Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

DOI Artikel:
Kurth, Willy: Die Ausstellungen der Akademie der Künste, der Secession und der Freien Secession in Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0436

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

PHILIPP FRANCK KIND MIT PUPPE
Akademie der Künste, Berlin

Jugend bei den „Alten“ aber nur etwas Halbes.
Und so entstand um Max Pechstein die „Novem-
bergruppe“. Wir kennen die Qualität dieser
vierten Vereinigung noch nicht. Ihre Aus-
stellung wird erst im Juli kommen. Aber eins
ist gewiß: ihr allein kommt eine Ausstellungs-
politik zu. Ihre Mitglieder sind durch eine
bestimmte Gesinnung verbunden. Den andern
Gruppen ist nur noch ein „Verein zur Ver-
anstaltung von Ausstellungen“ nachzusagen.
Entweder eine bestimmte Gruppe mit einem
bestimmten Programm, oder eine Gesamt-
schau aller schaffenden Kräfte unter Vereini-
gung aller Vereinsgruppen. Dieses steht in der
fünften großen Ausstellung vor der Tür als
eine Erneuerung der „Großen Berliner“. Auch
sie soll noch im Juli am Lehrter Bahnhof sich
öffnen. Diesem ganzen Ausstellungs-Betrieb
droht eine Krise. Bleibt diese unökonomische
Dezentralisation, kann mit der Zeit nur der
Kunsthändler Interesse dran gewinnen, der als
Erweiterung seines Salons sich einer dieser
Gruppen bemächtigen wird. Und die Konkur-
renz beginnt. Dringt die Gesamtschau aller

Gruppen — die ja übrigens in Düsseldorf nicht
übel ihre Probe abgelegt hat — durch, wird
nebenher nur die Gruppe weiter existieren kön-
nen, die eine neue Gesinnung zu dokumen-
tieren hat.
Da in diesen drei Ausstellungen Künstler,
wie auch Richtungen sich wiederholen, vermag
eine zusammenfassende Besprechung ihren In-
halt am besten zu fassen.
Man wird sich einmal ernstlich fragen müssen,
warum der neue und strenge Begriff der Quali-
tät, den die Gründung der Berliner Secession
aufstellte, und in ihrem Führer Liebermann ver-
körperte, nicht länger vorgehalten hat. Wohl
hat dieser Führer vielen innere Freiheit ge-
schenkt; aber nur wenige haben den unge-
heuren Ernst der Arbeit wie er, der ihn mit
Menzel verbindet, wachgehalten. Man sieht
sechs neue Werke des Zweiundsiebzigjährigen.
An seinem Garten in Wannsee hat er einen
neuen Stoffkreis gefunden, der seine ganze
Energie noch einmal konzentriert (Abb. S. 423).
Er hat also noch jenen guten Geist in sich leben-
dig, der ihn immer im guten berlinischen Sinne

410
 
Annotationen