METRISCHE MERKMALE
Mit den hier vorgelegten Daten soll, abgesehen
von der Beschreibung des Skelettmaterials, der
Versuch unternommen werden, eine Aussage zu
der Frage zu machen, inwieweit sich im Gräber-
feld von Neuburg Teilpopulationen nachweisen
lassen und ob Ähnlichkeitsbeziehungen zu anderen
bereits beschriebenen Skelettpopulationen bestehen.
Anhaltspunkte für Gruppierungen innerhalb des
Gesamtmaterials soll dabei zunächst wiederum die
Gliederung in Belegungszonen sein. Dazu sei daran
erinnert, daß metrische Merkmale immer eine kon-
tinuierliche Variabilität haben, innerhalb einer
Population um einen Mittelwert streuen, in der
Häufigkeit ihrer Varianten der sogenannten Nor-
malverteilung folgen und daß die Häufigkeitskur-
ven verschiedener Populationen erhebliche Über-
schneidungen aufweisen 383.
Großräumig sind mit Hilfe metrischer Merkmale
vielfach Ähnlichkeitsbeziehungen nadigewiesen. Für
die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, die
sogenannte Römerzeit hat die Auswertung der
Kopf- und Gesichtsmaße von 76 Skelettserien mit
zusammen etwa 3000 Individuen mit Hilfe des
„verallgemeinerten Abstands" nach Penrose 384 5
Ähnlichkeitsgruppen (mit Dendrogrammen er-
mittelte Cluster) ergeben (Abb. 7) 385. Die für un-
sere Betrachtung vor allem wichtige Westgruppe,
welche ausschließlich europäische Skelettserien ent-
hält, läßt sich nochmals in 2 Untergruppen unter-
gliedern. Zur einen Untergruppe, deren Schwer-
punkt mehr westlich liegt, gehören die meisten
mittel- und westeuropäischen Serien mit 2 Serien
aus dem süd-ost-europäischen Raum (Varna und
Phonogonia). Die andere Untergruppe hat ihren
Schwerpunkt in Osteuropa, zu ihr gehören die
meisten Serien des europäischen Teils der USSR,
auch 2 hier einbezogene Serien der Gernjachow-
Kultur (Ukraine und Moldauische SSR) — der ja
auch für die Zuordnung eines Teils des Neubur-
ger Fundmaterials eine besondere Bedeutung zu-
kommt —, und als die beiden westlichsten Grup-
pen zusammengestellte Serien von Funden aus dem
Bereich der Tschechoslowakei und aus dem Bereich
Mecklenburg. Diese Analyse zeigt aber auch, daß
unterhalb der „Subcluster", die sich ergebenden
Ähnlichkeitsbezeichnungen stärker vom Zufall be-
stimmt sein können, was sicherlich nicht zuletzt auf
die häufig nur geringe Zahl der für metrische
Merkmale verwertbaren Schädel in den einzelnen
Stichproben zurückzuführen ist, eine Schwierigkeit,
die durch den Erhaltungszustand des anthropolo-
gischen Fundmaterials bedingt ist. Dies sind auch
die Gründe für die vorsichtige Deutung der an dem
Skelettmaterial von Neuburg erhobenen Befunde.
Körperhöhe
Von 85 Erwachsenen, bei denen auch das Ge-
schlecht bestimmt werden konnte, ließ sich anhand
der langen Extremitätenknochen die Körperhöhe
berechnen 3". Die Individualdaten sind S. 108 ff. zu-
sammengestellt. Die mittlere Körperhöhe der Män-
ner ist mit 169,6 cm geringgradig größer als die
Körperhöhe, die wir für die männlichen römerzeit-
lichen Skelette von Augsburg (167,7) 387 ermitteln
konnten und steht den frühmittelalterlichen Ske-
letten dieses Fundkomplexes (169,6) und auch den
Alamannen von Epfach (168,5) 388 näher (Tab. 6).
Bei den meisten frühmittelalterlichen Reihengrä-
berpopulationen sind jedoch die Männer mit Mit-
telwerten um 172 cm noch größer 38°. Auch bei den
Frauen von Neuburg ist die mittlere Körperhöhe
mit 159,6 cm geringgradig größer als bei den rö-
merzeitlichen Skeletten aus Augsburg (158,6). Sehr
wesentlich ist dieser Unterschied aber nicht. Die
Grenzwerte für die Körperhöhe betragen bei den
Männern von Neuburg 159 cm (Grab 41) und
383) Daß die Variabilität metrischer Merkmale innerhalb von Populationen sehr viel größer ist als die Unterschiede
zwischen den Mittelwerten der selben Gruppen, haben wir in der Arbeit über die Skelettfunde von Epfach
am Beispiel frühmittelalterlicher Populationen aus dem bayerisch-schwäbischen Raum gezeigt; G. Ziegel-
mayer et al., 1964.
384) L. S. Penrose, 1954.
385) I. Schwidetzky und F. W. Rösing, 1975. Die Arbeit enthält zu den Fundserien die entsprechenden Literatur-
hinweise.
386) Die Berechnung wurde nach E. Breitinger, 1937 und H. Bach, 1965 vorgenommen.
387) G. Ziegelmayer, 1977.
388) G. Ziegelmayer, 1964.
389) L. Schott, 1963.
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Mit den hier vorgelegten Daten soll, abgesehen
von der Beschreibung des Skelettmaterials, der
Versuch unternommen werden, eine Aussage zu
der Frage zu machen, inwieweit sich im Gräber-
feld von Neuburg Teilpopulationen nachweisen
lassen und ob Ähnlichkeitsbeziehungen zu anderen
bereits beschriebenen Skelettpopulationen bestehen.
Anhaltspunkte für Gruppierungen innerhalb des
Gesamtmaterials soll dabei zunächst wiederum die
Gliederung in Belegungszonen sein. Dazu sei daran
erinnert, daß metrische Merkmale immer eine kon-
tinuierliche Variabilität haben, innerhalb einer
Population um einen Mittelwert streuen, in der
Häufigkeit ihrer Varianten der sogenannten Nor-
malverteilung folgen und daß die Häufigkeitskur-
ven verschiedener Populationen erhebliche Über-
schneidungen aufweisen 383.
Großräumig sind mit Hilfe metrischer Merkmale
vielfach Ähnlichkeitsbeziehungen nadigewiesen. Für
die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, die
sogenannte Römerzeit hat die Auswertung der
Kopf- und Gesichtsmaße von 76 Skelettserien mit
zusammen etwa 3000 Individuen mit Hilfe des
„verallgemeinerten Abstands" nach Penrose 384 5
Ähnlichkeitsgruppen (mit Dendrogrammen er-
mittelte Cluster) ergeben (Abb. 7) 385. Die für un-
sere Betrachtung vor allem wichtige Westgruppe,
welche ausschließlich europäische Skelettserien ent-
hält, läßt sich nochmals in 2 Untergruppen unter-
gliedern. Zur einen Untergruppe, deren Schwer-
punkt mehr westlich liegt, gehören die meisten
mittel- und westeuropäischen Serien mit 2 Serien
aus dem süd-ost-europäischen Raum (Varna und
Phonogonia). Die andere Untergruppe hat ihren
Schwerpunkt in Osteuropa, zu ihr gehören die
meisten Serien des europäischen Teils der USSR,
auch 2 hier einbezogene Serien der Gernjachow-
Kultur (Ukraine und Moldauische SSR) — der ja
auch für die Zuordnung eines Teils des Neubur-
ger Fundmaterials eine besondere Bedeutung zu-
kommt —, und als die beiden westlichsten Grup-
pen zusammengestellte Serien von Funden aus dem
Bereich der Tschechoslowakei und aus dem Bereich
Mecklenburg. Diese Analyse zeigt aber auch, daß
unterhalb der „Subcluster", die sich ergebenden
Ähnlichkeitsbezeichnungen stärker vom Zufall be-
stimmt sein können, was sicherlich nicht zuletzt auf
die häufig nur geringe Zahl der für metrische
Merkmale verwertbaren Schädel in den einzelnen
Stichproben zurückzuführen ist, eine Schwierigkeit,
die durch den Erhaltungszustand des anthropolo-
gischen Fundmaterials bedingt ist. Dies sind auch
die Gründe für die vorsichtige Deutung der an dem
Skelettmaterial von Neuburg erhobenen Befunde.
Körperhöhe
Von 85 Erwachsenen, bei denen auch das Ge-
schlecht bestimmt werden konnte, ließ sich anhand
der langen Extremitätenknochen die Körperhöhe
berechnen 3". Die Individualdaten sind S. 108 ff. zu-
sammengestellt. Die mittlere Körperhöhe der Män-
ner ist mit 169,6 cm geringgradig größer als die
Körperhöhe, die wir für die männlichen römerzeit-
lichen Skelette von Augsburg (167,7) 387 ermitteln
konnten und steht den frühmittelalterlichen Ske-
letten dieses Fundkomplexes (169,6) und auch den
Alamannen von Epfach (168,5) 388 näher (Tab. 6).
Bei den meisten frühmittelalterlichen Reihengrä-
berpopulationen sind jedoch die Männer mit Mit-
telwerten um 172 cm noch größer 38°. Auch bei den
Frauen von Neuburg ist die mittlere Körperhöhe
mit 159,6 cm geringgradig größer als bei den rö-
merzeitlichen Skeletten aus Augsburg (158,6). Sehr
wesentlich ist dieser Unterschied aber nicht. Die
Grenzwerte für die Körperhöhe betragen bei den
Männern von Neuburg 159 cm (Grab 41) und
383) Daß die Variabilität metrischer Merkmale innerhalb von Populationen sehr viel größer ist als die Unterschiede
zwischen den Mittelwerten der selben Gruppen, haben wir in der Arbeit über die Skelettfunde von Epfach
am Beispiel frühmittelalterlicher Populationen aus dem bayerisch-schwäbischen Raum gezeigt; G. Ziegel-
mayer et al., 1964.
384) L. S. Penrose, 1954.
385) I. Schwidetzky und F. W. Rösing, 1975. Die Arbeit enthält zu den Fundserien die entsprechenden Literatur-
hinweise.
386) Die Berechnung wurde nach E. Breitinger, 1937 und H. Bach, 1965 vorgenommen.
387) G. Ziegelmayer, 1977.
388) G. Ziegelmayer, 1964.
389) L. Schott, 1963.
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