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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Kuzmany, Karl M.: Die Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0435

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-^4^> DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION <^=^

wie die vom selben Schicksal gleich gemachten
Züge derer, die stumpf um das Johannisfeuer
hocken. Geduckt sind sie alle, auch bei der
Hochzeitstafel (auf dem Mittelstück der Skizze
zu dem im Luxembourg-Museum befindlichen
Triptychon), „Hoffenund Harren" ist ihr bestes
Teil. Cottet, der den Stimmungswert der Far-
ben sehr wohl kennt, hat dafür seine domi-
nierenden grauen und braunen Töne, die wie
unerbittliche, gelassene Drohungen alle Vor-
gänge im Leben der Fischer bedrängen (s. auch
die Abbildungen in Jahrg. XVII, H. 2, 21 u.
XX, H. 20).

Wenn man von Evenepoel kommt, bei dem
ein Ausgleichen des bloßen Natureindrucks
zum behutsamen Kunstwerk hin stattfindet,
und von Cottet, der eher wie ein Epiker über
den Dingen steht, da wirkt Max Slevogt als
rücksichtsloser Agitator für die unmittelbare
Wirklichkeit. Das Stoffliche ist besonders in
den Porträts ganz verblüffend wiedergegeben,
so daß sich alles andere neben der scharlach-

roten Fanfare einer Rennreiterin und dem Grau
des Pelzwerks einer Dame im Straßenkostüm
(s. Abb. S. 399) nur durch die derbste Pinsel-
führung behaupten kann. Artur Kampf läßt
nicht ebenso leicht eine Verständigung zu; er
zeigt sich zu vielgestaltig. Der zwiespältige
Zauber einer Varieteszene „Hohe Schule"
(s. Abb.S.405) ist durch gewisse giftigsengende
Farben in einem künstlerischen Zusammenhang
mit dem schwülen Freilicht im „Schnitter"
(s. Abb. S. 415), aber anderswohin steuern die
Bildnisse oder die Gestalt des „Lachenden
Philosophen", bei dem sich in die feste Be-
stimmtheit etwas Ironie mengt. Außer Berlin
ist noch München vertreten, durch Hans von
Hayeks „Häuser am Hang" und die Stilleben
Rudolf Nissls. Münchener Einflüsse verrät
das „Bildnis in Weiß" von Ludwig Wieden
(s. Abb. S. 401), der bei Herterich sich geschult
hat, und wohl auch ein Kinderporträt von
Alfred Offner (Czernowitz) und dessen
„Dame in Weiß" (s. Abb. S. 413), während der

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