In Neuburg zeichnen sich die Skelette der bei-
gabenlosen Gräber vor allem durch die im Mittel
größeren Breitenmaße aus und haben damit Merk-
malsausprägungen, wie sie für Skelettpopulationen
des Ostens und Südostens nachgewiesen wurden413.
Es scheint also nach dem anthropologischen Befund
nicht ausgeschlossen, daß nicht erst die Toten der
Zone 3 — wie aufgrund der Beigaben vermutet
wird — sondern schon zumindest die aus den bei-
gabenlosen Männergräbern der Zone 2 in Bevöl-
kerungen östlicher Regionen ihren Ursprung ha-
ben.
PATHOLOGISCHE BEFUNDE
Krankhafte Veränderungen an Knochen können
nur eine sehr begrenzte Vorstellung über den Ge-
sundheitszustand, bzw. die Häufigkeit bestimmter
Erkrankungen bei historischen und prähistorischen
Bevölkerungen geben, da sich ja nur wenige Er-
krankungen am Knochen manifestieren. Soweit dies
aber der Fall ist, tragen sie wesentlich zu dem
Bild bei, welches wir uns von Bevölkerungen frü-
herer Zeiten zu machen versuchen, können bis zu
einem gewissen Grad auch Aufschluß über Lebens-
bedingungen geben und sind nicht selten zur Beur-
teilung demographischer Daten wichtig. Dies gilt
auch für Knochenverletzungen, wobei allerdings zu
berücksichtigen ist, daß ja nach den Bodenbedin-
gungen in denen die Gräber liegen, gerade jene
Verletzungen, die mit Todesursache gewesen sein
können, oft nicht mehr eindeutig zu erkennen sind,
da Bruchenden oft rascher der Destruktion anheim
fallen als etwa die kompakte Knochenstruktur im
Bereich verheilter Brüche. An dem Skelettmaterial
von Neuburg lassen sich einige interessante Befunde
nachweisen.
Knochenverletzungen
An den postcranialen Skeletten lassen sich eine
Reihe mehr oder weniger gut verheilter Brüche
nachweisen. So haben verheilte Unterarmbrüche in
Zone 1 der Mann aus Grab 92 im proximalen Ab-
schnitt der linken Ulna, der Mann aus Grab 32 am
Radius und in Zone 3 der Mann aus Grab 130
ebenfalls am linken Radius. Einen Bruch in Nähe
der proximalen Epiphyse des Oberarms hat die
Frau aus Grab 13 (Zone 1) und einen Bruch des
ersten Mittelfußknochens weist der Mann aus Grab
65 (Zone 2) auf. Verheilte Brüche des Schlüssel-
beins haben der Mann aus Grab 95 (Zone 1) und
der Mann aus Grab 48 (Zone 2).
Auf eine Verletzung ist auch wahrscheinlich die
knöcherne Verwachsung von zwei oberen Brust-
wirbeln von dem jugendlichen Skelett aus Grab 37
413) I. Schwidetzky u. F. W. Rösing, 1975.
(Zone 2) zurückzuführen, da Merkmalsausprägun-
gen, die auf eine Erkrankung der Wirbelsäule hin-
weisen, an den übrigen Wirbeln nicht zu erkennen
sind.
Der Mann aus Grab 47 (Zone 2) hat am linken
Femur, in etwa 10 cm Länge, von der Crista femo-
ris ausgehend, eine nach unten seitlich führende
und etwa 4,5 cm freistehend in zwei Spitzen aus-
laufenden Knochenbildung, offensichtlich als Folge
eines chronisch entzündlichen Prozesses der sich
nach einer Verletzung in diesem Bereich entwickelt
haben könnte.
Am Schädel liegen verheilte Hiebverletzungen bei
zwei Männern aus Zone 1 vor, bei dem Mann aus
Grab 78 liegt die Verletzung über der linken
Orbita. Ihre Ausdehnung ist nicht mehr zu beur-
teilen, da der Stirnbeinrand abgebrochen ist. Der
Mann aus Grab 88 hat die Verletzung in Form
einer etwa pflaumengroßen Mulde am rechten
Scheitelbein.
Schwere Schädelverletzungen, die zum Tod geführt
haben müssen, weisen drei Männer aus Zone 2 auf.
Bei dem Mann aus Grab 62 ist der ganze Gehirn-
schädel gespalten. Ein schwerer Hieb, offensichtlich
mit einem Schwert von vorne und zwar von rechts
nach links geführt, hat das Stirnbein, den vorderen
Abschnitt beider Scheitelbeine durchtrennt und
reicht bis in den Bereich der Nasenwurzel rechts
von der Medial-Linie und ins Siebbein hinein
(Taf. 24 c, 33 c).
Der Mann aus Grab 48, der auch einen verheilten
Claviculabruch hat, starb offensichtlich ebenfalls
im Kampf. Der Rest einer Pfeilspitze, die von hin-
ten durch den Hals in den Unterkiefer unterhalb
der linken Frontzähne drang, steckt noch im Kno-
chen (Taf. 39 d). Außerdem lag in der Brustbein-
region eine weitere Pfeilspitze (Taf. 10, 48 b).
Besonders auffällig ist der Befund an dem männ-
lichen Skelett aus Grab 26 (Zone 2). Der Schädel
lag im Grab zwischen den Oberschenkeln oberhalb
der Knieregion (Taf. 10, 26; 22, 5). Deutliche
— 101 —
7*
gabenlosen Gräber vor allem durch die im Mittel
größeren Breitenmaße aus und haben damit Merk-
malsausprägungen, wie sie für Skelettpopulationen
des Ostens und Südostens nachgewiesen wurden413.
Es scheint also nach dem anthropologischen Befund
nicht ausgeschlossen, daß nicht erst die Toten der
Zone 3 — wie aufgrund der Beigaben vermutet
wird — sondern schon zumindest die aus den bei-
gabenlosen Männergräbern der Zone 2 in Bevöl-
kerungen östlicher Regionen ihren Ursprung ha-
ben.
PATHOLOGISCHE BEFUNDE
Krankhafte Veränderungen an Knochen können
nur eine sehr begrenzte Vorstellung über den Ge-
sundheitszustand, bzw. die Häufigkeit bestimmter
Erkrankungen bei historischen und prähistorischen
Bevölkerungen geben, da sich ja nur wenige Er-
krankungen am Knochen manifestieren. Soweit dies
aber der Fall ist, tragen sie wesentlich zu dem
Bild bei, welches wir uns von Bevölkerungen frü-
herer Zeiten zu machen versuchen, können bis zu
einem gewissen Grad auch Aufschluß über Lebens-
bedingungen geben und sind nicht selten zur Beur-
teilung demographischer Daten wichtig. Dies gilt
auch für Knochenverletzungen, wobei allerdings zu
berücksichtigen ist, daß ja nach den Bodenbedin-
gungen in denen die Gräber liegen, gerade jene
Verletzungen, die mit Todesursache gewesen sein
können, oft nicht mehr eindeutig zu erkennen sind,
da Bruchenden oft rascher der Destruktion anheim
fallen als etwa die kompakte Knochenstruktur im
Bereich verheilter Brüche. An dem Skelettmaterial
von Neuburg lassen sich einige interessante Befunde
nachweisen.
Knochenverletzungen
An den postcranialen Skeletten lassen sich eine
Reihe mehr oder weniger gut verheilter Brüche
nachweisen. So haben verheilte Unterarmbrüche in
Zone 1 der Mann aus Grab 92 im proximalen Ab-
schnitt der linken Ulna, der Mann aus Grab 32 am
Radius und in Zone 3 der Mann aus Grab 130
ebenfalls am linken Radius. Einen Bruch in Nähe
der proximalen Epiphyse des Oberarms hat die
Frau aus Grab 13 (Zone 1) und einen Bruch des
ersten Mittelfußknochens weist der Mann aus Grab
65 (Zone 2) auf. Verheilte Brüche des Schlüssel-
beins haben der Mann aus Grab 95 (Zone 1) und
der Mann aus Grab 48 (Zone 2).
Auf eine Verletzung ist auch wahrscheinlich die
knöcherne Verwachsung von zwei oberen Brust-
wirbeln von dem jugendlichen Skelett aus Grab 37
413) I. Schwidetzky u. F. W. Rösing, 1975.
(Zone 2) zurückzuführen, da Merkmalsausprägun-
gen, die auf eine Erkrankung der Wirbelsäule hin-
weisen, an den übrigen Wirbeln nicht zu erkennen
sind.
Der Mann aus Grab 47 (Zone 2) hat am linken
Femur, in etwa 10 cm Länge, von der Crista femo-
ris ausgehend, eine nach unten seitlich führende
und etwa 4,5 cm freistehend in zwei Spitzen aus-
laufenden Knochenbildung, offensichtlich als Folge
eines chronisch entzündlichen Prozesses der sich
nach einer Verletzung in diesem Bereich entwickelt
haben könnte.
Am Schädel liegen verheilte Hiebverletzungen bei
zwei Männern aus Zone 1 vor, bei dem Mann aus
Grab 78 liegt die Verletzung über der linken
Orbita. Ihre Ausdehnung ist nicht mehr zu beur-
teilen, da der Stirnbeinrand abgebrochen ist. Der
Mann aus Grab 88 hat die Verletzung in Form
einer etwa pflaumengroßen Mulde am rechten
Scheitelbein.
Schwere Schädelverletzungen, die zum Tod geführt
haben müssen, weisen drei Männer aus Zone 2 auf.
Bei dem Mann aus Grab 62 ist der ganze Gehirn-
schädel gespalten. Ein schwerer Hieb, offensichtlich
mit einem Schwert von vorne und zwar von rechts
nach links geführt, hat das Stirnbein, den vorderen
Abschnitt beider Scheitelbeine durchtrennt und
reicht bis in den Bereich der Nasenwurzel rechts
von der Medial-Linie und ins Siebbein hinein
(Taf. 24 c, 33 c).
Der Mann aus Grab 48, der auch einen verheilten
Claviculabruch hat, starb offensichtlich ebenfalls
im Kampf. Der Rest einer Pfeilspitze, die von hin-
ten durch den Hals in den Unterkiefer unterhalb
der linken Frontzähne drang, steckt noch im Kno-
chen (Taf. 39 d). Außerdem lag in der Brustbein-
region eine weitere Pfeilspitze (Taf. 10, 48 b).
Besonders auffällig ist der Befund an dem männ-
lichen Skelett aus Grab 26 (Zone 2). Der Schädel
lag im Grab zwischen den Oberschenkeln oberhalb
der Knieregion (Taf. 10, 26; 22, 5). Deutliche
— 101 —
7*