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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Beringer, Joseph August: Emil Lugo
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0106

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in dem „Johannisfeuer“ (1895) oder im „Föhn-
klar“ (1898) erkennbar sein.
Alle diese Werke der letzten Zeit sind weniger
nach der Natur, als mit der Seele geschaut und
geschaffen. Es sind Bildträume, Bilddichtungen,
deren Kunstausdruck wie die reine Natur wirkt.
Das eben ist die eigene und einzigartige Stel-
lung Lugos in der deutschen Landschaftskunst
des 19. Jahrhundert, daß er nicht, wie der Natura-
lismus, die Naturerscheinung in der Farbe nach-
zubilden versuchte, oder, wie der Impressionis-
mus, einzelne Erscheinungsformen der Natur
(Licht, Atmosphäre) künstlerisch auswertete,
oder, wie der Expressionismus jetzt, bestimmte
Erscheinungs- und Darstellungsformen überstei-
gerte, sondern daß er das Ganze der Naturer-
scheinung in die Kunstform umprägte und für
die natürliche Erscheinungsform die künstle-
rische Wirkungsform fand, die den tieferen gei-
stigen Gehalt des Naturerlebnisses zum höch-
sten Ausdruck brachte.
Der künstlerische Weg Lugos war so lang
und schwer, weil er sich als eine Reihe von Be-

freiungen von den zeitkünstlerischen Vorbedin-
gungen und als Erkämpfung der seiner Kunst-
weise gemäßen Darstellungsmittel ausweist.
Das italienische Schaffen hat ihn von der
Schirmerschen und Prellerschen Art befreit, in
der Freiburger Einsamkeit hat er sich von Ita-
lien gelöst, und in München hat er sich vom
Nur-Heimatlichen entlastet, um der Weltbildner
zu werden, in dessen Kunstwerk die Schöpfung
mit „Glanz und Hoheit angetan, neu, wie am
ersten Tag“ entgegentritt. Lugos Bildschaffen
war schließlich aus allen Zufälligkeiten des Ge-
staltens herausgehoben. Hier gab es weder Lük-
ken, noch Sprünge, noch Überraschungen. Wie
eine Pflanze organisch wächst, sich entfaltet und
dem hellen Licht sich entgegenhebt, so entwach-
sen auch seine Bilder nach den ihnen innewoh-
nenden Gesetzen des Schauens und Gestaltens
klar und gesetzmäßig seinen Gesichten. Sie haben
einen bei größter Einfachheit bis zum religiös
Ernsten gesteigerten künstlerischen Untergrund.
Darin liegt ihre kulturelle Bedeutung.
Jos. Aug. Beringer


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