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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 25.1876

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Rede zur Eröffnung der deutschen Ausstellung in München, gehalten von Herrn v. Miller, Präsidenten des Comités
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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Renaissance-Interieurs der Schweiz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7031#0021
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Zeitschrift

des

Kunli-Gemerbe-Vereins.

Sechsundzwanzigster Jahrgang.

München.

.1™: » 4* O.

1876.

Die Zeitschrift erscheint monatlich mit wenigstens zwei Seiten Text und zwei Kunstbeilagen. Die Vereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift unentgeltlich.
Im Buchhandel kostet dieselbe M. 7. der Jahrgang. Inserate geeigneten Inhaltes werden mit 20 Pf. für den Raum einer gespaltenen Petitzeile berechnet.
S t ändig e Inserate erhalten eine entsprechende Preisermäßigung. In- und Auswärtige wollen sich dieserhalb an die Buchhandlung von Theodor Ackermann

dahier wenden.

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?ut Eröffnung der deutschen Ausstellung in München,

gehalten von Herrn v. Miller, Präsidenten des Comites.

„Als uns die freudige Kunde geworden, S. M. der König habe das Protectorat für unsere Ausstellung zu übernehmen
geruht, war sie von folgenden Worten begleitet: „von dem edlen Wettstreite, welcher durch solche Ausstellungen mächtig angeregt wird,
erwarten Se. Majestät mit Zuversicht den besten Erfolg für die erhebende Pflege der Kunst." Diese Zuversicht unseres Königs und
der Glaube, daß das deutsche Volk und seine erhabenen Fürsten eine große Idee jederzeit mit Begeisterung begrüßt, gaben uns den
Muth, ein solches kühnes Unternehmen zu wagen. Die großen Weltausstellungen, diese friedlichen Kämpfe der Neuzeit, brachten den
Deutschen zwar manchen Erfolg; deutscher Fleiß, deutsche Geschicklichkeit ward uns noch nirgends abgesprochen, allein gar oft fehlte
unseren Werken die Weihe der Schönheit, welche die Kunst dem Fleiße zu geben vermag — im Laufe der Zeiten war sie entfremdet
worden, die Kunst, der lärmenden Werkstatt; sie zog sich zurück in ihre stillen Räume oder schwelgte in höheren Sphären. Andere
Zeiten kannten keine solche Trennung zwischen Kunst und Handwerk, das beweisen hier ihre wunderbaren Werke, an denen wir lernen
wollen, an denen wir uns erbauen wollen. Diesen Zustand zu bekämpfen, Künstler und Handwerker wieder einander näher zu bringen,
besseres Verständniß versuchsweise anzubahnen, das Handwerk durch die Kunst zu veredeln, Sinn für das Schöne allenthalben zu er-
wecken und zu verbreiten, das waren seit 25 Jahren die angestrebten Ziele des Münchener Kunstgewerbe-Vereins, dessen schönsten
Jubeltag wir heute feiern. Es war ein schwerer Anfang für einen Verein, der mit so wenig Mitteln ausgestattet ist, eine so gewaltige
Ausstellung zu unternehmen; welche Garantie konnten wir unfern Ausstellern bieten, falls wir Unglück hätten? Da half die Hoch-
herzigkeit unserer Mitbürger, die sich mit großen Garantie-Summen schützend uns zur Seite stellten — nicht zögerte auch die bayerische
Kammer, die Garantien zu genehmigen, welche nirsere Staatsregierung für uns erbeten, und gnädig unterstützte uns unser erhabener
Protector das Beginnen zu erleichtern. So ausgerüstet richteten wir unsere Bitte, beizutragen zur Ehre der deutschen Nation, an alle
deutschen Völkerstämme, so weit die deutsche Zunge reicht, klang unser Ruf und fand Gehör allüberall. Kaiser und Könige — Fürsten,
Kirchen und Gemeinden öffneten ihre Museen, Privaten vertrauten uns ihre Schätze an, und gar mancher Hausvater trennte sich vom
liebsten Familien-Kleinod. Auch selbst über das Meer sandte uns I. M. die Königin Viktoria von England die deutschen Arbeiten
aus dem Kensington-Museum — Dank, innigen Dank Allen aus tiefster Seele! Gilt es ja dem Ruhme der Väter. So sehen wir hier
nun die kostbarsten Schätze des Alterthums in solcher Fülle vereint, wie sie so vereint noch kein Auge früher gesehen, und der Gedanke
ist gewiß erhebend: es sind lauter Werke unserer Väter. Bald regte sichs nun in allen Werkstätten und Ateliers, die Jugend sandte
die Erfolge ihrer Studien aus den Kunstschulen, die Architekten, diese natürlichen Vermittler zwischen Kunst und Handwerk, ihre Pläne;
ein reiches Bild dessen, was deutscher Fleiß und deutsches Handwerk vermag, wenn es von Künstlern geführt, liegt vor unseren Angen,
ein Anfang nur ist es, ein erster Versuch, dennoch laden wir ein alle Völker der Erde zu schauen, daß auch in diesem Falle wir eben-
bürtig sind den Nachbarvölkern. Königliche Hoheit! Seine Majestät der König hat Eure königliche Hoheit mit der Eröffnung dieser
deutschen Kunst- und Kunstindustrie-Ausstellung zu betrauen geruht — wir bitten diesen feierlichen Act nunmehr gnädigst vornehmen
zu wollen — möge Gott in dieser Zeit uns sch itzen und schirmen! Möge dieses Unternehmen Segen bringen all unfern deutschen
Brüdern! Das ist unsere Hoffnung, das wird für uns der reichste Lohn sein. Vereint gedeihe Kunst und Gewerbe für und für in
allen deutschen Gauen!"

Renaissance-Interieurs der Schwei;.

Von

H. E. v. Berlepsch.

(Schluß.)

Eine reizende Anlage dieser Art ist der Saal im Beck Leu-
schen Hause zu Sursee, Et. Luzern. (Eine ähnliche, in den
Verhältnissen jedoch bebeulenb größere, findet sich auch im Schloß
Tratzberg bei Jeubach, Tyrol.) — Die Thüren, alle mit zier-

lichem Beschläge, haben reiche Umfassungsarchitekturen, deren
tiefbraunes Holz trefflich von den weißen Wänden losgeht. In
keinem dieser Räume habe ich je einen Ofen gefunden, immer
nur Kamine, und diese meistens nicht im Verhältnisse stehend
zu der im U-brigen entfalteten Pracht. — Den Fußboden be-
decken meistens farbige Thonfließe, die bald reichere, bald ein-
fachere Muster aufweisen. Ein sehr hübsches Beispiel hierfür
ist der Boden des Saales im Winkelriedhause zu Stanz (>ubl.
in Seemann's Deutscher Renaissance). Unter all den genannten
 
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