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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Meier-Graefe, Julius: Max Liebermann
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Kuzmany, Karl Michael: Von Wiener Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0216

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-*=feö> VON WIENER AUSSTELLUNGEN <ö=^-

ein herrliches Damen-
porträt von Leibl. So-
viel Tonschönheit und
Adel wirken als eine
nicht mißzuverstehen-
de Mahnung. Daß da-
nach und nach den de-
korativen Zielen des
Hans von Marees neuer-
lich ein junger Deut-
scher in Rom strebt,
Karl Hofer, das ver-
künden dessen helle
Idealszenen. Wären
doch die Akte nicht in
den Formen so willkür-
lich gezerrt und im Ge-
sichtsausdruck so zwin-
kernd dämlich! Nur aus
einem Doppelporträt
spricht die durchaus
beherrschte Ruhe, die

max lieber mann studie (1899; nottut, um von den Staf-

feleibildern loszukom-
men und mit stilisierten

seltenen und durch die Höhe des Einsatzes Fresken die Wände harmonisch zu schmücken. Eine
idealen Rechnung erscheinen lassen. Sentimen- Probe hiervon gibt unter den Wienern bloß ein Karton
. i„ ™„ . u • j u i • , . von Franz Hohenberger, der sich also mit einer

tale Deutsche sind schockweise zu haben. neuen Seite seiner Begabung vorsteiit; Maximilian

Rechner wie diesen gibt es bei uns keinen Lenz sowie Friedrich König bringen eigenartig zu-
zweiten. geschnittene figurale Füllungen für Möbel, Leopold
_ Stolba kapriziöse Zufallsbildungen auf Papier. An-
sonsten weisen sich die einheimischen Künstlerdahin

VON WIENER AUSSTELLUNGEN

Cs sei zugegeben, daß der gegenwärtigen, der
*-* 27. Ausstellung der Sezession kein anderes
Programm zugrunde liegt, als das eine, jeder
solchen Vorführung immanente: gute Kunst-
werke, gleichviel welcher Richtung, zu zeigen.
Sie veranlaßt eben dadurch das Publikum, im
Genuß vergleichend ästhetisch fruchtbare Er-
kenntnisse zu gewinnen. In dem Zentralraum
wird man vorerst zu einer Totenfeier für
Eugene Carriere geführt, dem Ehrenmit-
glied der Vereinigung, dessen umfänglichstes
Gemälde den ihm gebührenden Ehrenplatz
einnimmt. Dieses >Theatervon Bellevillei mit
seiner dunstigen Atmosphäre und den ge-
spannt blickenden Zuschauern ist eher noch
ein Naturausschnitt zu nennen, als ringsum
all die Porträts und intimen Gruppen desselben
Meisters. Aus einer konzentrierten seelischen
Verfassung heraus, schmerzlichen Sehnens
voll, schuf er die schattenhaften Erinnerungs-
bilder, eine entfärbte Essenz der Dinge. Es
sind wie Jenseitsgrüße, die Carriere seinen
Landsleuten Besnard und La Touche zu-
sendet, den daseinsfroh — mitunter allzu un-
bekümmert — von ihrer reich besetzten Pa-
lette weg Feuerwerkenden. Anders wieder
reckt sich der Spanier Jose Maria Sert;
Fragmente seiner Wandmalereien für eine ka-
tatonische Kathedrale sind in einem Kuppel-
tambourangebracht (Architekt Josef Plecnik,
der auch j=nen Hauptsaal umgestaltete, hat
derlei in der Vorhalle improvisiert), und zeu-
gen von der subtropischen Phantasie eines
modern geschulten Barockmalers. Ganz auf
dem Boden der Wirklichkeit stehen die vielen
Straßenbilder von Skarbina, über die eben-
sowenig noch etwas zu sagen ist, wie über max liebermann allee in rosenheim

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