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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Cohen, Walter: Eduard von Gebhardts Düsseldorfer Anfänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0061

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Staatliche Museen

perintendent Feldner“ (1871), ein Hauptwerk
der an Gemälden Gebhardts so reichen Samm-
lung Prof. Oeder in Düsseldorf, erschreckt bei-
nahe durch die Lebhaftigkeit des Ausdrucks,
wennschon die erregte Mimik nicht so weit ge-
trieben ist, wie in den Spätwerken des Meisters
(Abb. S. 53). Dem ganz leicht und locker, fast Stu-
dienhaft gemalten Porträt der jungen Gattin des
Künstlers, von 1873, das zum ersten Male in der
Düsseldorfer Ausstellung öffentlich gezeigt
wurde, möchte ich die Krone unter E. v. Gebhardts
weiblichen Bildnissen reichen. Es ist so unauf-
dringlich gut gemalt wie ein Thoma der besten
Zeit und ebenso innerlich (Abb. S. 49). Unter den
männlichen Bildnissen ragt das vor zehn Jahren
von der Berliner Nationalgalerie erworbene des
musikliebenden Bürgermeisters Wortmann von
Ronsdorf bei Barmen (1874) als eine Leistung
zusammengeballter Kraft in der Menschendar-
stellung hervor (Abb. S. 48).
Ein Wort schließlich noch über die „Kopien“
E. v. Gebhardts. Vom rein-malerischen Stand-
punkte aus sind sie vielleicht das Stärkste, was
er geleistet hat. Nur wenigen waren sie als
schönster Schmuck seiner Häuslichkeit be-


ED. VON GEBHARDT □ KOPF DES JOHANNES (STUDIE ZU DER
KREUZIGUNG IN HAMBURG. UM 1871)

kannt, bevor sie auf der diesjährigen Düssel-
dorfer Ausstellung einer weiten Öffentlichkeit
vorgeführt wurden. Die „Verspottung Christi“
nach dem Originale A. van Dycks im Kaiser
Friedrich-Museum zu Berlin (Abb. S. 54) hat
Gebhardt im Jahre 1871, also erst nach
Fertigstellung seines bedeutendsten Werkes, des
1870 vollendeten „Abendmahls“ in der Ber-
liner Nationalgalerie, als erste „Kopie“ ge-
malt — es ist, auch das veränderte Format weist
darauf hin, viel mehr eine Nachschöpfung als
ein seelenloses Abbild. Auf Italienreisen wurde
diese Fähigkeit des Erfassens fremder Maler-
psychen und die Freiheit des malerischen
Handwerks noch weiter ausgebaut, am glück-
lichsten bei Kopien nach den Venezianern.
Dürer, Holbein und altkölnische Meister bevor-
zugte Gebhardt bei den Deutschen. Es mag
möglich sein, daß diese Beschäftigung eine ge-
wisse Neigung zum Altmeisterlichen bestätigte,
als sicher erscheint, daß sie in hohem Grade dazu
beitrug, die Freiheit des malerischen Stiles zu er-
weitern, die Eduard v. Gebhardt in der Folgezeit
zu einem der führenden Meister nicht nur der
Düsseldorfer Schule machte. Dr. Walter Cohen

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