DAS WEISS IN DER DEUTSCHEN MALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS
REINHOLD BEGAS NEPTUN. HAUPTGRUPPE VOM SCHLOSS-
BRUNNEN ZU BERLIN (ENTWURF) • « * «
es damals ähnlich. Wie heller Schaum von 1872 73 erhielt ein hellkühles Blatt in die
schwimmt es bei ihm auf den Schwärzen. Es Hand. Da er selbst sich in den dunklen Tönen
war in den frühen siebziger Jahren gelegent- seiner Umgebung fast versteckte, war das
lieh einfach das Franz Hals-Rezept. Eine Hervorhebungsmittel willkommen. Dagegen
braunrot getönte Leinwand durchschimmernd wird die Manschette des zweiten Mohren im
durch zarte Übermalungen mit Grau und Schatten versteckt, weil er seinen prahlend-
Schwarz und das Weiße als letzte, lose Flocken roten Damasthintergrund hat. Ein einziger
sparsam darüber gestreut. So stellt sich die starker Gegensatz schien in dieser Zeit genug.
Tischgesellschaft (Samml. Seeger, Berlin) von In anderen Fällen muß in diesen Jahren dem
1870 — 71 dar, wo die Köpfe so wundervoll Gesichtston alles andere weichen, wodurch
einer nach dem anderen ins Dunkle eintauchen, dann bei manchen Frauenbildern, die nur von
Dann lichtete es sich auf. Färbte sich auch, dunklen Farben umgeben sind, ein eigenes
Das Weiß wurde zu drei, vier Farben, alle Leuchten entsteht. Was Weiß hieße, wird
kühl, hell, in den Dachauerinnen. An der dann zuweilen ganz nach Gutdünken ver-
Wand, dem Silberschmuck, den Strümpfen dunkelt. Schon wenige Jahre später im Bildnis
dieser schwarzgekleideten Frauen. Auch in von Schuch (Nationalgalerie) von 1875, gesellt
dem Bildnis v. Perfalls (Pinakothek, München) sich den starken Lichtern der Manschetten
ist starkes Licht im Weiß dem feinen hellen noch eine kleine grüne und eine rote Hellig-
Gesichtston noch übergeordnet. Und mit den keit am Hutfutter und Sesselpolster. Und im
Jahren nahm die kühle Haltung in beiden folgendenjahr wird der Purpurstoff desMohren-
immer mehr zu. bildnisses noch einmal hervorgeholt, um im
Trübner hat in den siebziger Jahren noch Verein mit einem schwarzen Rock und einem
sehr unterschieden. Der Zeitung lesende Mohr kräftigweißen Kragen einen stärkeren viel-
Die Kunst für Alle XXII.
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REINHOLD BEGAS NEPTUN. HAUPTGRUPPE VOM SCHLOSS-
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es damals ähnlich. Wie heller Schaum von 1872 73 erhielt ein hellkühles Blatt in die
schwimmt es bei ihm auf den Schwärzen. Es Hand. Da er selbst sich in den dunklen Tönen
war in den frühen siebziger Jahren gelegent- seiner Umgebung fast versteckte, war das
lieh einfach das Franz Hals-Rezept. Eine Hervorhebungsmittel willkommen. Dagegen
braunrot getönte Leinwand durchschimmernd wird die Manschette des zweiten Mohren im
durch zarte Übermalungen mit Grau und Schatten versteckt, weil er seinen prahlend-
Schwarz und das Weiße als letzte, lose Flocken roten Damasthintergrund hat. Ein einziger
sparsam darüber gestreut. So stellt sich die starker Gegensatz schien in dieser Zeit genug.
Tischgesellschaft (Samml. Seeger, Berlin) von In anderen Fällen muß in diesen Jahren dem
1870 — 71 dar, wo die Köpfe so wundervoll Gesichtston alles andere weichen, wodurch
einer nach dem anderen ins Dunkle eintauchen, dann bei manchen Frauenbildern, die nur von
Dann lichtete es sich auf. Färbte sich auch, dunklen Farben umgeben sind, ein eigenes
Das Weiß wurde zu drei, vier Farben, alle Leuchten entsteht. Was Weiß hieße, wird
kühl, hell, in den Dachauerinnen. An der dann zuweilen ganz nach Gutdünken ver-
Wand, dem Silberschmuck, den Strümpfen dunkelt. Schon wenige Jahre später im Bildnis
dieser schwarzgekleideten Frauen. Auch in von Schuch (Nationalgalerie) von 1875, gesellt
dem Bildnis v. Perfalls (Pinakothek, München) sich den starken Lichtern der Manschetten
ist starkes Licht im Weiß dem feinen hellen noch eine kleine grüne und eine rote Hellig-
Gesichtston noch übergeordnet. Und mit den keit am Hutfutter und Sesselpolster. Und im
Jahren nahm die kühle Haltung in beiden folgendenjahr wird der Purpurstoff desMohren-
immer mehr zu. bildnisses noch einmal hervorgeholt, um im
Trübner hat in den siebziger Jahren noch Verein mit einem schwarzen Rock und einem
sehr unterschieden. Der Zeitung lesende Mohr kräftigweißen Kragen einen stärkeren viel-
Die Kunst für Alle XXII.
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