Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0301

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-w^g}- VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=J^

stellen, getragen sind. Dieser Tage ist im Kunst-
verein die Ausstellung des „Cronberger Künstler-
bundes", der Frankfurter Sezession, eröffnet worden.
Wir berichten über die sehr gut gelungene Aus-
stellung demnächst ausführlicher. s.

CTUTTGART. Kalchreuth-Ausstellung im Museum
^ der bildenden Künste. Wie einst vor sieben
Jahren bei seiner Uebersiedelung in unsere Stadt,
so gibt uns Graf Leopold von Kalchreuth auch
jetzt, da er nach Hamburg zieht, in einer Kollektiv-
Ausstellung einen Ueberblick über sein künstle-
risches Schaffen. Leider fehlen dieser Ausstellung
seine neuesten Arbeiten, eben jene aus der Ham-
burger Patrizierwelt geschaffenen Bildnisse, abge-
sehen davon aber gibt die Ausstellung ein ziemlich
umfassendes Bild von Kalckreuths künstlerischer
Persönlichkeit. Ueber die Kalckreuthsche Kunst hat
sich die >Kunst für Alle« wiederholt, besonders im
Novemberheft des XIX. Jahrgangs eingehend geäußert,
es sei also heute nur einzelnes hervorgehoben. An
älteren Bildern sehen wir in dieser Ausstellung neben
dem bekannten Freilichtbildnis der Schwester des
Künstlers (1888) den «Sommer« (1890), jenes junge
Bauernweib, das, selbst ein Bild der Fruchtbarkeit,
mit schwerem Schritte durch das hochstehende,
wogende Kornfeld dahinwandelt. Auch heute noch,
wo sich unsere Anschauungen über Komposition,
Geschlossenheit und Einheit des künstlerischen Aus-
drucks u. a. m. so geändert haben, und wir geneigt
sind, solche große Naturausschnitte nur als Studien
gelten zu lassen, spricht dieses Werk in unvermin-
derter Stimmungskraft zu uns. Und — nicht allzu-
viele Malerin Deutschland haben um das Jahr 1890
so ehrlich und ungeschminkt die Natur anzuschauen
verstanden! — Wir sehen des weiteren verschiedene
Bildnisse der Gattin des Künstlers, darunter das
aus derselben früheren Zeit stammende, mit dem
so beseelten Ausdruck der Augen, dann die Kostüm-
probe«, jenes bekannte Porträt des Töchterchens im
Velasquezkostüm, die Theaterprobe der Kinder, ein
Porträt seines Sohnes Wolf f und das zwar etwas
trocken gemalte, aber ungemein charakteristisch er-
scheinende Bildnis des Grafen York, eines Oheims
der Gräfin Kalckreuth. Auch an landschaftlichen
Werken ist die Ausstellung reich. Wir sehen große
und kleine Bilder von Hohenlohe-Waldenburg, eine
sehr effektvolle >Gewitterstimmung«, u. a. m., vor
allem aber ein >Picknick«, wohl der bayerischen
Ampergegend entnommen, ein vorzügliches Stück
Malerei von warmem sonnigen Ton. So möge denn
zum Schlüsse noch die Hoffnung ausgesprochen sein,
daß Graf Kalckreuth den künstlerischen Veranstal-
tungen unsererStadt auch fernerhin seine Mitwirkung
nicht versagen möge. h. t.

1V/IÜNCHEN. Im Parterresaale der Galerie Heine-
mann hat Ende Januar der Maler Paul Thiem
(Starnberg) eine Ausstellung von etwa vierzig Ge-
mälden, vorwiegend Landschaften, eröffnet, welche
ein höchst erfreuliches Zeichen vom Vorwärtsstreben
un d Vorwärtskommen dieses Künstlers ablegt. Der
Maler hat lange um einen wesensgemäßen künstleri-
schen Ausdruck, um einen Stil gerungen, und aller-
lei versucht, Naturalistisches und Romantisches —
eine Reihe von Landschaften aus dem altbehaglichen
Dinkelsbühl und aus Starnberg und Umgebung zeigt
ihn uns nun in einer so ansprechenden und reifen
Art, daß man glauben und wünschen mag, dies möge
seine endgültige Ausdrucksweise bleiben. Den Glanz-
punkt der Sammlung bildet der große »Blick auf
Starnberg« in Vorfrühlingsstimmung, mit schwerer,
feuchter Luft und malerisch ganz prächtig gegebenem

Vordergrund. Das ist schlechthin meisterlich hin-
geschrieben. Kaum minder gut ist ein kleineres Bild
mit dem Starnberger Schlosse und verziehendem
Unwetter in Abendstimmung, ist ein Stück Garten
mit Weg und Birken, usw. Eine große Ansicht von
Dinkelsbühl im Lichte eines schwülen Sommer-
nachmittags bringt namentlich den Umriß der maleri-
schen alten Stadt gar fein zur Geltung, andere kleinere
Darstellungen schildern das Innere der Stadt, den
Wochenmarkt, von reichem Figurenwerk belebr, eine
altertümliche Brücke, ein Stück Ufer im Frühjahrs-
sonnenschein, ein paar Straßenansichten mit Giebel-
häusern in reizvollem Fachwerkbau, Ansichten von
der Stadtbefestigung — und alles ist merkwürdig
liebevoll und innerlich gegeben, mit einem feinen
Gefühl für den dichterischen Zauber der verträumten
Ruhe eines solchen Nestes aus alten Tagen. In
dieser Richtung liegt ganz gewiß Paul Thiems ur-
eigenste Begabung. Anderem ist sie freilich auch
nicht fremd, das beweisen vor allem einige recht
gute Bildnisse, wie das seines Vaters, des wohl-
bekannten Kunstsammlers, der dem Berliner Kaiser
Friedrich-Museum kostbare Kunstschätze überwiesen,
die lebensgroßen Bildnisse eines alten Herrn und
einer hübschen jungen Dame, sowie ein reizvolles
Kinderköpfchen. Das Bild > Der Friede« — zwei Ritter,
die sich in dämmeriger Landschaft begegnen, und
der »Kehraus« bei der Dorfschenke sind vom Glas-
palast her vorteilhaft bekannt. Die Sachen sind
malerisch leichter und kräftiger behandelt als die
älteren romantischen Arbeiten Thiems. Als lustige
und eigenartige Kleinigkeit sei noch das Bild mit
den konzertierenden Fröschen hervorgehoben. f0.

1/" ÖLN. Im Dezember hatte die > Vereinigung
Kölner Künstler^ ihre (nunmehr VI.) Jahres-
ausstellung im Lichthof des Kunstgewerbemuseums
veranstaltet. Mit den größten Kollektionen waren
E. Hardt, A. Neven du Mont und F. Westen-
dorp vertreten. Unter den Landschaften des ersteren
seien besonders hervorgehoben der »Morgen am
Niederrhein«, mit seiner entzückend sonnigen Luft-
stimmung, der »Blühende Apfelbaum« und einige
andere von diesen zarten, man möchte sagen öster-
lichen Frühlingslandschaften (Wiesen, zwischen von
Weiden eingefaßten Wasserläufen). Liebt Hardt
die niederrheinische Landschaft, so zieht Westen-
dorp die flandrischen Motive vor. Die malerisch
reifsten seiner Bilder waren der »Tauschnee« (ganz
köstlich gemalt die trübe Luft und der weiche,
schmutzige, abschmelzende Schnee); dann die im
Dämmerlicht träumende »Flandrische Stadt«; neu,
und zwar gut gelungen, die Behandlung eines In-
terieurs. Neven du Mont, der anglisierte Kölner,
zeigte eine Reihe englischer Flachlandschaften mit
stark bewegten Jagd- und Reiterszenen; dann deko-
rative Gemälde und, besonders gut, Porträts mit
viel koloristischem Geschmack und sicherer Er-
fassung der Individualität, A. Deusser einige ma-
lerisch sehr feine Landschaften, F. Bürgers breit-
gemalte, stimmungsvolle Landschaften aus Dachau.
Das Porträt vertraten ferner Schneider-Didam und
R. Vogts. Geschmack und reife Technik besitzt
auch F. Reusing, aber er liebt zu sehr das Nur-
Elegante und Gefällige. Unter den Werken des
V. Hauck fiel die Zeichnung eines sehr feinen,
kleinen Winterbildchens auf; und endlich seien noch
ein männlicher Studienkopf (mit vortrefflicher Licht-
führung) von Eschbach genannt, ein Stilleben von
Lina Bürgers und die farbigen Kohlezeichnungen
von M. Kunz. — An Werken der Plastik, die für einen
Brunnen bestimmte Elefantengruppe von P.Breuer;
die kolossale und in der Tat monumentale Figur

271
 
Annotationen