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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Huberti De' Dalberg, G. K. L.: Die künstlerische Konzeption
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0398

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-»«4a5> DIE KÜNSTLERISCHE KONZEPTION <ö*-s~

verständigen Arbeiten des bloßen Talents die Die mir nun gefallen, behalte ich im Kopfe
befruchtende Konzeption niemals ganz fehlt, und summe sie wohl auch vor mich hin,
sondern sich nur auf solche Minimabeschränkt, wie mir andre wenigstens gesagt haben. Halt
daß sie der gewöhnlichen Selbstbeobachtung ich das nun fest, so kommt mir bald Eins
entgehen. Hat man aber einmal das Charakte- nach dem Andern bei, wozu so ein Brocken
ristische dieses Vorgangs beim extremen Genie zu brauchen wäre, um eine Pastete daraus
begriffen, und bedenkt, daß unzählige Vermitt- zu machen, nach Kontrapunkt, nach Klang der
lungen von hier durch das Talent zum talent- verschiedenen Instrumente etc. etc. Das er-
losen Herumquälen des nackten Verstands mit hitzt mir nun die Seele, wenn ich nämlich
Hil fe erlernter Regeln hinabführen, so wird sich nicht gestört werde; da wird es immer größer
bald eine Fülle von Beispielen darbieten, die und ich breite es immer weiter und heller
mehr oder weniger den Charakter der Konzep- aus, und das Ding wird im Kopf wahrlich
tion aus dem Unbewußten zeigen, wie einem fast fertig, wenn es auch lang ist, so daß ich's
bei dieser Arbeit plötzlich jene Verbesserung hernach mit einem Blick, gleichsam wie ein
zu ganz anderer Stunde eingefallen u. dergl. schönes Bild oder einen hübschen Menschen
Als Bestätigung hiezu wären Schillers An- im Geiste übersehe und es auch gar nicht
sichten heranzuziehen, wie er sie in dem merk- nacheinander, wie es hernach kommen muß,
würdigen Gedicht „DasGlück" ausgesprochen: in der Einbildung höre, sondern wie gleich
„Aber das Glückliche siehest du nicht, das Schöne Alles zusammen. Das ist nun ein Schmaus!

_ . „ . . . , nient werden» Alles das Finden und Machen geht in mir nur

Fertig von Ewigkeit her steht es vollendet vor dir, ... . ,

jede irdische Venus entsteht, wie die erste des me ln elnem schonstarken Traum vor; aber

Himmels, das Ueberhören — so alles zusammen, ist

Eine dunkle Geburt aus dem unendlichen Meer..." doch das Beste. Was nun so geworden ist,

Eines der reinsten, d. h.
möglichst wenig durch Refle-
xion beeinflußten Genies, und
zugleich eine grundehrliche,
kindliche Natur war Mozart.
In einem Briefe (s. Jahns Mo-
zart, Bd. III, S. 423 f.) äußert
er sich in folgender eigenen
Art über sein künstlerisches
Produzieren: „Undnunkomme
ich auf den allerschwersten
Punkt in Ihrem Briefe, und
den ich lieber gar fallen ließ,
weil mir die Feder für so was
nicht zu Willen ist. Aber ich
will es doch versuchen, und
sollten Sie nur etwas zu lachen
drinnen finden. Wie nämlich
meine Art ist beim Schreiben
und Ausarbeiten von großen
und derben Sachen nämlich?
— Ich kann darüber wahrlich
nicht mehr sagen als das; denn
ich weiß selbst nicht mehr und
kann auf weiter nichts kom-
men. Wenn ich recht für mich
bin und guter Dinge, etwa auf
Reisen im Wagen, oder nach
guter Mahlzeit beim Spazieren,
und in der Nacht, wenn ich
nicht schlafen kann, da kom-
men mir die Gedanken strom-
weis und am besten. Woher
und wie - das weiß ich fritz gartner natürstüdie

nicht, kann auch niChtS daZU. Frühjahr-Ausstellung der Miinchener Secession

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