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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Grautoff, Otto: Auguste Rodin
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Gespräche mit Rodin
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0058

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GESPRACHE MIT RODIN

von Giseh, wie der Apollo von Olympia und der In vielen, kleineren Arbeiten Rodins werden
Moses des Michelangelo. In diesem Werke hat er die gleichen formalen Prinzipien lebendig, wie
eine neue lapidare Sprache für den Monumental- in dem Kopf „Der Sturm" (Abb. S. 39), der
stil gefunden, hat er vollendet, was Carpeaux er- „Bellona" (Abb. S. 43), in dem „Faunskopf"
strebte. Die große Umrißlinie ist eine Weiterem- und dem Kopf „Der Schatten" (Abb. s. unten-
wicklung dessen Vermächtnisses. Die tiefen Höh- stehend). In allen diesen Skulpturen ist ein
lungensinddieletzteKonsequenzCarpeauxscher sinnliches Empfinden ausgedrückt, wie seine
Gedanken, die aufgewühlten Flächen derbreiten Bildnisse den Extrakt eines Schicksales dar-
Gewandmassen eine Weiterentwicklung der ge- stellen, das in den Gesichtszügen sich einge-
kräuselten Flächen in Carpeaux' Statuetten. graben hat und sichtbar geworden ist.*)

A. RODIN DER SCHATTEN

GESPRÄCHE

Cast alle Plastiker sind Doktrinäre ihrer Kunst,
*■ und das hat seine guten Gründe. Mag ein
Bildhauer noch so impulsiv sein, das rein Tech-
nische seiner Kunst, das ihn zu langsamerer
Arbeit zwingt als den Maler, verweist ihn im-
mer wieder auf die Theorie. So ist's weiter
nicht verwunderlich, daß z. B. Hildebrand über
„Das Problem der Form" ein Buch geschrieben

*) Wir verweisen bei diesem Anlaß wiederum auf das schon
im Januar 1909 von uns besprochene ausgezeichnete Rodinwerk
(Preis 100 Fr.) von Judith Cladel, das gleich bedeutend durch die
auf persönlichem Umgang mit Rodin beruhende textliche Würdigung,
wie auch durch die vorzüglichen Reproduktionen ist; dem Entgegen-
kommen der Verleger, G. van Oest & Cie. in Brüssel, verdanken
wir eine Anzahl Reproduktionen dieses Heftes. — Die übrigen
Reproduktionen sind nach den schönen Aufnahmen des Photo-
graphen J. E. Bulloz, Paris 21 rue Bonaparte, hergestellt.

MIT RODIN

hat und daß sich überhaupt in prinzipiellen
Kunstfragen vor allem die Plastiker äußern . . .

Auch Auguste Rodin hat in Gesprächen mit
Freunden, namentlich mit Anatole France und
Octave Mirbeau, oft über allgemeine und spe-
zielle Dinge der Kunst gesprochen, aber diese
Unterredungen wurden nicht aufgezeichnet. An-
dere aber sind schriftlich fixiert worden. Es
sind jene, die in den Jahren 1898 und 1901
zwischen Judith Cladel, sodann einer sehr ge-
scheiten Freundin der Cladel und dem Meister
teils in seinem Atelier, teils im Louvre, teils
vor Bauwerken und im Straßengewühl von Paris
stattfanden. Judith Cladel hat diese Gespräche im

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