Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

DOI Artikel:
Wander, R.: Die Sommer-Ausstellung der Münchener Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0558

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
RUDOLF NISSL

Sommer-Aasstellung der Münchener Secession

BILD NISST U DIE

DIE SOMMER-AUSSTELLUNG DER MUNCHENER SECESSION

Von R. Wander

Nur die ungeduldigsten Kritiker verlangen
heutzutage noch, daß mit jeder neuen
Ausstellung der Zeiger auf der Uhr der Kunst-
entwicklung um eine neue Stunde weitergehen
soll. Je rascher die Kunstausstellungen auf-
einander folgen, desto mehr gleichen sie sich,
und das Neue, das werden will, wächst ent-
weder nur bescheiden und langsam oder, wenn
es sich noch allzu kühn gebärdet, abseits von
den Ausstellungssälen heran. So bietet auch
die diesjährige Sommer-Ausstellung der Seces-
sion wohl neue Bilder, aber kein neues Bild;
was an jungem Nachwuchs vertreten ist, fügt
sich dem Ganzen ein, ohne allzustark aufzu-
fallen, es ist alles wieder, wie wir es seit
Jahren bei der Secession im Sommer zu finden
gewohnt sind, auf ein vornehmes, gut zusam-
menklingendes Ensemble abgestimmt. Ob es
sich nicht doch aus mancherlei Gründen emp-
fehlen würde, diesem Ensemble jedesmal irgend
eine besonders originelle, stark sich abhebende
Darbietung anzugliedern, etwa Werke eines

jungen, talentvollen Anfängers oder eines un-
verdienterweise noch unbekannt gebliebenen
reifen Künstlers, zu einer kleinen geschlos-
senen Kollektion vereinigt? Die Kunstanal-
phabeten, denen im Grunde noch heute jede
Veranstaltung der Secessionen ein Greuel ist,
mögen dann immerhin über solche Dreingabe
besonders laut schimpfen; das würde durch
den Dank aufrichtigerer Kunstfreunde und ern-
ster Kenner reichlich aufgewogen. Doch da,
für dies Jahr zu mindest, unser Wunsch zu
spät kommt, gilt es eben zu resignieren und
uns dessen, was an Erfreulichem vorhanden
ist, zu freuen, mit dem Bestrittenen uns aus-
einanderzusetzen.

Zu der zweiten Kategorie gehören gleich zwei
neue Werke Franz von Stuck's: „Die Unter-
welt" und das „Porträt des Großherzogs von
Hessen". Was das Porträt betrifft, so hat Stuck,
wie er das oft und mit seinem künstlerischen
Recht zu tun pflegt, in erster Linie nicht ein
malerisches Problem lösen, sondern einen

Die Kunst für Alle XXII. 22- 15. August 1907.

513

BS
 
Annotationen