GEORG LESCHNITZER FISCHERPAAR
GEORG LESCHNITZER
Plastik, auf der einen Seite vielleicht der Gipfel
menschlicher Vorstellungsentwicklung, bleibt
auf der andern dem Zweck und damit dem
Handwerk verwandter und näher als die Malerei.
Zwischen einem Dekorationsmaler und einem
„Maler“ besteht, vor allem bei unserer heutigen
Akademieerziehung, ein Abstand ohne Verbin-
dungsglieder; vom Bildhauer zum plastisch bil-
denden Handwerker vollzieht sich der Übergang
ohne Sprung. Die Grenzen zwischen Kunst und
Kunsthandwerk sind hier fließender als beim
Malen: von der reinen Form als Ausdruck
seelischer Zustände geht das Arbeitsbereich bis
zum zweckbedingten Gegenstand des Tages.
Und manche Entwicklung beginnt bei dem
einen Pol und endigt beim anderen, kehrt von
frühen Wegen ins Metaphysische zum hand-
werklich verschönenden Formen der mensch-
lichen Umwelt zurück.
Der Berliner Bildhauer Georg Leschnitzer hat
einen Entwicklungsgang von der Art des eben
skizzierten hinter sich. Er begann mit Arbeiten
in der Nähe des eben aufsteigenden Expressio-
nismus, stand dem Kreis der Künstler nahe, die
sich in der Dresdner „Brücke“ zusammenge-
schlossen hatten. Das Variete, dieses stärkste
Sinnbild der partiellen Verrücktheit unseres vor-
kriegerischen Lebens, hatte es wie so vielen, so
auch ihm angetan. Er formte Tänzerinnen
und Akrobatengruppen, mathematische Verflech-
tungen von menschlichen Leibern, deren rund-
liche Gedrungenheit jenseits der formalen Ab-
sichten eine gewisse Verbundenheit zur Natur
verriet. Er suchte dem menschlichen Körper die.
Die Kunst für Alle XXXIV.
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