vorkommen, als gerade hier, wo die Satteldächer der Kapellen den Zugang
zu den Fenstern verhinderten oder wenigstens wesentlich erschwerten. Wie man in jenen Zeiten
Werth darauf legte, auf diese Weise einen sichern Zugang zu den Fenstern hehufs Einsetzung und
Entfernung der Lichtläden oder Reparatur der Glastheile herzustellen, ist an dem Beispiel der
Limburger Klosterkirche am besten zu erkennen (vgl. W. Manchot, Kloster Limburg, Mannheim 1892,
S. 71 ff.). Dass die 3 Consolsteine des nördlichen Flügels nicht unterhalb, sondern oberhalb der
Fensterbrüstung sitzen, kann bei der Höhe der Fenster für gedachte Zwecke nur vortheilhaft erscheinen.
Die südlichen Steine mögen bereits eingemauert gewesen sein, als der Baumeister das einsah und
nun die nördlichen Steine höher anbringen liess.

Wenn die jetzige Abschlusswand der nördlichen Kapellen, an der Nordostecke wenigstens, den
Eindruck macht, als ob die Kapellen von jeher hier geendet hätten, so liegt dies lediglich an der
Wiederverwendung des Materials der ursprünglichen Ecke bei Herstellung der neuen Abschluss-
mauer. Man erkennt an den wiederverwendeten Sockelsteinen mit Fussgesims noch die Ansätze der
ehemaligen Lisenen-Theilung der Kapellenmauern.

Die Querschiffsflügel steigen aussen wie innen ohne jede Gliederung auf. Die
Kanten der Giebeldreiecke mit spätgothischem Kreuze darauf erscheinen auf beiden
Seiten in derselben Weise erneuert, wie beim Chorgiebel.

Der Triumphbogen, der das Querschiff vom Mittelschiff des Langhauses trennt,
besteht aus 3 Theilen: einem vorderen schmälern Gurtbogen (a) gegen die Vierung zu,
einem ebensolchen breiteren (b) gegen das Mittelschiff zu und einem breiten Ver-
stärkungsbogen (c) in der Mitte zwischen beiden. Die Spitzbögen a und b haben bei
gleicher Spannweite gleiche Höhe, obgleich a fast 1 m tiefer aufsetzt, als b, dagegen
springt der Pfeiler, auf dem c aufsitzt, der aber nur bis zum Chorgestühl hinabreicht,
und dort in ein Consol endet, um ungef. 0,40 m in's Lichte vor, so dass der Scheitel
des Verstärkungsbogens c entsprechend niedriger als der von a und b zu liegen kommt
(s. Fig. 6). Veranlasst ist diese Verstärkung des Vierungsbogens durch die Last des
massiven Dachreiters, den a, b und c gemeinsam zu tragen haben. Der Scheitel von
c ist dabei von einer kreisrunden Oeffnung durchbrochen, die in das Innere des


 
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