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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Gauffin, Axel: Carl Larsson: ein Künstlerprofil
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0320

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CARL LARSSON

Denn im Schmerzenstal ist Carl Larsson ge- der Reichtum des Armen ist. In dem düsteren
boren und groß geworden. Der arme Sohn Elternhause in der Prästgaten, in der Altstadt
eines Arbeiters, den die Not jahrelang ge- von Stockholm, in welchem Carl Larsson am
zwungen hatte, seinem Kunsttriebe in der faden 28. Mai 1853 geboren wurde, hatte er einige
Verschönerungsarbeit des Retuschierpinsels und Male diese Freude kennen gelernt. Die arm-
den flüchtigen Machwerken billiger Illustrations- selige Wirklichkeit war für ihn nur ein Sprung-
ausgaben Luft zu machen, hatte so lange das brett für die Phantasie. Seine Umgebung konnte
Gefühl gehabt, vor den verschlossenen Pforten nicht verstehen, was das für eigentümliche
des Paradieses zu stehen, daß, als Karin Bergöö Gestalten um den Sims des Ofens seien, die
sie ihm eines Tages weit öffnete, seine Freude das Interesse des Kindes so stark erwecken
über alle die Herrlichkeiten, die er dort drinnen konnten. Der Künstlerhang war angeboren,
fand, so unermeßlich, so kindlich dankbar und Und als er zu Hause von seinem Namens-
so männlich tief wurde. vetter, Marcus Larsson, erzählen hörte, der vom
Wer im Ueberfluß geboren ist, lernt nie- Sattlergesellen ein weltberühmter Marinemaler
mals jene Freude des Besitzens fühlen, die geworden war, erwachte die Lust in ihm, selbst

der Held eines ebenso wunderbaren
Künstlermärchens zu werden.

Die Jugendjahre kamen mit der
unbeholfenen Schönheitstrunken-
heit und die Träume und Phantasien
gestalteten sich zu Zeichnungen und
Holzschnitten. Zu dieser Zeit zeich-
nete er für das Witzblatt Kasper
und illustrierte Andersens Märchen.
Jetzt finde ich keineswegs etwas
Meisterhaftes in ihnen, ich erinnere
mich aber sehr wohl, wie ich als
Kind über eine gewisse Zeichnung
zur „Tochter des Sumpfkönigs"
Tränen vergießen konnte.

Nun hatte Larsson sich die Mittel
zu einer ersten ausländischen Reise
— nach Paris zusammengespart.
Und nun sollte er endlich malen
können.

Aber es währte lange, bis er sich
selbst fand. Noch war die Wirklich-
keit nicht schön genug, um ihn zu
fesseln und ihn zu Kunstwerken zu
begeistern. Mit mächtiger Phanta-
sie dichtete er Gemälde wie „Der
Dichter der frohen Sünden besingt
die sinkende Sonne" und „Amor
Merkurius". Das letztere zog sich
sogar auf dem Salon 1878 eine, wenn
auch nicht ungeteilt schmeichel-
hafte Aufmerksamkeit zu.

Larsson fuhr nun nach Stockholm
zurück und illustrierte sich ein paar
Jahre lang neues Reisegeld zusam-
men. Im Jahre 1880 ist er wieder
in Paris, malt neue Phantasien und
erfährt neue Enttäuschungen. Die-
ses Mal war die Studienreise aber
carl larsson der vater des Künstlers (1903) doch nicht vergeblich, dennsie

Sammlung Emest Thiel, Stockholm führte ihn nach Grez-par-Nemours.

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