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Bode, Wilhelm von: Neuere plastische Arbeiten von Richard Engelmann
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0205
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
/
RICHARD ENGELMANN FRAUENKOPF (BRONZE)
NEUERE PLASTISCHE ARBEITEN VON RICHARD ENGELMANN
Unsere zeitgenössische Kunst häutet sich
rasch in ihren „Stilen“. Es sind etwa
zwanzig Jahre vergangen, seit der Jugendstil
schüchtern in zwei abgelegenen Zimmerchen des
Münchener Glaspalastes seinen Einzug hielt.
Wie rasch hat er sich ein- und wieder aus-
gelebt ! Zehn Jahre später hatte sich Hodler
mit seinem grobschlächtigen und doch so
empfindsamen Stil selbst bei den Impressionisten
vom reinsten Wasser Anerkennung verschafft
und beglückte mit seinen Massenerhebungen,
die dem Chor der alten Meininger Bühne wie
abgeguckt erschienen, die Festsäle deutscher
Universitäten und Rathäuser. Auch über ihn
ist der Kubismus und Expressionismus mit
raschen, rücksichtslosen Schritten hinwegge-
gangen und lebt sich trotz dem furchtbaren
Ernst der Zeit in lauter merkwürdigen Privat-
stilen aus, für deren Charakterisierung die
federgewandten Erfinder selbst große Begleit-
worte finden, deren Unverständlichkeit und
Stillosigkeit nur durch ihre Kunst noch über-
troffen wird.
Wie in der Malerei heute kaum noch ein
Jüngerer sich von den Stilen der „Ismen“ frei-
zuhalten wagt, so muß auch die Plastik diesen
ihren Tribut zahlen. Der eine modelt Figuren,
die in ihrer plumpen Formlosigkeit wie Mehl-
säcke aussehen, der andere zaubert spindel-
dürre Gespenster (oder lieber noch Torsen
Die Kunst für Alle. XXXIV. 11/12. Marz 1919
189
26
Staatliche Museen
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RICHARD ENGELMANN FRAUENKOPF (BRONZE)
NEUERE PLASTISCHE ARBEITEN VON RICHARD ENGELMANN
Unsere zeitgenössische Kunst häutet sich
rasch in ihren „Stilen“. Es sind etwa
zwanzig Jahre vergangen, seit der Jugendstil
schüchtern in zwei abgelegenen Zimmerchen des
Münchener Glaspalastes seinen Einzug hielt.
Wie rasch hat er sich ein- und wieder aus-
gelebt ! Zehn Jahre später hatte sich Hodler
mit seinem grobschlächtigen und doch so
empfindsamen Stil selbst bei den Impressionisten
vom reinsten Wasser Anerkennung verschafft
und beglückte mit seinen Massenerhebungen,
die dem Chor der alten Meininger Bühne wie
abgeguckt erschienen, die Festsäle deutscher
Universitäten und Rathäuser. Auch über ihn
ist der Kubismus und Expressionismus mit
raschen, rücksichtslosen Schritten hinwegge-
gangen und lebt sich trotz dem furchtbaren
Ernst der Zeit in lauter merkwürdigen Privat-
stilen aus, für deren Charakterisierung die
federgewandten Erfinder selbst große Begleit-
worte finden, deren Unverständlichkeit und
Stillosigkeit nur durch ihre Kunst noch über-
troffen wird.
Wie in der Malerei heute kaum noch ein
Jüngerer sich von den Stilen der „Ismen“ frei-
zuhalten wagt, so muß auch die Plastik diesen
ihren Tribut zahlen. Der eine modelt Figuren,
die in ihrer plumpen Formlosigkeit wie Mehl-
säcke aussehen, der andere zaubert spindel-
dürre Gespenster (oder lieber noch Torsen
Die Kunst für Alle. XXXIV. 11/12. Marz 1919
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