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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Kuzmány, Karl Michael: Die Kunst der Frau: zur Ausstellung in der Wiener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0222

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DIE KUNST DER FRAU

nis dessen ein tief sammtiges Porträt von
Edyth rackham(Abb.S.214), einigermaßen ver-
wandt mit dem einer Amerikanerin, N. Brooks,
und eine wohl aus Schottland kommende Re-
genlandschaft von Gabell Smith; gewisse
dekorative, bis zur letzten Verfeinerung zart
gesinnte Absichten ruft Margaret Mack-
intosh (Abb. S. 202) wieder in Erinnerung,
die dem Kunstgewerbe viele Anregungen ge-
geben hat, während Mary Sargant Horence
durch monochrome Kartons den Stil einer
weniger originellen Wandmalerei verteidigt.
Italien sandte außer einem tüchtigen Damen-
bildnis von Ernestina Orlandini das reizende
„Rotundenschlößchen" der Venezianerin Emma
Ciardi (Abb. S. 203), dessen grünsilberne
Tönung sich ausgezeichnet behauptet, obwohl
es dicht neben einem Porträt der Therese
Schwartze (Abb. S. 215) hängt, die wunder-
bar ihre reich besetzte Palette spielen läßt; fast
noch mehr Energie entwickelt diese Künstlerin
in einem Porträt des Generals Joubert, so
daß durch sie und durch S. Mesdag van Houten
Holland vortrefflich vertreten ist. Auch Bel-
gien wahrt seinen Platz mit mehr Selbständig-
keit als sonst gemeinhin zu beobachten ist,

ilse von twar- kaiserin
dowska-conrat elisabeth

ganz abgesehen von der in ihrer Spezialität
zu Weltruf gelangten Katzenmalerin Henriette
Ronner. Die Vorbilder sind immer im Lande
selbst zu suchen, Claus etwa für die Land-
schaften von Juliette Wytsman und Anne
de Weert, Farasyn für den faserig schillern-
den Vortrag von M. Montigny (Abb. S. 198).
Weiterhin nähert man sich immer mehr Paris,
wo ja die berühmteste Malerin der Schweiz,
Luise C. Breslau, ansässig geblieben ist, und
dessen Schulung Marthe Stettler (Abb.
S. 208) kaum ferne stehen dürfte, wie denn
auch A. Rossmann künstlerisch ebenfalls
dorther stammt, etwa von Lucien Simon. "Was
Rußland zu bieten hat, trägt auch keinen be-
stimmten nationalen Charakter, man müßte
denn eine aus Derbem und Zaghaftem gemischte
Buntheit in der „Maskerade" von Valentine
Jvanitzki dafür nehmen; packend ist der
fegende Frühlingswind auf der Pariser „Im-
pression" von Alice Dannenberg durch die
eilige Technik wiedergegeben; als Bildhauerin
von resoluter Begabung soll Veta von
Tscherenissimoff nicht unerwähnt bleiben.
Und schließlich Frankreich, das sich in einem
internationalen Saal nicht zuletzt durch einen
dekorativen Entwurf von Helene Dufau
(„Magnetismus", ein Panneau in der Sorbonne)
behauptet. Die Besonderheit, durch die Paris
auffällt, besteht darin, dass es fast durchaus
Malerfrauen sind, jeder Name ein Programm,
denen man hier begegnet. Charlotte Bes-
nard hat ein Oelbild da (Abb. S. 201), deu-
tet durch Terracotta-Masken aber auch den
Beginn ihrer Laufbahn an, Marie Cazin ist
farbig sehr diskret, Jeanne Simon, Lisbeth
Carriere mit Blumenstücken und Deaux-
Roll mit einem Porträt ihres Gatten vervoll-
ständigen dies Stück zeitgenössischer Kunst-
geschichte.

"Was von österreichischen Künstlerinnen der
Gegenwart geschaffen wird, erscheint, wenn
man die vielen schon von andern Ausstellungen
her geläufigen Namen bedenkt, nur in einer
schmalen Auslese dargeboten. Es sollte offen-
bar ein Ausgleich geschaffen werden zwischen
den Talenten von bewährtem Ruf und denen,
die sich den Boden der Anerkennung- erst
noch zu erkämpfen haben. Darum sieht man
gern den „Frühling im Prater" von Tina Blau
(Abb. S. 199) wieder, der den Anfang ihrer
Laufbahn bedeutet, und begrüßt die Bilder
von Olga Wisinger-Florian (Abb. S. 198)
als Zeugnisse einer unversiegbaren Kraft.
Neuere, ja_ neueste Tendenzen ringen sich bei
Louise Fraenkel-Hahn („Lasset die Kindlein

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