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Gebiete sich ähnliche Verdienste zu eigen gemacht, keine Stadt,
die solch Beginnen so sehr erleichterte.
Durch das Vorhandensein des Glaspalastes ist in München wie
nirgends in Deutschland die Möglichkeit geboten, ein so großes
Unternehmen mit so geringen Mitteln durchzuführen und so
wagten wir, was wir für unseres Vaterlandes Wohl, für
unsere Kunstindustrie für unverschiebbar uothwendig erkannt,
in München diesen Sommer ein Vereiuigungsfest zn feiern der
deutschen Kunst mit dem deutschen Handwerk und vertrauten,
sobald unser weittragender Gedanke einmal erfaßt sei, auf die
Mitwirkung unserer Fürsten, Mitbürger und Freunde.
Wie sollte nun diese Jubiläumsfeier veranstaltet werden? —
darüber wurde viel in kleineren Kreisen gesprochen und berathen,
bis man endlich zur Ueberzeugung gelangte, daß die Ausstellung
von Werken alter und neuer deutscher Meister den Hauptmoment
unseres Jubiläums bilden müsse und daß mau dieselbe möglichst
weit ausdehne, um ein vollständiges Bild des früheren wie des
gegenwärtigen Standes deutscher Kunst und Kunstindustrie zu
bieten.
In Deutschland hatten wir in alter Zeit, was kunstindu-
strielle Erzeugnisse anbelangt, weitaus die größten Meister und
doch wurden die schönsten deutschen Produkte für fremde Er-
zeugnisse gehalten.
In neuester Zeit ist es unseren Forschern gelungen, nach-
zuweisen, daß gerade die bewundertsten Arbeiten, welche die
fremden Museen schmücken, von Deutschen, namentlich von Süd-
deutschen herrühren. Ich mache unter anderen nur auf die
Rüstung Franz I Königs von Frankreich aufmerksam, welche be-
kanntlich eines der schönsten kunstgewerblichen Produkte im
Musee des arts industriels zu Paris ist und nach des Herrn
Direktor v. Hefner unumstößlichen Beweisen und Belegen von
einem Münchner Meister entworfen wurde.
Wir wollen daher in erster Reihe durch eine historische
kunstgewerbliche Ausstellung unsere — die Ehre unserer Väter
und unseres Vaterlands retten und deutsches Verdienst feststellen.
Wir wollen der ganzen Welt beweisen, was in München —
was in Deutschland einst geleistet worden.
Ausstellungen moderner Jndustrieerzeugnisse hatten wir
war schon viele, auch viele Kunstausstellungen; nie aber hatten
wir eine deutsche Kunstindustrieausstellung.
Die besten Schöpfungen unserer Kunstindustriellen, die
schönsten Perlen deutschen Fleißes, wurden erdrückt in den
Weltausstellungen, von der Massenproduktion, sie verschwanden
unter dem Getöse gewaltiger Maschinen.
Die Künstler haben sich bisher nicht herbeigelassen, mit
Industriellen zusammen zu wirken; nie noch hatten wir eine
KunstinduftrieaussteUnng in Verbindung mit den Schöpfungen
der Kunst.
Sonderbar! — Ist es denn ein Gewinn, wenn die Künstler
bei den Ausstellungen große Wandflächen mit Gemälden in
solcher Menge behängen, daß der Beschauer in den Gedanken
eines Bildes sich gar nicht hineinfinden kann, und ist es denn
ein wohlthuendes Bild, wenn Passendes und Unpassendes zu-
sammenhanglos aufgespeichert ist? — Wirkt nicht die Umgebung
günstig oder ungünstig auf ein Bild ein? — Wie viel Werth
legen die Künstler auf eine passende Umrahmung ihres Bildes
und sprechen damit aus, welchen Werth diese Umgebung für ein
Bild hat.
Wie sehr müssen diese Bilder an Reiz gewinnen, wenn
schöne kunstgewerbliche Erzeugnisse sie heben und umgekehrt,
wie gewinnen die Letzteren wieder durch die künstlerischen
Schöpfungen? —
Diese Wahrheit wurde uns vollkommen klar und ich muß
coustatiren, daß die Münchner Künstler uns freundlich entgegen-
kamen, indem sie auf unsere Idee eiugegangen sind. Und so
entstand der weitere Plan für unsere Ausstellung — Industrie
und Knust der Neuzeit vereint zu zeigen. —
Wir beabsichtigen, im Glaspalaste große Salons und klei-
nere Kabinette zu bilden; haben wir größere Werke auszustelleu,
so bietet unser Glaspalast auch dafür immerhin Raum genug.
Auf die Kunstgärtnerei wurde gleichfalls Bedacht genommen,
dieselbe mit in den großen Rahmen der Ausstellung einzuschließen,
und haben wir Herrn Director Estner gebeten, uns einen Plan
zu entwerfen, daß während der Dauer der Ausstellung auch
der Schmuck der Blumen,nicht fehle und unsere Kunstgärtnerei
zeigen könne, was sie zu leisten im Stande ist. Unser Garten-
bauverein hat mit Bereitwilligkeit hiezu seine Unterstützung zu-
gesagt.
Unsere Zukunft ist unsere Jugend, ihre Bildung ist für
uns das Wichtigste. Soüst erwarb sich der junge Handwerker
seine künstlerischen Begriffe, Kenntnisse und Fertigkeiten in der
Bauhütte und Werkstatt bei den Künstlern, den Meistern selbst.
— Das ist jetzt anders geworden. — Jetzt müssen wir ihm
Schulen bieten, in denen er jenen Grad künstlerischer Bildung
sich anzueignen im Stande ist, der für sein Handwerk unbe-
dingt uothwendig ist.
Unsere deutschen Regierungen haben dieß längst eingesehen
und überall Kunstgewerbschnlen und Fachschulen errichtet. Wir
haben sie auch in München, wo selbst eine Mädchenknustschule
seit ihrem kurzen Bestehen schon befriedigende Erfolge zeigt.
In Nürnberg ist eine Kunstschule, welche für Verbreitung
künstlerischer Geschmacksbildung die rühmlichsten Leistungen
lieferte.
In Oesterreich ist man bestrebt, die Organisation von
Fachschulen zu erweitern.
In Berlin herrschen wieder andere Anschauungen und die
Idee ist aufgetaucht, schon bei Erlernung der alphabetischen
Schriftzüge zu lehren, die kindlichen Gedanken durch Zeichen
kund zu geben, wodurch Hand und Aug schon beim Elementar-
unterrichte an künstlerische Formen gewöhnt wird.
Stuttgart hat wieder andere Richtungen verfolgt und die
Abendschulen zuerst eingeführt, um tüchtige Kunsthandwerker
herauzubilden.
Allein noch nirgends ist Klarheit oder Einigkeit in den
Ppnzipien deutscher Kunstschulen und es sollen endlich auch
unsere Negierungen sicheres Verstündniß erlangen, in welcher
Weise künftighin Kunstschulen zu organisiren seien, wie man
in kurzer Zeit es möglich mache, das Verstündniß für das
künstlerisch Schöne bei dem jungen Handwerker zu erzielen,
der nicht die Zeit und die Mittel hat, lange Studienjahre durch-
zumachen.
Hiezu soll eine Ausstellung all der deutschen Kunstschulen
unter Darlegung ihrer Lehrpläne und Systeme den Weg zeigen.
So erhielt unsere Ausstellung in 4 Gliedern ihre Gestal-
tung und als wir vor der großen reizenden Aufgabe standen,
fragten wir uns: — Sind wir denn auch in der Lage, solch'
große Ideen durchzuführe» ? — und wendeten uns an unsere
Mitbürger, an Künstler und Beamte rc. mit der Bitte, den
Verein in diesen Bemühungen zn unterstützen.
Wir wählten 36 Mitglieder aus den besten Namen unserer
Stadt und bildeten eine Direction, der acht Commissionen an
der Seite stehen — und der großen Opferwilligkeit dieser Männer
ist es gelungen, kaum gehoffte Resultate bis jetzt zu erzielen.
Als wir uns fragten, wie weit sollen wir in Deutschland
unsere Einladungen verbreiten? — dachten wir — deutsche Wissen-
schaft, das deutsche Lied, die deutsche Kunst kennt keine politische
Grenze, wir viudiziren dasselbe Recht der deutschen Kunstindu-
strie, und darum galt unsere Einladung zur Theilnahme an
unser Ausstellung allen deutschen Männern, so weit die deut-
sche Zunge reicht.
Vor Allem aber wendeten wir uns an Se. Majestät un-
seren König mit der ehrfurchtsvollsten Bitte, Seinen Namen an
die Spitze unseres Programms stellen zu dürfen, das Protek-
torat unserer Ausstellung aber gnädigst zu übernehmen. —
Gebiete sich ähnliche Verdienste zu eigen gemacht, keine Stadt,
die solch Beginnen so sehr erleichterte.
Durch das Vorhandensein des Glaspalastes ist in München wie
nirgends in Deutschland die Möglichkeit geboten, ein so großes
Unternehmen mit so geringen Mitteln durchzuführen und so
wagten wir, was wir für unseres Vaterlandes Wohl, für
unsere Kunstindustrie für unverschiebbar uothwendig erkannt,
in München diesen Sommer ein Vereiuigungsfest zn feiern der
deutschen Kunst mit dem deutschen Handwerk und vertrauten,
sobald unser weittragender Gedanke einmal erfaßt sei, auf die
Mitwirkung unserer Fürsten, Mitbürger und Freunde.
Wie sollte nun diese Jubiläumsfeier veranstaltet werden? —
darüber wurde viel in kleineren Kreisen gesprochen und berathen,
bis man endlich zur Ueberzeugung gelangte, daß die Ausstellung
von Werken alter und neuer deutscher Meister den Hauptmoment
unseres Jubiläums bilden müsse und daß mau dieselbe möglichst
weit ausdehne, um ein vollständiges Bild des früheren wie des
gegenwärtigen Standes deutscher Kunst und Kunstindustrie zu
bieten.
In Deutschland hatten wir in alter Zeit, was kunstindu-
strielle Erzeugnisse anbelangt, weitaus die größten Meister und
doch wurden die schönsten deutschen Produkte für fremde Er-
zeugnisse gehalten.
In neuester Zeit ist es unseren Forschern gelungen, nach-
zuweisen, daß gerade die bewundertsten Arbeiten, welche die
fremden Museen schmücken, von Deutschen, namentlich von Süd-
deutschen herrühren. Ich mache unter anderen nur auf die
Rüstung Franz I Königs von Frankreich aufmerksam, welche be-
kanntlich eines der schönsten kunstgewerblichen Produkte im
Musee des arts industriels zu Paris ist und nach des Herrn
Direktor v. Hefner unumstößlichen Beweisen und Belegen von
einem Münchner Meister entworfen wurde.
Wir wollen daher in erster Reihe durch eine historische
kunstgewerbliche Ausstellung unsere — die Ehre unserer Väter
und unseres Vaterlands retten und deutsches Verdienst feststellen.
Wir wollen der ganzen Welt beweisen, was in München —
was in Deutschland einst geleistet worden.
Ausstellungen moderner Jndustrieerzeugnisse hatten wir
war schon viele, auch viele Kunstausstellungen; nie aber hatten
wir eine deutsche Kunstindustrieausstellung.
Die besten Schöpfungen unserer Kunstindustriellen, die
schönsten Perlen deutschen Fleißes, wurden erdrückt in den
Weltausstellungen, von der Massenproduktion, sie verschwanden
unter dem Getöse gewaltiger Maschinen.
Die Künstler haben sich bisher nicht herbeigelassen, mit
Industriellen zusammen zu wirken; nie noch hatten wir eine
KunstinduftrieaussteUnng in Verbindung mit den Schöpfungen
der Kunst.
Sonderbar! — Ist es denn ein Gewinn, wenn die Künstler
bei den Ausstellungen große Wandflächen mit Gemälden in
solcher Menge behängen, daß der Beschauer in den Gedanken
eines Bildes sich gar nicht hineinfinden kann, und ist es denn
ein wohlthuendes Bild, wenn Passendes und Unpassendes zu-
sammenhanglos aufgespeichert ist? — Wirkt nicht die Umgebung
günstig oder ungünstig auf ein Bild ein? — Wie viel Werth
legen die Künstler auf eine passende Umrahmung ihres Bildes
und sprechen damit aus, welchen Werth diese Umgebung für ein
Bild hat.
Wie sehr müssen diese Bilder an Reiz gewinnen, wenn
schöne kunstgewerbliche Erzeugnisse sie heben und umgekehrt,
wie gewinnen die Letzteren wieder durch die künstlerischen
Schöpfungen? —
Diese Wahrheit wurde uns vollkommen klar und ich muß
coustatiren, daß die Münchner Künstler uns freundlich entgegen-
kamen, indem sie auf unsere Idee eiugegangen sind. Und so
entstand der weitere Plan für unsere Ausstellung — Industrie
und Knust der Neuzeit vereint zu zeigen. —
Wir beabsichtigen, im Glaspalaste große Salons und klei-
nere Kabinette zu bilden; haben wir größere Werke auszustelleu,
so bietet unser Glaspalast auch dafür immerhin Raum genug.
Auf die Kunstgärtnerei wurde gleichfalls Bedacht genommen,
dieselbe mit in den großen Rahmen der Ausstellung einzuschließen,
und haben wir Herrn Director Estner gebeten, uns einen Plan
zu entwerfen, daß während der Dauer der Ausstellung auch
der Schmuck der Blumen,nicht fehle und unsere Kunstgärtnerei
zeigen könne, was sie zu leisten im Stande ist. Unser Garten-
bauverein hat mit Bereitwilligkeit hiezu seine Unterstützung zu-
gesagt.
Unsere Zukunft ist unsere Jugend, ihre Bildung ist für
uns das Wichtigste. Soüst erwarb sich der junge Handwerker
seine künstlerischen Begriffe, Kenntnisse und Fertigkeiten in der
Bauhütte und Werkstatt bei den Künstlern, den Meistern selbst.
— Das ist jetzt anders geworden. — Jetzt müssen wir ihm
Schulen bieten, in denen er jenen Grad künstlerischer Bildung
sich anzueignen im Stande ist, der für sein Handwerk unbe-
dingt uothwendig ist.
Unsere deutschen Regierungen haben dieß längst eingesehen
und überall Kunstgewerbschnlen und Fachschulen errichtet. Wir
haben sie auch in München, wo selbst eine Mädchenknustschule
seit ihrem kurzen Bestehen schon befriedigende Erfolge zeigt.
In Nürnberg ist eine Kunstschule, welche für Verbreitung
künstlerischer Geschmacksbildung die rühmlichsten Leistungen
lieferte.
In Oesterreich ist man bestrebt, die Organisation von
Fachschulen zu erweitern.
In Berlin herrschen wieder andere Anschauungen und die
Idee ist aufgetaucht, schon bei Erlernung der alphabetischen
Schriftzüge zu lehren, die kindlichen Gedanken durch Zeichen
kund zu geben, wodurch Hand und Aug schon beim Elementar-
unterrichte an künstlerische Formen gewöhnt wird.
Stuttgart hat wieder andere Richtungen verfolgt und die
Abendschulen zuerst eingeführt, um tüchtige Kunsthandwerker
herauzubilden.
Allein noch nirgends ist Klarheit oder Einigkeit in den
Ppnzipien deutscher Kunstschulen und es sollen endlich auch
unsere Negierungen sicheres Verstündniß erlangen, in welcher
Weise künftighin Kunstschulen zu organisiren seien, wie man
in kurzer Zeit es möglich mache, das Verstündniß für das
künstlerisch Schöne bei dem jungen Handwerker zu erzielen,
der nicht die Zeit und die Mittel hat, lange Studienjahre durch-
zumachen.
Hiezu soll eine Ausstellung all der deutschen Kunstschulen
unter Darlegung ihrer Lehrpläne und Systeme den Weg zeigen.
So erhielt unsere Ausstellung in 4 Gliedern ihre Gestal-
tung und als wir vor der großen reizenden Aufgabe standen,
fragten wir uns: — Sind wir denn auch in der Lage, solch'
große Ideen durchzuführe» ? — und wendeten uns an unsere
Mitbürger, an Künstler und Beamte rc. mit der Bitte, den
Verein in diesen Bemühungen zn unterstützen.
Wir wählten 36 Mitglieder aus den besten Namen unserer
Stadt und bildeten eine Direction, der acht Commissionen an
der Seite stehen — und der großen Opferwilligkeit dieser Männer
ist es gelungen, kaum gehoffte Resultate bis jetzt zu erzielen.
Als wir uns fragten, wie weit sollen wir in Deutschland
unsere Einladungen verbreiten? — dachten wir — deutsche Wissen-
schaft, das deutsche Lied, die deutsche Kunst kennt keine politische
Grenze, wir viudiziren dasselbe Recht der deutschen Kunstindu-
strie, und darum galt unsere Einladung zur Theilnahme an
unser Ausstellung allen deutschen Männern, so weit die deut-
sche Zunge reicht.
Vor Allem aber wendeten wir uns an Se. Majestät un-
seren König mit der ehrfurchtsvollsten Bitte, Seinen Namen an
die Spitze unseres Programms stellen zu dürfen, das Protek-
torat unserer Ausstellung aber gnädigst zu übernehmen. —