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132

KREIS MOSBACH.

KEMBACH

Bronce-Fund

Kirche

Beschläge

Altarbild

Glocken

In Urkunden des XIV. Jhs. als »Kentebach« oder »Kentbach« wiederholt genannt.
Im Jahre 1311 wird das Dorf, welches bis dahin Filial von dem unweit davon liegenden,
jetzt bayerischen Orte Neubrunn gewesen war, selbstständige Pfarrei, bis i. J. 1419 der
Deutsch-Orden den Pfarrsitz dem Grafen von Wertheim überlässt, der es zum
Pilial von Urphar macht. Zur Zeit des 30jährigen Krieges pfarrt Kembach nach Der-
tingen, i. J. 1733 erhält es die Pfarrei zurück. Ausser dem Deutsch-Orden — ein Gewann
gegen Dertingen zu heisst heute noch das »Kunthur« (Komthurei) — hatten auch die
Ritter von Uissigheim und die Aebte von Bronnbach Besitzungen daselbst.

Kembach dürfte zu den ältesten Ansiedlungen im Taubergau gehören. Dies
beweisen die wiederholten Funde von ungelochten Steinbeilen und »Regenbogen-
schüsselchen« (kleine dicke, näpfchenartig gehölte, celtische Goldmünzen). Letztere
wurden bis in neueste Zeit besonders auf dem Gewann »Lerchenrain« und »Pallisaden«
gefunden (Mitth. des Pfarrers Schenk in Unterschüpf).

Bei dem nahegelegenen Dietenhan wurde Vorjahren, unter einem Felsen ver-
borgen, ein sogen, Bronce-Depotfund entdeckt, bestehend aus einer Anzahl von
Bronce-Sicheln, wie solche gewöhnlich ähnlichen Material-Niederlagen von Handwerkern
oder Händlern aus der Broncezeit angehören. Wohin die Stücke gekommen, ist nicht
bekannt (W).

Die evangel. Pfarrkirche ist auf dem höchsten Punkte gelegen innerhalb eines
Friedhofes, der, nach dem alten rundbogigen Thore zu urtheilen, ehemals wie in Der-
tingen, Urphar u. a. O. befestigt war.

Vom altern Bau noch erhalten: der kleine gewölbte Chor (2,75 tief, 3,00 breit,
.3,50 bis zum Schlussstein hoch) mit einem zweitheiligen gothischen Fenster hinter dem
Altar. Am Schlussstein des Gewölbes eine fünfblättrige Rose. Die Formen des Fensters
und das Rippenprofil weisen auf das XIV. Jh. hin. Das einschiffige, flachgedeckte
Langhaus verdankt seine Entstehung einem Neubau von 1732. Die Stuccaturen der
Decke einst bemalt. Spuren davon (Löwe des H. Marcus) über der Orgel.

Zu den Thüren zum Theil gute alte Beschläge venvendet, ebenso zu der Truhe
in der Sacristei.

Holz-Kanzel barock; besonders reich der Schalldeckel mit dem Löwenstein-
Wertheimer Wappen, Putten und dergl. verziert.

Auf dem Hochaltar eine figurenreiche Kreuzigung (Oelgemälde) aus dem vorigen
Jahrhundert; nach Stil und Format schlecht in den kleinen gothischen Chorraum passend.

Mitten im Schiff auf dem Boden Grabstein (r. S.) der Anna Elisabeth Neu-
bichin, geborenen Rittershausen, *j* 1737.

2 ziemlich gleich grosse Glocken:

1) die ältere (XIV. Jh.) mit der Umschrift: LVCHS • MR^CVS • MRTTQVS •
lOIlHlßßGS >*< Unter jedem Wort ein kleines Cmcifix in Relief;

2) die jüngere (XV. Jh. ?) mit der Umschrift: matljeu^ of totjaitCÖ of \MZ$ <$

matcu^ <j ieraiinurö «# amöi'o^iu^ <# augu^tinuS <$ greornt^.
 
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