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AMT WERTHEIM.

DORLESBERG.

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DORLESBERG

Der Ort bezeugt zuerst 1167 als Dorligsburg, 1196 Dorlich, 1201 Törlesberg,
1202 Torlichespur, 1228 Dorlisbur, 1299 Turlichesbur und Turlichsbur, 1324 Torlins-
burc u. s. f. (S. a. Mone, die gallische Sprache etc. S. 102 s. v. pur).

Kath. Pfarrkirche (Tit. S. Dorothea). Eine an der Nordseite, aussen neben dem Kirche
zugemauerten, schönen Seitenportale befindliche Inschrift feiert die unter dem Bronn-
bacher Abt Franziscus Wundert (1670—1699) am 1. April 1674 erfolgte Wieder-
gewinnung des Ortes für den katholischen Glauben. Die Zeit der Errichtung des neuen
Gotteshauses unter dessen Nachfolger Abt Joseph Hartmann (1699—1724) kündet die
innen an der Decke aufgemalte Inschrift: ERBAVT 1721—22 RENOVIRT 1889.

Einschiffig mit fünfseitigem Chor, Holzdecke. Reiche Barock-Ausstattung mit
geschnitzten Altären und Kanzel. Aeusseres im einfachen Barock der Bronnbacher
Klosterbauten. Oben am reichen Hauptportal innerhalb einer gebrochenen Giebel-Ver:
dachung das Abts-Wappen des Erbauers mit dessen Initialen darunter.

In der Sacristei einige ältere Kelche und ein Raucher fässchen aus d. vorig. Kirchenschatz
Jh. ohne Bedeutung, ebenso einige ältere Messgewänder. Zwei barocke Monstranzen
werden im Pfarrhause aufbewahrt.

Aussen an der Sacristei zwei Grabsteine mit barocken Verzierungen (r. S.): Grabsteine

1. der Anna Maria Weltz (f 1722),

2. des Valentin Ballweeg (-j- 1786) und seiner Frau Dorothea.

In und vor dem Ort zahlreiche Marierisäulen und Bildstöcke; der älteste, Bildstöcke
ein Crucifixus in Relief mit der Figur eines Mannes in der Zeittracht am Stamme des
Bildstockes, von 1574, die meisten aus dem vorigen Jahrhundert stammend, und prunkende,
hohle Arbeiten.

Am untern Brunnen im Dorf ein grosses aufrechtes steinernes Kreuz mit steinkreuze
einem in Relief vertieft eingehauenen Schwerte darauf (1,67 hoch, Balkenlänge 0,90 m);
daneben ein anderes, ohne Zeichen darauf am Boden liegend, mit achteckigem Querschnitt.
Ein zweites Schwertkreuz von derselben Form und denselben Abmessungen wie das
vorerwähnte, am Ende des Dorfes. Auf den Querbalken die Reste einer unleserlichen
Jahreszahl (?). Weitere Kreuze in der Umgegend, so z. B. am Leberklingensteig. [Der-
artige einfache Steinkreuze finden sich überall in Süddeutschland, anscheinend beson-
ders häufig aber in der Badischen Main- und Taubergegend, an Haupt- und Nebenwegen
oder mitten im Felde, theils noch aufrecht stehend, theils am Boden liegend; vom Volke
gewöhnlich als »Schwedenkreuze« oder »Sühnkreuze« bezeichnet (s. Archiv des histor.
Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg XX. Heft 3 S. 166, woselbst weitere
Litteratur, sowie unten bei Reichholzheim)].

Im Pfarrhause, an dessen Eingangsthür die Jahreszahl 1787 angebracht ist, ein Pfarrhaus
schöner wohl aus Bronnbach stammender Barock-Seh rank. Vorn an der Mauer des Schrank
Pfarrhofes das Abtswappen des Engelbert Schaffner (1724—1752) von Bronnbach.
 
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