Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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VON AUSSTELLUNGEN
julius paulsen auf dem balkon
Ernst Hardt, W. Hambuchen, Otto Acker- glänzt bei dieser Kollektion besonders als Porträtist.
mann zeigen Bilder von erstaunlicher Reife und In diesen ernsthaften Arbeiten ist ein Zug Leibi-
Schönheit. J. P. Junghanns erfreut in einem Tier- scher Größe: Andacht zur Technik und Andacht
bilde durch den wohltuenden ernsten Klang seiner zum Gegenstand. Die psychologische Erkenntnis
tiefen Töne. Auch A. lodecke-München ist noch der Physiognomien der Dargestellten ist haarscharf
nie so gut vertreten gewesen wie diesmal durch — das beweist mir zumal das Bildnis des berühmten
seinen „Melkplatz". Von Auswärtigen darf der treff- Chemikers von Baeyer und das auf ein gefährliches
liehe Hans VöLKER-Wiesbaden nicht vergessen Blau gestimmte, aber trotzdem koloristisch be-
werden, der in einem größeren Strandbilde durch zwungene Porträt des Dichters Thomas Mann. Da-
die delikate Zusammenstimmung von Luft, Wasser zu gibt es prachtvoll gemalte Akte von großer Schön-
und Sand Wirkungen von exquisiter Feinheit erzielt. heit des Tones und allerlei Figürliches. Alles in allem
G- Howe — ein starker Künstler von ernsthaftem Wollen und
JMÜNCHEN. Walter Geffckens zierlich tän- sicherem Können. — Ich möchte gerne ein Gleiches
delnde Rokokobildchen in der amüsanten Öl- von Theodor Esser sagen, der vor etlichen zwanzig
wischmanier sind heute auf dem deutschen Kunst- Jahren mit seinem großen Gemälde „Streik" so
markt „ein geschätzter Artikel", und ich glaube, außerordentlich verheißungsvoll seine Laufbahn
Geffcken kann ihrer gar nicht genug malen, soll begann. Er geriet dann ins Experimentieren, verlor
nicht bald die Nachfrage das Angebot übersteigen. sich an wenig fesselnde Gegenstände und steht
Indessen siehtGeffcken in diesen etwas spielerischen heute — ähnlich wie Exter, mit dem er in der
Arbeiten keineswegs das Ziel und behagliche Ende nicht ganz logischen Entwicklung seiner Künstler-
seiner künstlerischen Tätigkeit. Eine Ausstellung schaff manches gemeinsam hat — bei einem unmo-
im Kunstverein sollte das jenen beweisen, die sein tiviert lauten und heftigen Kolorismus. Seine
Gruppenbild der vier Kunstfreunde, das vor mehreren Farbenensembles haben etwas unangenehm Giftiges.
Jahren den „Clou" im Hauptsaal der „Luitpoldgruppe" Das ist doppelt bedauerlich, da die Bilder Essers —
gebildet, schon wieder vergessen hatten. Geffcken man sah sie gleichfalls im Kunstverein — im übrigen
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julius paulsen auf dem balkon
Ernst Hardt, W. Hambuchen, Otto Acker- glänzt bei dieser Kollektion besonders als Porträtist.
mann zeigen Bilder von erstaunlicher Reife und In diesen ernsthaften Arbeiten ist ein Zug Leibi-
Schönheit. J. P. Junghanns erfreut in einem Tier- scher Größe: Andacht zur Technik und Andacht
bilde durch den wohltuenden ernsten Klang seiner zum Gegenstand. Die psychologische Erkenntnis
tiefen Töne. Auch A. lodecke-München ist noch der Physiognomien der Dargestellten ist haarscharf
nie so gut vertreten gewesen wie diesmal durch — das beweist mir zumal das Bildnis des berühmten
seinen „Melkplatz". Von Auswärtigen darf der treff- Chemikers von Baeyer und das auf ein gefährliches
liehe Hans VöLKER-Wiesbaden nicht vergessen Blau gestimmte, aber trotzdem koloristisch be-
werden, der in einem größeren Strandbilde durch zwungene Porträt des Dichters Thomas Mann. Da-
die delikate Zusammenstimmung von Luft, Wasser zu gibt es prachtvoll gemalte Akte von großer Schön-
und Sand Wirkungen von exquisiter Feinheit erzielt. heit des Tones und allerlei Figürliches. Alles in allem
G- Howe — ein starker Künstler von ernsthaftem Wollen und
JMÜNCHEN. Walter Geffckens zierlich tän- sicherem Können. — Ich möchte gerne ein Gleiches
delnde Rokokobildchen in der amüsanten Öl- von Theodor Esser sagen, der vor etlichen zwanzig
wischmanier sind heute auf dem deutschen Kunst- Jahren mit seinem großen Gemälde „Streik" so
markt „ein geschätzter Artikel", und ich glaube, außerordentlich verheißungsvoll seine Laufbahn
Geffcken kann ihrer gar nicht genug malen, soll begann. Er geriet dann ins Experimentieren, verlor
nicht bald die Nachfrage das Angebot übersteigen. sich an wenig fesselnde Gegenstände und steht
Indessen siehtGeffcken in diesen etwas spielerischen heute — ähnlich wie Exter, mit dem er in der
Arbeiten keineswegs das Ziel und behagliche Ende nicht ganz logischen Entwicklung seiner Künstler-
seiner künstlerischen Tätigkeit. Eine Ausstellung schaff manches gemeinsam hat — bei einem unmo-
im Kunstverein sollte das jenen beweisen, die sein tiviert lauten und heftigen Kolorismus. Seine
Gruppenbild der vier Kunstfreunde, das vor mehreren Farbenensembles haben etwas unangenehm Giftiges.
Jahren den „Clou" im Hauptsaal der „Luitpoldgruppe" Das ist doppelt bedauerlich, da die Bilder Essers —
gebildet, schon wieder vergessen hatten. Geffcken man sah sie gleichfalls im Kunstverein — im übrigen
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