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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Von Ausstellungen - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0035

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VON AUSSTELLUNGEN

F. VON STUCK KENTAUR UND NYMPHE (1895)

Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München

VON AUSSTELLUNGEN haben seine künstlerische Art in Mißkredit gebracht.

Gauguin hat vielleicht noch zäher als Van Gogh um
jyiÜNCHEN. Eine Gauguin-Ausstellung gibt es in seine Kunst gerungen. Er hat ihr sein Vaterland,
'** Thannhausers „Moderner Galerie'1. Man hatte das amüsante Künstlerleben von Paris, den an-
sich eine Sensation erwartet, aber sie blieb aus. Das regenden Verkehr mit Kunstgenossen geopfert. Er
macht: Gauguins handfertigeNachahmer,derinneren ist in Länder der heißen Sonne und der intensiven
Ueberzeugung und der Ueberzeugungskraft ihres Beleuchtungen gezogen. Um wieder zur Primitivität
Meisters entratend, haben seine Kunst trivial gemacht. der Kunst zu gelangen und von aller Künste Urquell
Sie kommt nicht (wenn sie das überhaupt gekonnt aus nochmals den Weg der Jahrtausende zu durch-
hätte) mit der Spontanität einer Offenbarung über laufen,hat erseinen dauerndenWohnsitzbei primitiven
uns, sondern wir haben sie schon lange in Raten Naturvölkern genommen: zuerst in Tahiti, dann in
aus zweiter Hand vorgesetzt erhalten und sind ihrer Martinique, wo er im Jahre 1903, ein Achtundfünfzig-
überdrüssig geworden, ehe wir sie richtig kannten. jähriger, gestorben ist. Er hat, das müssen wir vor
Deswegen freilich dürfen wir gegen Gauguin selbst den jetzt in München gezeigten Bildern unumwunden
nicht ungerecht sein; gerade er, einer der herrisch- eingestehen, den Sieg über sich und seine Kunst
sten und eigenbrödlerischsten aller modernen Maler, nicht erringen können. Ein Phänomen im besten Sinne
darf ein verständnisvolles Eingehen in seine Art ist er nicht. Seine exotische Fremdartigkeit brilliert,
verlangen — nicht er selbst, sondern seine seichten, aber sie erwärmt nicht. Rauschkunst. Aber in diesem
an der Epidermis seiner Kunst klebenden Nachtreter Ringen und Wollen liegt tragische Künstlergröße.

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