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i6o

KREIS MOSBACH.

WALDENHAUSEN

Kirche

Sacraments-
häuschcn

Langhaus

Weihwasser-
ständer

1178 wird Waldenhusen urkundlich genannt, 1227 ein Albertus de Waltenhusen;
ursprünglich eine Gemeinde mit Sachsenhausen. Im Jahre 1217 wird die Kirche zu
W. von der Mutterkirche zu Reicholzheim eximirt. Das Präsentationsrecht erhält der
jeweilige Rector der Kirche zu Bischofsheim. 1338 kommt ein Pfarrer in Waltenhusen
urkundlich vor. Seit dem XIV. Jh. bis 1806 Wertheimisch; seit 1530 protestantisch.

Die kleine, evangelische Kirche liegt vor dem Orte, inmitten eines ummauerten
Friedhofes und besteht 1) aus einem in seinen ältesten Theilen wohl noch aus
romanischer Zeit stammenden quadratischen Chor, der in spätgothischer Zeit um-
gebaut und noch später mit einem Fachwerkaufbau als Thurm versehen worden ist,

2) aus einem im XVIII. Jh. (?) angebauten stillosen flachgedeckten Langhause und

3) einer zur Zeit des Chor-Umbaues in gothischer Zeit nördlich an den Chor ange-
bauten Sacristei.

Der Chor (4,40m im □), durch eine kleine Thür in der Südwand zugänglich,
öffnet sich nach dem Schiff in einem weiten Rundbogen mit einfachem Kämpfergesims
(Kehle mit Deckplatte). Er ist überdeckt mit einem spätgothischen Kreuzgewölbe,
dessen Rippen in einem ca. 5,0 m über dem Boden befindlichen und mit 3 radial
gestellten Fischen verzierten Schlussstein endigen. [Dasselbe Wappenschild im benach-
barten Sachsenhausen (s. oben S. 157) und auf der Bronzetafel der Familie Hünder
in der Wertheimer Stadtkirche (s. unten, sowie Siebmacher IL 109)]. Schmales
gothisches Fenster in der Südwand, breiteres in der Ostwand, jetzt mit hölzernem
Masswerk versehen. Die Thür nach der Sacristei spitzbogig.

Rechts daneben, oben an der Nordwand, eine schöne spätgothische Steinmetzarbeit,
bestehend aus einem untern Eselsrücken zwischen Fialen, worüber ein Gesims mit Zinnen-
fries; den Abschluss bildet abermals ein Eselsrücken mit Kreuzblume, hinter dem
der Stein pyramidal ansteigend in die Wandfläche verläuft. Im untern Bogenfeld das
Haupt Christi, im obern S. Petrus mit Schlüssel und Buch. Offenbar der Rest eines
ehemaligen Sacramentshäuschens, wozu auch der Ort stimmt, an dem sich dies
für eine Dorfkirche ungewöhnlich reiche Werk befindet (Fig. 66).

Die Sacristei (3,60111X3,00111), nicht wesentlich kleiner als der Chor, aber
nur wenig mehr als halb so hoch, ist mit einem ähnlichen Rippenkreuzgewölbe bedeckt,
dessen Kämpfer dicht über dem Fussboden liegen. Schlussstein unverziert. Ueber
dem Altarstein ein kleines gothisches Fenster.

Das stillose Langhaus, dessen Boden über 0,50 m tiefer liegt, scheint seine
jetzige Gestalt einem Umbau des vorig. Jahrhunderts zu verdanken. Aus dieser Zeit
auch die hölzernen Emporen, sowie die zopfige Holz-Kanzel und das abschreckend
hässliche Wandbild der Himmelfahrt Christi.

Alter gothischer Weihwasserstähder; besteht aus einem sich stark ver-
jüngenden achteckigen Säulchen, das unten mittelst Anfall-Schrägen in eine quadratische
Platte übergeführt ist und oben das capitellartig ausladende Becken trägt (r. S.).
 
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