Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

DOI Artikel:
Wolf, Georg Jacob: Julius Exter
DOI Artikel:
Graber, Hans: Die Wandgemälde Heinrich Altherrs in der Zürcher Universität
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0276

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
S M

B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

liehen seiner Kunst weiterwachsend, im Wesen
getreu geblieben. So sehr ihn auch die rein-
malerischen Probleme beschäftigten, er gab dar-
über, wie er es auch in seinen künstlerischen
Anfängen gehalten hatte, den Stimmungsgehalt
nicht auf, verzichtete nicht darauf, in seinen Bil-
dern eine jenseits der Technik weiterschwin-
gende und den Beschauer zwingende Idee zu
verlebendigen.
Nach einer langen Pause der Zurückhaltung
trat Exter vor Jahresfrist mit einer stark und
herzlich für seine Kunst und sein Wesen zeu-
genden Ausstellung im Münchner Kunstverein
hervor. Im Mittelpunkt der Ausstellung fand
man ein arkadisches Bild, ein Bekenntnis an die
Schönheit und das Leben; wundervolle Akte
in eine überschattete Landschaft mit sonniger
Ferne gestellt (Abb. S. 253). Malerisch stark und
eigenartig, zieht an dem Gemälde doch vor allem
das Stoffliche oder vielmehr die Steigerung des
Stofflichen in die Idee an. An das Karfreitag-Bild
von einst wurde man durch ein Gemälde ge-
mahnt, das den Schmerz der heiligen Frauen,
den wilden Ausbruch tiefsten Wehs im Augen-
blick des Kreuzestodes Jesu Christi mit ed-
lem Pathos in überzeugender Kraft vergegen-
ständlicht (Abb. S. 256). Daneben wieder ein
Familienbild von schönster Verinnerlichung, im
Rhythmus der Komposition den Zusammen-
gehörigkeitsgedanken betonend, oder eine von
aller Fülle des Herbstes gesegnete Obsternte
(Abb. S. 257). Ein fein studierter, dabei breit und
groß hingestrichener Frauenakt (Abb. S. 252)
und, malerisch eine entzückende, kleine Kost-
barkeit, ein Bildchen, auf dem man die Exter-
Schule an der Arbeit sieht — es ist Freiiicht-
Akt gestellt und die Herrschaften malen im

durchsonnten Wald eifrig und hingegeben und
fangen voll Lust die Stimmung ein (Abb. S. 255).
Neben anderen Bildnissen endlich zwei Selbst-
porträte des Künstlers. Das eine (Abb. S.251) in
der Bildarchitektur noch wie ein letzter, stark mo-
dernisierter Ausläufer der Bildniskunst der Diez-
Schule wirkend: aus dem neutralen, tiefdunklen
Hintergrund der mächtige Kopf mit den be-
herrschenden Augen und der ausdrucksvoll mo-
dellierten Stirne herausleuchtend, der weiße
Kragen und das Fleckchen Hemd in Leibischer
Bravour als Ausklang der konzentrierten Hel-
ligkeit hingestrichen. Einige Jahre später das
Selbstbild von 1917: wie ein Beweis, daß die
gründlich geänderte Formensprache der deut-
schen Kunst auch Exter nicht unberührt ge-
lassen. Es kommt, vertieft man sich in Wesen
und Ausdruck des Bildnisses, nicht darauf an,
daß man die bekannte blaue Kontur findet, daß
die modellierende Malerei einer reinflächigen
wich, sondern auf die tieferen geistigen Gründe,
auf das, was hinter dem Malerischen steht, auf
die individuelle Seelenhaftigkeit, die man auf so
vielen Bildern des konsequenten Impressionis-
mus, der, seines optischen Effektes willen, auch
ein menschliches Antlitz wie ein Stilleben oder
eine Landschaft behandelte, vergebens sucht.
In diesem Sinne war Julius Exter nie ein Im-
pressionist, wenn er sich auch der Formen-
sprache des Impressionismus bediente und in
dem Heerbann mitmarschierte. Eine neue
Kunstepoche, wie sie jetzt heraufzuziehen
scheint, wird, wenn sie das Seelenhafte über das
Formale, das Göttliche im reinsten Sinn über
das Vergängliche setzt, Exter bereitfinden und
ihn vielleicht erst zu den reinsten Offenbarun-
gen seines künstlerischen Wesens mitreißen.
Georg Jacob Wolf

DIE WANDGEMÄLDE HEINRICH ALTHERRS
IN DER ZÜRCHER UNIVERSITÄT

Der in Stuttgart lebende Schweizer Künstler
Heinrich Altherr hat in den Jahren igi5
bis 1917 für das Senatszimmer der neuen Zürcher
Universität fünf Wandgemälde geschaffen*).
Es ist das nicht der erste großdekorative Auf-
trag, den der Künstler ausführte. Für die Han-
delskammer in Elberfeld malte er schon vor
Jahren ein umfangreiches Wandbild, und für
eine Kirche in Basel schuf er Kartons für
Mosaiken und Glasfenster. Seither ist sein

*) Für dasselbe Gebäude sollte auch Ferdinand Ho dl er
ein großes Wandbild malen (für die Aula). Es war ihm aber
nicht beschieden, es auszuführen.

Wandstil in wesentlichen Punkten noch ge-
reift, wofür die Zürcher Gemälde "ein schöner
Beweis sind.
Vom Auftraggeber wurde dem Künstler, sehr
verständigerweise und sehr zum Vorteil der Ar-
beit, in jeder Hinsicht vollständig freie Hand
gelassen. Altherr hat, da er, wie er sich selbst ge-
äußert, die bildnerische Darstellung des mensch-
lichen Dramas als seine Lebensaufgabe be-
trachtet, zu dramatischen Themen gegriffen.
Er wählte, wie wir sehen, Motive aus der
griechischen Mythologie, und das aus der Über-
zeugung heraus, daß diese ewige Symbole für

258
 
Annotationen