Die Männer der Zone 1 haben danach ein stärker
profiliertes Gesichtsrelief als die der beiden ande-
ren Belegungszonen, die Nasenwurzel liegt bei
den Männern der Zone 1 höher (Maß 1), der
Maxilla-Anteil der Nasenregion (Maß 2, 3 und 4)
ist mehr nach vorne gerichtet, steht stärker aus dem
Gesichtsprofil hervor und auch im unteren Bereich
(Maß 5) ragt die Maxilla im Mittel weiter vor als
bei den Männern der beiden anderen Zonen. Bei
den Männern der Zone 3 ist die Nasenwurzel-
region im Mittel noch etwas flacher als bei denen
der Zone 2 und auch im Bereich der größten Breite
der Nase (Maß 3) und am Unterrand der Maxilla
(Maß 5) ist das Gesicht bei den Männern aus Zone 3
im Mittel etwas flacher als bei denen der Zone 2.
Unterschiede sind zwar aufgrund der geringen
Zahl der Schädel, an denen diese Maße mit der
genügenden Genauigkeit abgenommen werden
konnte, statistisch nicht zu sichern, ein Trend zeich-
net sich aber doch deutlich ab.
Die gefundenen Unterschiede bleiben auch in etwa
bestehen bei Einbeziehung der weiblichen Schädel
und wenn man die Tiefenmaße in Form von In-
dices zu Breitenmaßen des Gesichts in Beziehung
setzt. Wegen der dabei erforderlichen weiteren Auf-
gliederung des ohnehin kleinen Stichprobenum-
fangs sei jedoch hier auf die Wiedergabe dieser
Daten verzichtet. Durch die Maße des Gesichts-
reliefs wird jedenfalls die Hypothese weiter ge-
stützt, daß es sich zumindest bei den Toten der
Zone 1 und der Zone 2 wahrscheinlich um Ange-
hörige verschiedener Populationen handelt. Da re-
lativ flache Gesichter für die Alamannen des süd-
deutschen Raums — zumindest für die frühmittel-
alterliche Zeit — nicht charakteristisch sind, ist auf-
grund dieses Befundes die Frage, ob sich hinter den
Toten der Belegungszone 2 des Gräberfeldes aus
Neuburg vielleicht Alamannen verbergen 397, eher
zu verneinen.
DESKRIPTIVE MERKMALE
Wenn schon anhand der metrischen Merkmale
Gruppenunterschiede zwischen den Männern der
Zone 1 und der Zone 2 nachweisbar waren, so
wird dieser Eindruck durch metrisch nicht erfaß-
bare Details der Schädelform noch unterstützt.
Darüber hinaus ergeben sich bezüglich solcher Merk-
male auch einerseits Übereinstimmungen innerhalb
und andererseits Unterschiede zwischen den Zonen
2 und 3. Die deskriptiven Merkmale geben aber
auch ein anschauliches Bild von der individuellen
Variabilität innerhalb der einzelnen Belegungs-
zonen des Gräberfeldes von Neuburg.
Für den Gehirnschädel lassen sich solche Vergleiche
gut anhand von Rißzeichnungen in den verschiede-
nen Ebenen des Schädels darstellen "B. Faßt man
die Rißzeichnungen in Sagittal-, Horizontal- und
Vertikalebene von den gut erhaltenen Schädeln
der 3 Zonen zu einem gemeinsamen Gruppenriß
zusammen, so ergibt sich ein sehr breites Band, in
dem feinere Unterschiede untergehen. Wir haben
daher als Anhaltspunkt für eine Gruppierung wie-
der die Zuordnung der Gräber zu den archäologisch
abgrenzbaren Belegungszonen gewählt.
Für die männlichen Schädel 399 ergeben die einzel-
nen Sagittalrisse der Zone 1 zusammen ein brei-
teres Band als die der Zone 2 und 3 (Abb. 14). Dies
ist sicherlich zum Teil durch die größere Zahl von
Schädeln bedingt, die in Zone 1 einbezogen wer-
den konnten. Ob es auch ein Hinweis auf eine
heterogenere Bevölkerungsgruppe ist, ließe sich nur
beantworten, wenn in alle Vergleichsgruppen etwa
die gleiche Zahl von Schädeln hätte einbezogen
werden können. Beim Vergleich der Rißbänder
für die 3 Zonen ergeben sich in weiten Bereichen
Überlagerungen, was nicht anders zu erwarten ist.
In Teilbereichen zeichnen sich aber doch Unter-
schiede ab. So ist die Stirnregion bei den Männern
der Zone 3 im Mittel flacher ansteigend als bei den
beiden anderen Gruppen. Der Verlauf der Schei-
tellinie ist bei allen 3 Gruppen, abgesehen von ei-
nem Schädel insbesondere in Gruppe 3 flach ver-
laufend. Besonders im Hinterhauptbereich weisen
397) E. Keller, 1977.
398) Die Rißzeichnungen wurden von P. Dietsche angefertigt, die Gruppenrisse nach den von E. Breitinger, 1938
als zweckmäßig ermittelten Methoden zusammengestellt.
399) Folgende männliche Schädel konnten in diese Untersuchung einbezogen werden,
Zone 1: 31, 33, 72, 74, 76, 78, 79, 82, 83, 84, 86, 87, 88, 91, 95.
Zone 2: 36, 38, 40, 47, 65, 99, 104.
Zone 3: 60, 66, 111, 117, 118, 121, 124, 129, 130.
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profiliertes Gesichtsrelief als die der beiden ande-
ren Belegungszonen, die Nasenwurzel liegt bei
den Männern der Zone 1 höher (Maß 1), der
Maxilla-Anteil der Nasenregion (Maß 2, 3 und 4)
ist mehr nach vorne gerichtet, steht stärker aus dem
Gesichtsprofil hervor und auch im unteren Bereich
(Maß 5) ragt die Maxilla im Mittel weiter vor als
bei den Männern der beiden anderen Zonen. Bei
den Männern der Zone 3 ist die Nasenwurzel-
region im Mittel noch etwas flacher als bei denen
der Zone 2 und auch im Bereich der größten Breite
der Nase (Maß 3) und am Unterrand der Maxilla
(Maß 5) ist das Gesicht bei den Männern aus Zone 3
im Mittel etwas flacher als bei denen der Zone 2.
Unterschiede sind zwar aufgrund der geringen
Zahl der Schädel, an denen diese Maße mit der
genügenden Genauigkeit abgenommen werden
konnte, statistisch nicht zu sichern, ein Trend zeich-
net sich aber doch deutlich ab.
Die gefundenen Unterschiede bleiben auch in etwa
bestehen bei Einbeziehung der weiblichen Schädel
und wenn man die Tiefenmaße in Form von In-
dices zu Breitenmaßen des Gesichts in Beziehung
setzt. Wegen der dabei erforderlichen weiteren Auf-
gliederung des ohnehin kleinen Stichprobenum-
fangs sei jedoch hier auf die Wiedergabe dieser
Daten verzichtet. Durch die Maße des Gesichts-
reliefs wird jedenfalls die Hypothese weiter ge-
stützt, daß es sich zumindest bei den Toten der
Zone 1 und der Zone 2 wahrscheinlich um Ange-
hörige verschiedener Populationen handelt. Da re-
lativ flache Gesichter für die Alamannen des süd-
deutschen Raums — zumindest für die frühmittel-
alterliche Zeit — nicht charakteristisch sind, ist auf-
grund dieses Befundes die Frage, ob sich hinter den
Toten der Belegungszone 2 des Gräberfeldes aus
Neuburg vielleicht Alamannen verbergen 397, eher
zu verneinen.
DESKRIPTIVE MERKMALE
Wenn schon anhand der metrischen Merkmale
Gruppenunterschiede zwischen den Männern der
Zone 1 und der Zone 2 nachweisbar waren, so
wird dieser Eindruck durch metrisch nicht erfaß-
bare Details der Schädelform noch unterstützt.
Darüber hinaus ergeben sich bezüglich solcher Merk-
male auch einerseits Übereinstimmungen innerhalb
und andererseits Unterschiede zwischen den Zonen
2 und 3. Die deskriptiven Merkmale geben aber
auch ein anschauliches Bild von der individuellen
Variabilität innerhalb der einzelnen Belegungs-
zonen des Gräberfeldes von Neuburg.
Für den Gehirnschädel lassen sich solche Vergleiche
gut anhand von Rißzeichnungen in den verschiede-
nen Ebenen des Schädels darstellen "B. Faßt man
die Rißzeichnungen in Sagittal-, Horizontal- und
Vertikalebene von den gut erhaltenen Schädeln
der 3 Zonen zu einem gemeinsamen Gruppenriß
zusammen, so ergibt sich ein sehr breites Band, in
dem feinere Unterschiede untergehen. Wir haben
daher als Anhaltspunkt für eine Gruppierung wie-
der die Zuordnung der Gräber zu den archäologisch
abgrenzbaren Belegungszonen gewählt.
Für die männlichen Schädel 399 ergeben die einzel-
nen Sagittalrisse der Zone 1 zusammen ein brei-
teres Band als die der Zone 2 und 3 (Abb. 14). Dies
ist sicherlich zum Teil durch die größere Zahl von
Schädeln bedingt, die in Zone 1 einbezogen wer-
den konnten. Ob es auch ein Hinweis auf eine
heterogenere Bevölkerungsgruppe ist, ließe sich nur
beantworten, wenn in alle Vergleichsgruppen etwa
die gleiche Zahl von Schädeln hätte einbezogen
werden können. Beim Vergleich der Rißbänder
für die 3 Zonen ergeben sich in weiten Bereichen
Überlagerungen, was nicht anders zu erwarten ist.
In Teilbereichen zeichnen sich aber doch Unter-
schiede ab. So ist die Stirnregion bei den Männern
der Zone 3 im Mittel flacher ansteigend als bei den
beiden anderen Gruppen. Der Verlauf der Schei-
tellinie ist bei allen 3 Gruppen, abgesehen von ei-
nem Schädel insbesondere in Gruppe 3 flach ver-
laufend. Besonders im Hinterhauptbereich weisen
397) E. Keller, 1977.
398) Die Rißzeichnungen wurden von P. Dietsche angefertigt, die Gruppenrisse nach den von E. Breitinger, 1938
als zweckmäßig ermittelten Methoden zusammengestellt.
399) Folgende männliche Schädel konnten in diese Untersuchung einbezogen werden,
Zone 1: 31, 33, 72, 74, 76, 78, 79, 82, 83, 84, 86, 87, 88, 91, 95.
Zone 2: 36, 38, 40, 47, 65, 99, 104.
Zone 3: 60, 66, 111, 117, 118, 121, 124, 129, 130.
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