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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Wolf, Georg Jacob: Der Radierer Paul Herrmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0464

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findung und der Mache, reizvoll unmittelbar
in der Übermittlung der Absichten des Künst-
lers an den Beschauer. Manche dieser Blätter
sind mit der kalten Nadel, dem edelsten und
reinsten Ausdrucksmittel des Graphikers, gear-
beitet, andere zeigen sich im Spiel der kompli-
ziertesten Techniken.
Zuletzt entstanden zwei Zyklen, in denen das
reife, volle Können Herrmanns zusammengefaßt
ist und in Höchstleistungen triumphiert. „Phan-
tasien“ nennt sich die eine Reihe: sie rührt an
die höchsten und tiefsten Dinge, an Leben und
Tod, schaut in die Falten des Seins, symboli-
siert Krieg und Frieden. Außergewöhnlichen
Formaten, die der Monumentalität der Empfin-
dung entsprechen, ist Herrmann durch außer-
gewöhnliche Leistungen auch in technischer
Hinsicht Herr geworden. Geschlossener noch,

als Idee einheitlicher und wie die Gesänge eines
gedankenreichen Gedichtes anmutend, erscheinen
die Blätter des Zyklus „Der Garten Eden“.
Diese Radierungen gehen weit über die bloße
Ausformung der biblischen Motive hinaus. Nichts
wirkt anekdotisch oder episodär, tiefster Sinn
ist jeder Gestaltung eingehaucht. Der erste
Mensch und das Leben und Sein des Menschen
in der ihn umgebenden Welt, das Weib, die
Liebe und die Sünde, diese großen Gedanken
und Ideen sind Form geworden. Technisch
ohne Kunststückchen gemacht, auf Größe und
Klarheit hinhaltend, sind die Radierungen des
„Garten Eden“ im einzelnen, mehr aber noch
in ihrer sinnvoll aufgebauten Gesamtheit das
Schönste und Tiefste, was bisher von Herrmann
kam.
Georg Jacob Wolf


PAUL HERRMANN NECKEREI

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