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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0492

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VON AUSSTELLUNGEN

FRANZ WACIK AUS DEM ZYKLUS:DIE KÖNIGSKINDER

Frühjahr-Ausstellung der Wiener Secession

CTUTTGART. Gedächtnisausstellung zu Ehren dem übrigens auch ein lebendiges Mitgefühl für die
^ Hermann Pleuers im Museum der bildenden Künste. sozialen Kämpfe seiner Zeit zu eigen war, haben
Etwa ein Jahr später und in denselben Räumen wie einen tiefen Eindruck gemacht. Insbesondere sein
die unserem Otto Reiniger gewidmete Gedächtnis- von zartem Dämmerungsschein umwobenes „Doppel-
ausstellung ist uns nun auch das sorgsam ausge- bildnis" von 1887, das weit über ein Bildnis hinaus
wählte Lebenswerk Hermann Pleuers vorgeführt uns mit seltsam faszinierendem Reize anzieht und
worden. Und sagen wir es von vorneherein: diese das in der Glut seiner Empfindung schon in der
Ausstellung war für unsere Stuttgarter geradezu Münchner Secession 1906, der einzigen vorherge-
eine Sensation, die nicht zuletzt ihren Ausdruck in gangenen Vorführung des Pleuerschen Lebenswerkes,
einem ganz enormen Besuche fand. Denn neben die Münchner ungemein gefesselt hat. Dann das
dem allgemein, ja fast allein bekannten „Eisenbahn- bisher ganz unbekannte „Gebet" von 1891, in seiner
maier", der nicht nur diese donnernde Welt der ungeschlachten Größe so recht ein Werk der Sturm-
wilddaherbrausendenunddampfendenUngeheuermit und Drangperiode des Naturalismus und als Blei-
elementarer Wucht und berauschender Phantasie bendes daran eine Interieurstimmung von höchster
in Licht und Farben geschildert, nein der auch etwas Schönheit. Auch das Bild „Amen" von 1894 mit
von der frohlockenden Lust des „In die Welt hinaus" seinem einst von Böcklin bewunderten zarten
und der wohligen Müdigkeit der Heimkehrenden in Lichtschein der brennenden Kerzen wirkte als ver-
seine Bilder hineinzumalen verstanden hat, stand der blüffende Neuheit und ebenso die anderen aus dem
Pleuer von 1887—1894, der Malerder„Kartenspieler", Dunkeides Privatbesitz aufgetauchten Werke. Was
des „Doppelbildnis im Atelier", der „Badenden aber dieser Ausstellung einen ganz besonderen
Mädchen", des „Gebetes", der „Liebesidylle", des Reiz verlieh, das war eben die Beobachtung des
„Abschied" und des „Amen" vor den erstaunten Entwicklungsganges von Pleuer, dessen merkwürdige
Augen seiner Mitbürger. Und diese von kraftvoller Augen in so einziger Art auf die zartesten Ab-
Sinnlichkeit erfüllten Werke des jungen Pleuer, stufungen von Licht und Farbe reagierten. Hier ist

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