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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die Kunst der Frau: zur Ausstellung in der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0221

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DIE KUNST DER FRAU

zu nuancieren versteht (Abb. S. 210), während
Berthe Morizot selbständiger ist, dabei aber
dem Meister doch näher kommt (Abb. S. 209).
Ein strengeres Antlitz zeigt in ihrem Ringen
Margarethe von Kurowski, die nun auch
schon zu den Toten zählt. Allzufrüh ge-
schieden sind drei Oesterreicherinnen; frei-
willig, wenn man so den Entschluß eines un-
befriedigten jungen Mädchens nennen kann,
ist Marie Munsch dahingegangen, nach langem
Leiden Hermine Heller-Ostersetzer (Abb.
S. 213), die mit starkem Wirklichkeitssinn ein
ebensolches soziales Empfinden verband, und
plötzlich wurde Emilie Mediz-Pelikan dahin-
gerafft, eben als sie aus dem Vollen ihrer eigen-
artig umbildenden Naturanschauung träumte
und schuf.

Wie der Vergangenheit ist auch der Ge-
genwart ihr Recht geworden, vollauf. Deut-
lich sind die Kunstzentren zu erkennen, wo
die Künstlerinnen, mögen sie welchem Lande
immer entstammen, ihre Ausbildung erfahren
haben, Paris und München voran. Doch sei
der in der Ausstellung beobachteten Anord-

nung Folge geleistet, schon der Uebersicht-
lichkeit zuliebe. Am stärksten haben sich
die beiden erwähnten Städte beteiligt, von
denen die weitere Internationalität ausstrahlt.
Ein gesunder Realismus waltet in dem der
Münchener Schule vorbehaltenen Raum, wo
der Einfluß der „Scholle" vorwiegt und bei
Pauline Eigner-Püttner (Abb. S. 212) seinen
vollendeten Ausdruck findet. Harry FOrther
mit einer „Lichtskizze", Paula von Blanken-
burg mit einem Bildnis von Leibischer Kon-
sistenz, Emmi Walther mit gut differenzierten
Landschaften, Maria Caspar-Filser in einem
von treibenden Kräften belebten „Frühlings-
hügel" geben einen Begriff von vielerlei Ten-
denzen. Berlin stellt in Adele von Finck
(Abb. S. 204) ein hier neues Talent vor und
hat sich sonst auf die bekannten Namen der
Vilma Parlaghi, Dora Hitz und Käthe
Kollwitz beschränkt. Auffällig heben sich
von der sonst so farbig frohen und meist
sonnig hellen Umgebung die Werke der Eng-
länderinnen ab, die bei aller koloristischen
Bestimmtheit äußerst zurückhaltend sind, Zeug-

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