Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0537
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Hugo von Tschudi und die Sammlung Nemes
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HUGO VON TSCHUDI UND DIE SAMMLUNG NEMES
ADOLF HENGELER SÄMANN
Sommer-Ausstellung der Münchner Secession
Galerien von ältestem Adel können unter sei- einanderstoßen fremder Kulturwelten, das doch
ner Hand eine aufregende Aktualität gewinnen, in unsern Museen nicht zu vermeiden ist,
Durch die Gruppierung der Meister, den Rhyth- wenig störend empfunden werden im Vergleich
mus der Aufhängung mögen die lebendigsten mit dem Anregungswert, der aus der Erkennt-
Kräfte zur Geltung gebracht werden. Die nis der Tradition und dem Wachstum künst-
Neuerwerbungen werden nicht in einer mecha- lerischer Probleme erwächst. Und sollte der-
nischen Ausfüllung vorhandener Lücken, son- gleichen wirklich belehrend wirken, so täte es
dem in der organischen Entwicklung nach der das doch nur kraft der inneren sich hier mani-
Richtung moderner Tendenzen bestehen. Tem- festierenden Gesetzmäßigkeit, gegen die zu
poräre Ausstellungen, aus dem Bestand der protestieren freilich vergebliche Mühe ist."
Sammlungen ausgewählt, dürften es ermög- Klingt das nicht, als analysiere Tschudi sich
liehen, die Entwicklung eines formalen Gedan- selbst, erscheint das nicht wie ein Programm
kens, einer technischen Prozedur, einer kolo- auch künftiger Taten? Und ist denn nicht
ristischen Absicht von frühester Zeit bis zur die Aufnahme dieser Kollektion an sich schon
Gegenwart zu illustrieren. Im Vorteil werden eine ganz exponierte Geschmacksbekundung?
diejenigen Galerien sein, bei denen nicht mit Für Tschudi war doch gerade das Maßgebende,
1800 der dicke Strich gezogen wurde, sondern daß Nemes ein Sammler ist, der „nicht nach
die wenigstens noch die Kunst des 19. Jahr- kunsthistorischen Gesichtspunkten" sammelt,
hunderts mit umfassen. Sicher wird das An- „auch nicht mit jener spezifischen Sammler-
Die Kunst für Alle XXVI.
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ADOLF HENGELER SÄMANN
Sommer-Ausstellung der Münchner Secession
Galerien von ältestem Adel können unter sei- einanderstoßen fremder Kulturwelten, das doch
ner Hand eine aufregende Aktualität gewinnen, in unsern Museen nicht zu vermeiden ist,
Durch die Gruppierung der Meister, den Rhyth- wenig störend empfunden werden im Vergleich
mus der Aufhängung mögen die lebendigsten mit dem Anregungswert, der aus der Erkennt-
Kräfte zur Geltung gebracht werden. Die nis der Tradition und dem Wachstum künst-
Neuerwerbungen werden nicht in einer mecha- lerischer Probleme erwächst. Und sollte der-
nischen Ausfüllung vorhandener Lücken, son- gleichen wirklich belehrend wirken, so täte es
dem in der organischen Entwicklung nach der das doch nur kraft der inneren sich hier mani-
Richtung moderner Tendenzen bestehen. Tem- festierenden Gesetzmäßigkeit, gegen die zu
poräre Ausstellungen, aus dem Bestand der protestieren freilich vergebliche Mühe ist."
Sammlungen ausgewählt, dürften es ermög- Klingt das nicht, als analysiere Tschudi sich
liehen, die Entwicklung eines formalen Gedan- selbst, erscheint das nicht wie ein Programm
kens, einer technischen Prozedur, einer kolo- auch künftiger Taten? Und ist denn nicht
ristischen Absicht von frühester Zeit bis zur die Aufnahme dieser Kollektion an sich schon
Gegenwart zu illustrieren. Im Vorteil werden eine ganz exponierte Geschmacksbekundung?
diejenigen Galerien sein, bei denen nicht mit Für Tschudi war doch gerade das Maßgebende,
1800 der dicke Strich gezogen wurde, sondern daß Nemes ein Sammler ist, der „nicht nach
die wenigstens noch die Kunst des 19. Jahr- kunsthistorischen Gesichtspunkten" sammelt,
hunderts mit umfassen. Sicher wird das An- „auch nicht mit jener spezifischen Sammler-
Die Kunst für Alle XXVI.
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