Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0378

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-*=4g5> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^

VON AUSSTELLUNGEN nicht mehr, als es van Dyck, Gainsborough, Ingres

nun rin f zu 'nren Zeiten waren. Seine drei Frauenbildnisse

UND SAMMLUNGEN in ganzer Figur — das eine schwarz vor weiß mit

einem braunen, grünbezogenen Stuhl, das zweite blau
DERLIN. Die Inhaber von Gurlitt scheinen die vor rot und goldenen Möbeln und Hintergrund, das
vor einigen Jahren in die Welt posaunte Fiktion dritte, die Prinzessin Ingeborg, lichtumflutet ganz in
noch aufrechterhalten zu wollen, daß wirinTouLOUSE- Weiß und Gold — sind keine genialen Momentbilder,
Lautrec einen der größten Künstler vom Ausgang sondern sorgsam durchgearbeitete Repräsentations-
des 19.Jahrhunderts zu verehren hätten, sonst hätten stücke; aber wo malt man heute noch solche Bild-
sie diesem nur sehr mit Auswahl zu genießenden nisse, die soviel unantastbare Hoheit mit soviel
Künstler nicht gleich mehrere Säle eingeräumt. Von menschlicher Liebenswürdigkeit vereinen, weder alte
Verehrung kann natürlich bei diesem Meister in der Meister nachahmen noch gesucht originell sind und
Darstellung alles Gemeinen und Perversen von vorn- als Malerei weder brutal noch süßlich wirken? Das
herein nicht die Rede sein. Daß man Schweinereien ist gute europäische Kunst. Daneben steht Karl
— es gibt keinen milderen Ausdruck dafür — Larsson als der schwedischste, uneuropäischste,
wie -Elles öffentlich ausstellen darf, ohne einen Er schildert nur, wie es bei Larssons aussieht und
Schrei der Entrüstung zu hören, erklärt sich nur was Larssons machen, diesmal auf einem mächtigen
daraus, daß ein Teil des großen Publikums den Sinn Bilde einen Weihnachtsabend im Larssonschen Hause,
dieses Zyklus gar nicht versteht und ein anderer Aber Vaier, Mutter und Kinder passen mit ihren
sich schämt, sein Verständnis einzugestehen. Wie mitteleuropäischen Kostümen nicht in diese schmet-
kindlich harmlos ist dagegen manches, was in der ternde dalekarlische Farbensymphonie von Grün, Rot
Literatur nur als »Privatdruck« erscheinen darf! Aber und Gelb, so halten sie sich im Hintergrunde bei
auch rein künstlerisch genommen, stehen neben der Bescherung auf und lassen das fröhliche Ge-
Bläitern, wie sie nur eine wirklich geniale Hand in sinde vorn. Man diskutiert nicht über Larsson, man
guten Stunden hervorzaubern kann, ganz und gar liebt ihn oder liebt ihn nicht, wie eine wilde Pflanze
saloppe Leistungen. — Wie anders ist die Luft, die oder ein exotisches Märchen. Ich liebe ihn. Anders
man jetzt im Künstlerhause einatmet, das uns nach Zorn hat kein Hauptwerk gesandt, aber ein gutes
mehreren wenig bedeutenden Ausstellungen eine Herrenbildnis, ein paar hübsche, etwas flüchtige
schöne Kollektion schwedischerMalereien und Skulp- Interieurs und mehrere famose Kleinplastiken. Neben
turen gebracht hat. Welche geistige und körperliche diesen drei Figurenmalern stehen fünf Landschafter:
Gesundheit herrscht hier, welche Freude an der Natur an ihrer Spitze Prinz Eugen von Schweden. S. K. H.
und weichersichere Geschmack! Oskar Björck mag steht unter seinen Bildern, aber er ist keine dilet-
vielen heute konventionell erscheinen, aber er ist es tierende Königliche Hoheit-, sondern ein echter

und wahrhaftiger Künstler.
Seine Bilder geben das nor-
dische Venedig, wie es jeder
liebt, der es einmal gesehen,
mit seinen Schären und seinem
Wasser und den darauf einher-
huschenden kleinen Dampfern
und dem lange nach Sonnen-
untergang noch glänzenden
Himmel darüber, in einer männ-
lich kräftigen Poesie, die wahr-
haft wohltut. Fjästad weiß
den Schnee und Rauhfrost wun-
dersam wiederzugeben,Hessel-
BOiVt die Stimmung, die uns
beim Anblick unendlicher Wei-
ten ergreift. Von den Plastiken
sei die prachtvolle Büste des
Malers Bergh von Karl J.
Eldh hervorgehoben. — Bei
Schulte ist die Ausstellung wie
jetzt fast immer etwas bunt, an-
regend wohl, aber dem reinen
Genießen wenig günstig. Im
Korridor hängen, ziemlich
schlecht beleuchtet, Landschaf-
ten von Holleck-Weithmann,
die den Künstlerin einem Durch-
gangsstadium zu großartigerer
Auffassung und darum vorläufig
noch mehr des Ringens als des
Vollbringens zeigen. Im ersten
Hauptsaal finden wir rechts
Bilder vom Grafen Woldemar
von Reichenbach, der einst
ach! so schlichte und schöne
Interieurs und Landschaften
malte, ehe er in eine altertü-
melnde Mystik geriet. Ich gebe

karl koepping die unbekannte blume (radierung) zu, es mag nur an mir liegen,

342
 
Annotationen