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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Plünnecke, Wilhelm: Willy Jaeckel
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0232

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WILLY JAECKEL

RUHE AUF DER FLUCHT

meist sehr einfach, Sandhügel und ein paar
Bäume und mit Vorliebe dazwischen die Sonne.
Das gerade kennzeichnet die Differenz zwischen
dem Expressionismus und der vorhergegange-
nen Malergeneration, wie verschieden sie die
Sonne darstellen: dem Impressionismus war
sie formauflösendes Lichtproblem, uns heute
ist sie die Gewalt, Ausdruck schöpferischster
Energie. Sie steht auch oft und überraschend
— oft die schwarze Sonne düsterer Unheim-
lichkeit — in Jaeckels gezeichneten Kompo-
sitionen, wo alles Gestalt gewinnt, das nicht
Gemälde werden kann aus Gründen physischer
Gebundenheit. Hier sind Schlacht, Eros und
menschliche Qual unzählige Male gezeichnet;

immer neu, Kraft. Ich weiß nicht, ob Jaeckel
auch dreidimensional arbeitet, Möglichkeiten
eines Plastikers sind da: Zeichnungen, die nach
Loslösung von der Fläche ringen, die umgeh-
bar und anschaubar werden möchten.
Jaeckel ist (neben dem französischen Schrift-
steller Henri Barbusse, der „Das Feuer“ schuf)
der einzige, der erste Künstler seit Goya, der
den Schrecken des Krieges, das grauenvolle
Handwerk: Menschenmord als Kunstwerk be-
wältigt hat. Er hat das bloß Echte, den Rea-
lismus des Erlebnisses ins Ewige destilliert.
Vielleicht spricht das am stärksten für seine
Kunst, für ihre Wahrheit und ihre Größe.
Wilhelm Plünnecke
 
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