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Burg U^ertheim. Berchfrit-Mantel,
1. Geschoss.

ab, erweiterte die alten Scharten zu Fenstern,
brach in den beiden obern Geschossen die
Thüren nach der Kapelle durch und versah
das Zwischenstück daselbst ebenfalls mit
grossen Fenstern, während dasselbe im I. Ge-
schoss neben einem kleinen Fenster B die
Zugangsthüre A erhielt. Die Einfassung dieser
Thüre stellt einen Rundbogen dar von ganz
derselben Grösse, Ornamentirung und Arbeit
wie der Eingang zum Palas (s. Fig. 94), und
es ist sehr wahrscheinlich, dass sie vordem an
dessen Treppenthurm angebracht gewesen und
erst im Jahre 1562 nach Aufstellung des
dortigen Portales hier, zur Verwendung ge-
langt ist.

Die in nächster Nähe des Berchfrits
auf die Ostwand der Ringmauer auf- und an-
gebaute Kapelle war ehemals zweifellos eines
der architektonisch am reichsten ausgestatteten
Gebäude der Burg. Heute stehen von der-
selben nur noch die Südwand, die Hälfte der

Nordwand und die Westwand. Letztere als dem oberen Burghof zugekehrte Fa§ade
ist denn auch eine der hervorragenden Sehenswürdigkeiten (Fig. 8g). Zugleich freilich
offenbart sie an der Aussen- wie Innenseite deutlich, dass sie im Laufe der Zeit eine
ganze Reihe von Umbauten erfahren hat, und wenn man hiebei die aus den ganz
erhaltenen, oder doch noch erkennbaren Kragsteinreihen an den Innenwänden ableitbare
Stockwerkgliederung berücksichtigt, ergiebt sich, dass sie jedenfalls drei verschiedene Bau-
phasen erlebte. Die daran anknüpfende weitere Untersuchung führt dann zur völligen
Reconstruction des Gebäudes während dieser Periode, wie sie unter gleichzeitiger Be-
ziehung zu den Nebengebäuden (Berchfrit und Palas) in der Fig. 90 anschaulichsten Aus-
druck findet.

In der ursprünglichen Anlage, deren Ausführung in die Jahre um 1200 zu setzen
ist, erscheint die Burgkapelle als hohes, flachgedecktes Langschiff mit schön stilisirten
und ornamentirten Fenster- und Thürgliederungen, das unmittelbar auf dem überwölbten
Oberen Keller ruhte, mit einem Dachgeschoss unter dem Satteldache abschloss und seinen
Zugang vom Burghofe aus auf einer massig ansteigenden Freitreppe hatte. Um 1400
wurde, nachdem inzwischen der Palas eine Erweiterung bis nahe an die Kapelle erfahren,
jenes Langschiff in zwei Stockwerke getheilt, und da jedenfalls das eine derselben zu
Wohnräumen bestimmt war, während das andere einstweilen noch seiner bisherigen
kirchlichen Verwendung erhalten blieb, so wurden diese Stockwerke in möglichst
gleiche Höhenlage mit denen des nahen Palas gebracht. Dadurch entstand über dem
erwähnten Kellergewölbe ein niedriges Zwischengeschoss, zugleich aber auch die Not-
wendigkeit, die Zugangsthüre höher zu legen und mit einer grösseren Freitreppe zu ver-
sehen. In den Jahren 1556—62 führte die durchgreifende Nutzbarmachung der drei
direct mit einander verbundenen Gebäude des Berchfrit-Mantels, der Kapelle und des

Die Kapelle
 
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