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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0493

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NEUE KUNSTLITERATUR

eine starke koloristische Individualität ihren Weg teilen sich über neunzehn Jahrhunderte, von der
mit ruhiger stolzer Sicherheit gegangen, hier hat altchristlichen Basilika bis zum modernen Wohn-
wieder einmal einer der Berufensten das Licht aus haus, von der Malerei der Katakomben bis zu Lei-
der Tiefe herausgeholt und den Raum von Jahr zu stikow, von den Reliefs der Hildesheimer Domtüre
Jahr mit einem immer prächtigeren Glänze der bis zu Lederers Hamburger Bismarck-Denkmal. Die
Farben erleuchtet. Das Licht, das nun zunächst gewählten Beispiele sind zumeist sehr gut; aber es
mit zauberischem Schein auf seinen Bildern er- bleiben natürlich auch hier Spezialwünsche uner-
glänzte, war das silbern schimmernde Licht des füllt. Es hätte mich beispielsweise besonders er-
Mondes und unsere Ausstellung hat von solchen freut, Analysen Goyas, Van Goghs, Leibis, Uhdes,
Mondnachtstimmungen ganz herrliche Proben ge- des Hans von Marees zu finden, da gerade sie
zeigt, unter denen der Ausblick aus einem Fenster dem Kunstanalytiker besonders saftigen Stoff ab-
wohl die schönste war. Was dann die letzten zwölf geben müßten. Hält man sich indessen an das,
Jahre seines Lebens und seiner Kunst brachten, was da ist, so kann man das Buch unbedingt emp-
seine bald von Licht und Sonne durchglühten, bald fehlen. Es stehen ausgezeichnete Anmerkungen
von Schnee und Regen durchschauerten Szenen darin, und zwar sowohl hinsichtlich der alten wie
aus der Welt der Eisenbahnen und Maschinenhallen, der modernen Kunst; Sätze, die auch aus ihrem
so darf von ihnen wohl das Wort Maupassants Zusammenhang gelöst werden können, und dann
gelten von den Dingen, denen man eine neue Be- in aphoristischer Prägnanz als Kunstwahrheiten all-
deutung abgewinnen muß. Pleuer, der große Stim- gemeiner Art ihre Geltung behalten,
mungsmaler, hat uns hier, wie der französische

Dichter verlangt, durch die Schilderung des All- Michel, Andre. Histoire de l'art. Tome IV:

täglichen in Erstaunen versetzt und derselbe „ein- La Renaissance. Premiere partie. Brosch. 15 Fr.
seitige", Pleuer hat zwischen diesen Arbeiten eine Librairie Armand Colin, Paris,
große, von Tizianscher Farbenglut erfüllte „Heilige Michels „Geschichte der Kunst", ein sehr breites

Nacht", und ein in seiner Charakteristik und Ma- und üppig angelegtes Werk, ist nun beim 7. Halb-
lerei des Raumes ganz einziges Bildnis geschaffen. band angelangt, der die Anfänge der Renaissance,
Ueber diesen Mann die Frührenaissance,

sind die Akten noch das Quattrocento und

nicht geschlossen. <*• das Cinquecento bis

H. T. ■■• ■» auf Michelangelo be-

handelt. Michel hat

NEUE KUNST- V auch bei diesemBande

I 1TFRATIIR (w'e t>e' ^en früheren

hier schon besproche-

Haendcke, Ber- j^e^ß^^l^k nenl e'nen Stab be-

thol d.Kunstanalysen ^^I^^^^^^U währterFachleute um

aus neunzehn Jahr- ^b^^^ W sicli versammelt, un-

hunderten. 2. verb. bB^^^^ J ter denen er seinen

und verm. Auflage. jPfi^r Stoff aufteilte. Marcel

Gebunden 10M. Ver- . Reymondsprichtüber

lag von George We- T^^^^^L^ Architektur der

stermann in Braun- Renaissance, Jean de

schweig. Foville über die Me-

Haendckes Buch /■ daillenkunst, Andre

ist — nach des Au- 1*^, Perate über die Ma-

tors eigener Mittei- jj^^ lerei desausgehenden

lung — aus der Er- Quattrocento und des

kenntnis hervorge- ^BBS frühen Cinquecento,

gangen, daß viele Lai- ' ""iSS3^^^^~ er behandelt also Lio-

en, vor ein Kunstwerk t^^Ü^B^K nardo, Signorelli, Pin-

gestellt, trotz eines ge- ^^^fil '»'■■ turicchio, Raffael und

nügenden allgemei- ^^^^fc^^ ^, die Venezianer, deren

nen kunsthistorischen . Geschichte über die

Wissens, nicht im- H Bellini hinausbiszum

stände sind, die Ab- I Tode Tizians betrach-

sichten,dieden Kunst- s tet wird. Michel selbst

ler bei Schaffung sei- I hat einen geistvollen

nes Werkes beseelten, Essay über die Plastik

auch nur annähernd I der Renaissance bei-

zu interpretieren. Die ^^K^K. gesteuert. — Bei sol-

Fähigkeit, ein Archi- chen Werken liegt in-

tekturwerk, eine Sta- dessen mehr als auf

tue, ein Gemälde zu V yk dem Text auf dem Ab-

analysieren, will M bildungsmaterial der

Haendcke durch Vor- Nachdruck. Dieses ist

bild und Beispiel bei (£r sehr reich und bringt

seinen Lesern er- ^S^m^J auch manche weniger

wecken. Die Exempel, häufig gesehene Ar-

dieerfürdiesenZweck franz barwik kämpfender Steinbock beit, sofern sie cha-

aUSgewählt hat, ver- Frühjahr-Ausstellung des Wiener Hagenbundes rakteristisch ist.

Redaktionsschluß: 20. Mai 1911 Ausgabe: 8. Juni 1911

Herausgeber: F. Schwartz. Für die Redaktion verantwortlich: P. Kirchgraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

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