Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

DOI Artikel:
Gensel, Walther: Die Internationale Mitglieder-Ausstellung der Berliner Akademie der Künste
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0356

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUS DER KG L. AKADEMIE DER KÜNSTE IN BERLIN

THRON SAAL

DIE INTERNATIONALE MITGLIEDER-AUSSTELLUNG DER
BERLINER AKADEMIE DER KÜNSTE

Von Walther Gensel

Kein vornehmeres Heim hätte die Berliner
Akademie der Künste nach ihrem Aus-
zug aus dem alten Haus Unter den Linden
sich wünschen können, als das von ihr nun-
mehr bezogene Arnimsche Palais am Pariser
Platz mit seiner ganz schlichten klassischen
Architektur. Das vor einem Jahr abgebro-
chene Redernsche Palais war freilich eine
gewähltere Nachbarschaft als das rasch empor-
geschossene Hotel Adlon, aber gerade die
Art, wie die Akademie sich dahinter gewisser-
maßen zurückzuziehen scheint, als wollte sie
sagen: Mit diesem Berlin der Bogenlampen
und Automobile habe ich nichts zu tun, hat
etwas ungemein Distinguiertes.

Ganz schlicht und vornehm wirken auch
die Räume, die Ihne rückwärts an das Palais
angebaut hat, um der Akademie die Wieder-
aufnahme ihrer meist Jubelfeiern lebender
oder dem Gedächtnis toter Mitglieder gewid-
meten Ausstellungen zu ermöglichen. An
eine Vorhalle und einen großen Breitsaal
schließen sich nach hinten noch zwei grö-
ßere Säle an, um die sich wieder vier größere
und vier kleinere Räume gruppieren. Alles

Auffallende ist vermieden. Die Wände sind
mit Rupfen in ganz neutralen Farben be-
spannt, der Fußboden ist mit einfachen Stoffen
belegt, und ein ruhiges, gedämpftes, von oben
einfallendes Licht erfüllt die Räume mit gleich-
mäßiger Helligkeit.

Es war ein glücklicher Gedanke, bei der
ersten Ausstellung lediglich Mitglieder der
Akademie und zwar, soweit sie wollten, alle
zu Worte kommen zu lassen. Jedes durfte
nach freier Wahl und ohne Jury drei Werke
einsenden. Vielleicht hätte man einen ein-
schränkenden Zusatz machen können, etwa,
daß nur Werke ungefähr aus der Zeit der
Aufnahme, oder, daß nur solche aus neuster
Zeit geschickt werden sollten. Daß z. B.
Anton von Werner ein vor siebzehn und
ein vor zehn Jahren gemaltes Bild, Paul
Meyerheim dagegen mehrere eben von der
Staffelei gekommene Werke geschickt hat, führt
ein wenig irre. Ihrer beider Blüte gehört
einer entschwundenen Zeit an. Liebermann
wiederum hat zu zwei ziemlich neuen Wer-
ken, dem ungemein lebendigen, lichtdurch-
fluteten und farbenfrohen Biergarten in Leiden

Die Kunst für Alle XXII. 14. 15. April 1907.

321

41
 
Annotationen