AMT WERTHEIM.
WERTHEIM.
295
An der Mergentheimer Landstrasse bei der Abzweigung des Fahrweges auf den
Flöhberg, ungefähr am sogen, hohen Wehr, stand früher und ist jetzt in die anstossende
Feldmauer eingemauert ein »Markstein« von 1477, als ein merkwürdiges Zeugniss
der ehemals sehr sorgfältig geübten Feld- und Strassenpolizei. Seine Inschrift lautet:
„tiefer Jitetn ift ein JiBarfiftein, unij folü bitftt Wt# fein 18 .^iljiuj
urdt. 1477/'
Ballhaus und
Frauenhaus
Badstuhen
Ehe-malige, jetzt verschwundene oder nicht mehr sicher nachweisbare
städtische Gebättde.
Das Tanzhaus, das älteste öffentliche Qebäude der Stadt, in welchem nicht nur
bis 1562 die Schöffengerichte und bis 1565 die Rathssitzungen, sondern auch von jeher
und später die öffentlichen Vergnügungen (Tänze, dramatischen Aufführungen) abgehalten
wurden, lag an der nordwestlichen Ecke des Marktes und der Brückengasse. Dasselbe
umfasste das jetzige neue Haus von Maier Benario (B 144) und die beiden zusammen-
gehörigen alten Nebenhäuser in der Brückengasse (B 145). Das Grundstück war bis in
dieses Jahrhundert noch städtisch und unter dem alten Namen bekannt.
Das Ballhaus, in der Nähe der Rosenberg'schen Hofhaltung, und
das Frauenhaus sind nur urkundlich, letzteres nicht einmal in seiner ungefähren
Lage bekannt.
Die Badstuben. Einer Herrenbadstube (gräfliche?) begegnet man 1477; die-
selbe lag wahrscheinlich in der Nähe des alten Bronnbacher Hofes (jetzigen Rosen-
berg'schen Hofhaltung).
Eine bürgerliche »neue« Badstube wird 1455 genannt und lag in der Eichel-
gasse. Vermuthlich ist das Hinterhaus der jetzigen Brenner'schen Apotheke in der
Maingasse (B 245) mit der Jahrzahl 1523 ein Ueberrest derselben. Eine zweite befand
sich im Hinterhause des jetzt Klaus'schen Anwesens in der Maingasse (B 169).
Schulen.
Wenngleich Andeutungen vorliegen, dass mit der Einführung der Reformation in
Wertheim auch öffentliche Schulen, und zwar auch eine höhere, entstanden, so ist
doch nichts Näheres über deren Lage und Organisation bekannt. Sicher ist nur, dass
Graf Michael III. bald nach seinem Regierungsantritt (1548) in Bronnbach ein Gymna-
sium oder Lateinschule errichtete (Aschb. I, 320). Graf Ludwig IL von Löwen-
stein schritt sodann (um 1580) zur Erbauung eines eigenen Schulhauses und wählte dazu
den Platz am Burgwege neben dem Inneren Hirschthore, also nahe der Stadt. Geringe
Ueberreste dieses Baues, der nach 1604 dem Rath Reinhart zur Wohnung diente, sind
daselbst noch wahrnehmbar. Im genannten Jahre nämlich wurde der Graf, vermuthlich
durch den beschränkten Raum, veranlasst, die Kilianskapelle einem zwar nützlichen, aber
sehr unschönen Umbau zu unterziehen und in ihn die Schule zu verlegen (s. oben S. 272).
Hier blieb das »Lyceum« bis zum Jahre 1871, in dem das neue Gymnasium bezogen
wurde.
Gerichtsgebäude und Gefängnisse.
Das gräfliche Mannengericht tagte im Vaitshofe (s. oben), und das städtische Gerichtsgebäude
Schöffengericht bis 1562 im Tanzhaus, seitdem im Rathhaus (s. oben); eigene
Gebäude für dieselben bestanden also nicht.
Ehemalige
Schulen
WERTHEIM.
295
An der Mergentheimer Landstrasse bei der Abzweigung des Fahrweges auf den
Flöhberg, ungefähr am sogen, hohen Wehr, stand früher und ist jetzt in die anstossende
Feldmauer eingemauert ein »Markstein« von 1477, als ein merkwürdiges Zeugniss
der ehemals sehr sorgfältig geübten Feld- und Strassenpolizei. Seine Inschrift lautet:
„tiefer Jitetn ift ein JiBarfiftein, unij folü bitftt Wt# fein 18 .^iljiuj
urdt. 1477/'
Ballhaus und
Frauenhaus
Badstuhen
Ehe-malige, jetzt verschwundene oder nicht mehr sicher nachweisbare
städtische Gebättde.
Das Tanzhaus, das älteste öffentliche Qebäude der Stadt, in welchem nicht nur
bis 1562 die Schöffengerichte und bis 1565 die Rathssitzungen, sondern auch von jeher
und später die öffentlichen Vergnügungen (Tänze, dramatischen Aufführungen) abgehalten
wurden, lag an der nordwestlichen Ecke des Marktes und der Brückengasse. Dasselbe
umfasste das jetzige neue Haus von Maier Benario (B 144) und die beiden zusammen-
gehörigen alten Nebenhäuser in der Brückengasse (B 145). Das Grundstück war bis in
dieses Jahrhundert noch städtisch und unter dem alten Namen bekannt.
Das Ballhaus, in der Nähe der Rosenberg'schen Hofhaltung, und
das Frauenhaus sind nur urkundlich, letzteres nicht einmal in seiner ungefähren
Lage bekannt.
Die Badstuben. Einer Herrenbadstube (gräfliche?) begegnet man 1477; die-
selbe lag wahrscheinlich in der Nähe des alten Bronnbacher Hofes (jetzigen Rosen-
berg'schen Hofhaltung).
Eine bürgerliche »neue« Badstube wird 1455 genannt und lag in der Eichel-
gasse. Vermuthlich ist das Hinterhaus der jetzigen Brenner'schen Apotheke in der
Maingasse (B 245) mit der Jahrzahl 1523 ein Ueberrest derselben. Eine zweite befand
sich im Hinterhause des jetzt Klaus'schen Anwesens in der Maingasse (B 169).
Schulen.
Wenngleich Andeutungen vorliegen, dass mit der Einführung der Reformation in
Wertheim auch öffentliche Schulen, und zwar auch eine höhere, entstanden, so ist
doch nichts Näheres über deren Lage und Organisation bekannt. Sicher ist nur, dass
Graf Michael III. bald nach seinem Regierungsantritt (1548) in Bronnbach ein Gymna-
sium oder Lateinschule errichtete (Aschb. I, 320). Graf Ludwig IL von Löwen-
stein schritt sodann (um 1580) zur Erbauung eines eigenen Schulhauses und wählte dazu
den Platz am Burgwege neben dem Inneren Hirschthore, also nahe der Stadt. Geringe
Ueberreste dieses Baues, der nach 1604 dem Rath Reinhart zur Wohnung diente, sind
daselbst noch wahrnehmbar. Im genannten Jahre nämlich wurde der Graf, vermuthlich
durch den beschränkten Raum, veranlasst, die Kilianskapelle einem zwar nützlichen, aber
sehr unschönen Umbau zu unterziehen und in ihn die Schule zu verlegen (s. oben S. 272).
Hier blieb das »Lyceum« bis zum Jahre 1871, in dem das neue Gymnasium bezogen
wurde.
Gerichtsgebäude und Gefängnisse.
Das gräfliche Mannengericht tagte im Vaitshofe (s. oben), und das städtische Gerichtsgebäude
Schöffengericht bis 1562 im Tanzhaus, seitdem im Rathhaus (s. oben); eigene
Gebäude für dieselben bestanden also nicht.
Ehemalige
Schulen