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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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-*-*ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <Ss^

hiesiger Künstler. Eduard Anderson zeigt sich
ausschließlich als Landschafter; seine Bilder behan-
deln schlichte, anspruchslose Motive und tragen einen
sanften, elegischen Charakter. Hugo Walzer besitzt
sehr viel mehr Frische, Kraft und wohl auch Talent.
Er malt außer Landschaften auch Figurenbilder. In
diesen bleibt er meist noch vom Modell abhängig,
in jenen führt ihn das Bestreben, die lebhaftesten
Licht- und Farbenspiele der Natur nachzuahmen, oft
zu Uebertreibungen. Trotzdem wirken seine Studien
und Skizzen recht erfreulich durch liebevolle Beob-
achtung und flotte Technik. Wilhelm Eisenblätter
ist ein ausgezeichneter Landschafter von höchst sym-
pathischem Wesen. Er bevorzugt die Aquarelltechnik,
die er meisterlich beherrscht, bringt es aber auch in
Oel zu trefflichen Leistungen. Am meisten fesselt ihn
das Wasser in all seinen natürlichen Erscheinungs-
formen, als Meer und Binnensee, als Haff und Teich,
als Graben, Bach und Strom. Doch malt er nicht
nur das Wasser selbst, sondern alles, was mit ihm
irgendwie zusammenhängt, Schiffe und Hafenszenen
und Fischerhäuser, sowie die Dünenbildungen und
Wälder der Küste. Ein köstliches Stück, wohl das
beste der Ausstellung, ist der • Waldwege Alexan-
der Musinovicz, ein Livländer, erweist sich in der
Landschaft als feiner, zartbesaiteter Stimmungs-
lyriker. Ein melancholischer Zauber ist über seine
Bilder ausgegossen; ein delikater Farbensinn waltet
auf seiner Palette und bekundet sich auch in der
Wahl der fein zum Bilde gestimmten Rahmen.
Eduard Kado ist von derberer Art. Ein vielseitiges
Talent, malt er Landschaften und Porträts und Fi-
gurenbilder, versucht sich auch als Plastiker und

mit entschiedenem Glück als Kunstgewerbler; seine
Malerei befriedigt durchschnittlich am wenigsten,
vielleicht, weil es ihm darin an zielbewußtem Stre-
ben und Ausdauer gebricht. Hugo Witt

IEN. In einer der in rascher Folge einander
ablösenden Ausstellungen bei Miethke wurde
der hier merkwürdigerweise kaum gekannte Karl
Larsson aufs beste eingeführt; die helle Natur
des gar nicht angekränkelten Schweden, seine klare
fröhliche Buntheit hatte sich bald viele Freunde ge-
wonnen. Nun ist dort -Jung-Frankreich< eingezogen,
u orunter die Nachbeter van Goghs und seines Kreises
zu verstehen sind. Jean Puy wahrt sich am ehesten
sein eigenes Talent in feinen Zwischentönen, und
Emile Bernard kommt doch mitunter zu geschlos-
senen Farbenakkorden. Zunächst interessieren gra-
phische Blätter der sonst schon öfters gesehenen
Neo-Impressionisten Signac, van Rysselberghe
und Seurat; in den Skizzen anderer ist alles bis
auf wenige Strichfragmente verflüchtigt. Ein erschöp-
fendes Bild erhält man von der Tätigkeit des aben-
teuerlichen Paul Gauguin. In der Sezession war
man ihm öfter begegnet, jetzt überblickt man vollends
die Tätigkeit eines gegen die europäische Kunst ge-
wendeten Nihilisten, der in Westindien und bei den
Naturvölkern Tahitis sein Heil suchte. Ihrer An-
schauungsweise sind Gauguins Plastiken und Holz-
schnitte angepaßt, die Gemälde haben, bis auf die
niederste Stufe der Technik hinuntergeschraubt, far-
benschreiend grell und formverachtend die Abkehr
von irgendwelchem Stil vollzogen. Das Glühen eines
unerhört einseitigen Wollens zwingt freilich in seinen

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