Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT WERTHEIM. — WERTHEIM.

229

unbedeutenden Anbau von Küchen-
und Diensträumen darstellte, ist heute
so gut wie Nichts mehr zu sehen.

Architektonisch oder ornamental
bemerkenswerthe Einzelheiten des Baues
sind kaum namhaft zu machen. Der
achteckige Erkerthurm war jedenfalls
vorwiegend in Fachwerk ausgeführt und
mit Schiefer bekleidet. Von den Fenstern
zeigen nur die unteren der Westfront
eine eigenthümliche Gestalt (»Ochsen-
augen «), die Verzierung der Thürrahmen
daselbst besteht in einfach sich über-
kreuzenden Rundstäben. Ausser den
schon beschriebenen Säulen sind im
II. Stock des Langhauses andere zur
Verwendung gelangt, die zwar ebenfalls
achteckig sind, aber eine abweichende
Form der Basis offenbaren. Eben-
daselbst geben sich auch noch Spuren
der früheren Wandbemalung zu er-
kennen.

Zweifelsohne hat die Beschiessung
vom 30. Sept. 1634 die weitgehende
Zerstörung des Baues ganz besonders
veranlasst, zumal derselbe nicht allein
ein hervorragendes Zielobject war,
sondern auch in der actenmässig be-
kannten Schussrichtung lag.

Einer der wenigen Ornamentalbauten der Burg ist der Altan, welcher vom Unteren
Hofe am Löwensteiner Bau über den Bergabhang nach Westen hinausragend angelegt
wurde. Den Reichthum und die Anmuth der Verzierungen an der Galleriebrüstung und
deren wohlthuende Unterbrechung durch kleine vorspringende, auf Sockeln ruhende
Balkone, wie sie noch jetzt das Auge erfreut, veranschaulicht die Fig. 105. Dem ursprüng-
lichen Aussehen entspricht dieses Bild indessen nicht ganz. Denn erstens ist die durch
ihre zahlreichen Scharten gekennzeichnete Rückwand nachweisbar erst eine Zuthat aus
dem Jahre 1631, in welchem sie die Schweden, und zwar wahrscheinlich an Stelle einer
vorherigen niedrigen Zinnenmauer, zu besserer Vertheidigung aufführten. Zweitens aber
fehlen dem Bilde heute sowohl der auf dem schön profilirten Eckpfeiler (Fig. 106)
ehemals aufgebaute schlanke Eckthurm, als auch der nördlich neben der Brüstung aus
der Tiefe heraufsteigende, einer sehr alten Entwicklungsperiode angehörige Poppo-Thurm,
dessen Fundamente am Fusse der Innenwand der Altan-Mauer noch jetzt erkennbar sind.

Dass im Uebrigen der Bau des Altanes wesentlich nur in einer Erhöhung der
früheren Ersten Stadtwehre und in deren Verstärkung durch die vorgesetzten hohen Pfeiler
mit Bogen bestand, bezeugt unmittelbar die Aussenwand derselben Altan-Mauer, an der

Fig. 104. Burg Wertheim. Der »neue« Löwensteiner

Bau nach dem Umbaic (1614—18) und der Treppen-

thurm des "Johanns -Baues.
 
Annotationen