DOI Artikel:
Rahl, Carl: Briefe von Carl Rahl aus den Jahren 1844-1850, [2]
DOI Artikel:Howe, Georg: Ausstellung des Düsseldorfer Sonderbundes
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0514
AUSSTELLUNG DES DÜSSELDORFER SONDERBUNDES
Ort war, so fühle ich mich unbehaglich wie baren Verächtern jedes positiven Könnens und mit
ein Mensch, dem man die Haut abziehen und ihren stammelnden Bemühungen um einen neuen
... . , künstlerischen Ausdruck zu machen, so wird eine
an die frische Luft bringen wurde. Ich stu- wiederholte Massenvorführung dieser Excentrik-
dire jetzt die Landschaftsmalerei, denn mit Clowns — von 147 Nummern des Katalogs kommen
der geht es doch noch am besten, mit Figuren 101 auf die Franzosen — doch ärgerlich oder min-
ist gar nichts anzufangen. Ich möchte gerne destens ennuyant Es verschlägt dabei nichts, daß
• r, . tr> .. , , . 6 . unter der Fülle des unfreiwillig Komischen auch
eine Reise als Portratmaler machen, aber mir ein Dutzend beachtenswerter Sachen sich befinden,
fehlt die Friseurgabe, mich den Leuten ein- So eine leicht getönte, sehr charakteristische Land-
zuschmeicheln. Wie geht es dir? Schreibe Schaftszeichnung sowie ein Aquarell mit Schnittern
mir bald und lebe bis dahin recht wohl. Viele von VAN GoGH> letzteres aus dem Jahre 1884; so-
-n r\ ■ i_ , j dann einige ganz lustige, wenn auch wahrlich nicht
Gruße an die Deinen; besser aber, du sagst bedeuten(fe iflätter VOn S.gnac, sowie namentlich
auch diesen nichts vom Inhalte dieses Briefes. ein aus der Sammlung Pellerin stammendes Aqua-
Lebe wohl, und ich bitte dich, antworte sogleich. rell Manets, „La Femme au Tub", das bei einer
Dein aufrichtiger Freund P D ., Größe von rund 40:40 cm denn allerdings auch
s lcuuu C. Rahl den stattlichen Preis von 24000 Francs aufweist.
- Vier weitere Zeichnungen Manets besitzen keinerlei
■■ für den Künstler charakteristische Note. — Von den
AUSSTELLUNG DES DUSSEL- Künstlern des Sonderbundes selber sind zum Teil
r>nQFCT} QnMnFDRIINnFS recnt tüchtige Beiträge geliefert. A. Deusser malt
DORFER SONDERbUNULo eine Schiffbfücke Rhein jn fein
Ceit zwei Jahren hat Düsseldorf wenn nicht eine differenzierten Tönen, welche trotz aller Abbrevia-
^ Secession, so doch ein aus sieben-, Mitgliedern turen und Weglassungen dem Motiv den Schein der
bestehendes Secessiönchen, das sich
„Sonderbund" nennt. „Es gilt, den lange
verlorenen Zusammenhang mit dem le-
bendigen Kunstwillen unserer Zeit wie-
derzugewinnen ; es gilt, die Probleme
der Gegenwartskunst durch Ausstellung
von Werken konsequent moderner Art in
Düsseldorf verständlich zu machen und
miterleben zu lassen." So heißt es in dem
Programm. Kein Zweifel, daß vor einem
Dezennium ein solcher Sonderbund bei
zweckmäßiger Organisation anregend
und fördernd auf das hiesige Kunstleben
hätte wirken können. Heute haben bereits
zu viele tüchtige Künstler bei uns mit
jenen modernen Problemen Fühlung ge-
nommen, als daß jener kleinen Gruppe
das Recht eines exklusiven Auftretens
zugestanden werden könnte. Da sie rich-
tig empfinden, daß das Gewicht ihres
eigenen künstlerischen Schaffens, we-
nigstens quantitativ, zu leicht ist, so
haben sie gleichzeitig die Propaganda
für jene französische „Neukunst" über-
nommen, wie sie den Parisern im Salon
des Independants alljährlich Anlaß zu
herzerfrischender Heiterkeit bietet, die
die Mitglieder des Sonderbundes aber
bitter ernst nehmen. Sehen sie doch
darin „die höchstentwickelten Stilfor-
men unserer Zeit, an welche alle deut-
schen Meister, die ernsten künstleri-
schen Verantwortungsgefühls fähigsind,
den Anschluß zu suchen haben". Und
so servieren sie uns denn auch in ihrer
soeben eröffneten dritten Ausstellung
eine reichliche Auswahl jener famosen
Expressionisten, der Braque, Camoin,
Derain, van Dongen, Othon Friesz,
Guerin, Flaminck, Picasso u. a., wie
sie von den bekannten Pariser Kunst-
handlungen für die deutschen Snobs auf
Vorrat gehalten werden. War es im vori-
gen Jahre noch allenfalls interessant, alexander opplf.r eva
die Bekanntschaft mit diesen sonder- XXII. Aasstellung der Berliner Secession
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60*
Ort war, so fühle ich mich unbehaglich wie baren Verächtern jedes positiven Könnens und mit
ein Mensch, dem man die Haut abziehen und ihren stammelnden Bemühungen um einen neuen
... . , künstlerischen Ausdruck zu machen, so wird eine
an die frische Luft bringen wurde. Ich stu- wiederholte Massenvorführung dieser Excentrik-
dire jetzt die Landschaftsmalerei, denn mit Clowns — von 147 Nummern des Katalogs kommen
der geht es doch noch am besten, mit Figuren 101 auf die Franzosen — doch ärgerlich oder min-
ist gar nichts anzufangen. Ich möchte gerne destens ennuyant Es verschlägt dabei nichts, daß
• r, . tr> .. , , . 6 . unter der Fülle des unfreiwillig Komischen auch
eine Reise als Portratmaler machen, aber mir ein Dutzend beachtenswerter Sachen sich befinden,
fehlt die Friseurgabe, mich den Leuten ein- So eine leicht getönte, sehr charakteristische Land-
zuschmeicheln. Wie geht es dir? Schreibe Schaftszeichnung sowie ein Aquarell mit Schnittern
mir bald und lebe bis dahin recht wohl. Viele von VAN GoGH> letzteres aus dem Jahre 1884; so-
-n r\ ■ i_ , j dann einige ganz lustige, wenn auch wahrlich nicht
Gruße an die Deinen; besser aber, du sagst bedeuten(fe iflätter VOn S.gnac, sowie namentlich
auch diesen nichts vom Inhalte dieses Briefes. ein aus der Sammlung Pellerin stammendes Aqua-
Lebe wohl, und ich bitte dich, antworte sogleich. rell Manets, „La Femme au Tub", das bei einer
Dein aufrichtiger Freund P D ., Größe von rund 40:40 cm denn allerdings auch
s lcuuu C. Rahl den stattlichen Preis von 24000 Francs aufweist.
- Vier weitere Zeichnungen Manets besitzen keinerlei
■■ für den Künstler charakteristische Note. — Von den
AUSSTELLUNG DES DUSSEL- Künstlern des Sonderbundes selber sind zum Teil
r>nQFCT} QnMnFDRIINnFS recnt tüchtige Beiträge geliefert. A. Deusser malt
DORFER SONDERbUNULo eine Schiffbfücke Rhein jn fein
Ceit zwei Jahren hat Düsseldorf wenn nicht eine differenzierten Tönen, welche trotz aller Abbrevia-
^ Secession, so doch ein aus sieben-, Mitgliedern turen und Weglassungen dem Motiv den Schein der
bestehendes Secessiönchen, das sich
„Sonderbund" nennt. „Es gilt, den lange
verlorenen Zusammenhang mit dem le-
bendigen Kunstwillen unserer Zeit wie-
derzugewinnen ; es gilt, die Probleme
der Gegenwartskunst durch Ausstellung
von Werken konsequent moderner Art in
Düsseldorf verständlich zu machen und
miterleben zu lassen." So heißt es in dem
Programm. Kein Zweifel, daß vor einem
Dezennium ein solcher Sonderbund bei
zweckmäßiger Organisation anregend
und fördernd auf das hiesige Kunstleben
hätte wirken können. Heute haben bereits
zu viele tüchtige Künstler bei uns mit
jenen modernen Problemen Fühlung ge-
nommen, als daß jener kleinen Gruppe
das Recht eines exklusiven Auftretens
zugestanden werden könnte. Da sie rich-
tig empfinden, daß das Gewicht ihres
eigenen künstlerischen Schaffens, we-
nigstens quantitativ, zu leicht ist, so
haben sie gleichzeitig die Propaganda
für jene französische „Neukunst" über-
nommen, wie sie den Parisern im Salon
des Independants alljährlich Anlaß zu
herzerfrischender Heiterkeit bietet, die
die Mitglieder des Sonderbundes aber
bitter ernst nehmen. Sehen sie doch
darin „die höchstentwickelten Stilfor-
men unserer Zeit, an welche alle deut-
schen Meister, die ernsten künstleri-
schen Verantwortungsgefühls fähigsind,
den Anschluß zu suchen haben". Und
so servieren sie uns denn auch in ihrer
soeben eröffneten dritten Ausstellung
eine reichliche Auswahl jener famosen
Expressionisten, der Braque, Camoin,
Derain, van Dongen, Othon Friesz,
Guerin, Flaminck, Picasso u. a., wie
sie von den bekannten Pariser Kunst-
handlungen für die deutschen Snobs auf
Vorrat gehalten werden. War es im vori-
gen Jahre noch allenfalls interessant, alexander opplf.r eva
die Bekanntschaft mit diesen sonder- XXII. Aasstellung der Berliner Secession
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